REFLECTION CLUB - REVIEWS

Still Thick as a Brick (2021)

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babyblaue-seiten.de - Review : REFLECTION CLUB - Still Thick as a Brick

Babyblaue Seiten (Deutschland)

Liebe Freunde und Sympathisanten des Prog-Klassikers „Thick as a Brick“ von Jethro Tull, im März 2021 kommt eine dicke Überraschung auf Euch zu. Der Multiinstrumentalist Lutz Meinert, der uns mit seinem Projekt Margin im Jahre 2014 sehr angenehm aufgefallen ist, hat es sich diesmal zum Ziel gesetzt, ein Gesamtkunstwerk nach dem Vorbild von „Thick as a Brick“ zu erschaffen.

Zu diesem Zweck hat Meinert 2017 einige erfahrene Musiker/Innen um sich geschart. Diese formten ein internationales Projekt namens Reflection Club, das neben Meinert (Keyboards, Bass, Schlagzeug, Hintergrundgesang) und Nils Conrad (E-Gitarre, auch bei Crystal Palace und For Your Pleasure) aus der US-amerikanischen Flötistin Ulla Harmuth und dem Engländer Paul Forrest (Gesang, A-Gitarre, Jethro Tull Experience, ex-Dayglo Pirates) besteht.

Ganz nach dem großen Vorbild von Jethro Tull gehört zu diesem Musikalbum auch eine frei erfundene Zeitschrift mit den weitgehend fiktiven Infos zu diversen Themen. Wahr sind darin wohl nur die Songtexte. Das dazu gehörende Album heißt passenderweise „Still Thick As A Brick“. Es erscheint als 72-seitiges Mediabook mit dem darin abgedruckten Inhalt der besagten Zeitung, einer CD und einer Surround-DVD. Die Zeitschrift im lebensechten Format kann man nur im Rahmen der Vinyl-Ausgabe von „Still Thick As A Brick“ erwerben, die ebenso die CD und DVD beinhaltet.

Bei der Zeitung zum Album handelt es sich um eine Musikzeitschrift „Rellington Stone“. Darin wird unter anderem die These aufgestellt, die Songtexte zu „Still Thick As A Brick“ wurden von dem alten Schulfreund des Projektchefs Meinert mitgeschrieben, der auf den Namen George Boston hört und eine beachtliche Karriere als Finanzmanager hingelegt hat. Außerdem erfahren wir darin, dass „Rellington Stone“ gerade in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Da kam es gerade Recht, dass ein gewisser Robin Meynard (der auf keinen Fall mit Lutz Meinert zu verwechseln ist) in der darbenden Zeitschrift sein neues Album „Still Thick As A Brick“ vorstellen will und sie vielleicht dadurch vor dem Untergang bewahren könnte. Neben dem neuen Album von Reflection Club werden in der aktuellen Ausgabe von „Rellington Stone“ einige andere Tonträger besprochen, ein Studiobesitzer interviewt, ein Konzert vom Pop-Projekt Pussy Powers wohlwollend kommentiert und eine Theater-Vorstellung von einer Berliner Comedy-Truppe rezensiert, die als Nachfolger von Monty Python gehandelt wird. Alles wahrscheinlich frei erfunden, wie in „St. Cleve Chronicle" von Jethro Tull auch.

Passend zu der Behauptung, ein Finanzgenie George Boston half bei der Entstehung der Songtexte, widmen sie diese der Welt der Finanzen. Der damaligen Stimme von Ian Anderson ähnelnde Gesang von Paul Forrest führt uns durch die Irrungen und die Geheimnisse der Finanzwelt. Wenn man die DVD abspielt, dazu die passend vorbereiteten Bilder auf einem Bildschirm verfolgt und die Songtexte in der Sprache seiner Wahl einschaltet, bekommt man es sozusagen multimedial vermittelt, worum es textlich auf „Still Thick As A Brick“ geht.

Musikalisch geben sich Reflection Club auch keine Blöße bei ihrem kühnen Vorhaben ein Nachfolgewerk zu „Thick As A Brick“ zu erschaffen. Die Zutaten, aus denen Ian Anderson und seine Kollegen die zwei mehrteiligen Stücke 1972 zusammenbastelten, wurden von Reflection Club weitgehend übernommen, ohne natürlich die eigenen Ideen in den Arrangements völlig zu vernachlässigen. Damit meine ich die Elemente der Weltmusik, die akustisch jazzigen Momente und die psychedelischen Akzente. Die Gesangsabschnitte zur akustischer Gitarre, die Flötenmelodien, die Wechsel zwischen rockigen und fragilen Einfällen, die flott gespielten Themen, das kreative Schlagzeugspiel, die Gitarren- und Orgelsolos, das allgemeine Gefühl der verspielten Leichtigkeit, das alles wird den Jethro Tull-Freunden sehr bekannt vorkommen.

Die Art und Weise, wie Jethro Tull ihre Ideen auf „Thick As A Brick“ zu einem Ganzen zusammengesetzt haben, ließ meines Erachtens zu wünschen übrig. Das bekommen Lutz Meinert und seine Leute schon mal besser, da homogener hin. Andererseits scheint es die Unterschiede im Temperament zu geben zwischen dem 1972 25-jährigen Anderson und Reflection Club. Soll heißen, wo Anderson schon mal sehr wilde und ungestüme Ideen umzusetzen versuchte, agieren Reflection Club vergleichsweise besonnen und ausgeglichen. Von daher könnte man „Still Thick As A Brick“ vom Temperament her irgendwo zwischen „Thick As A Brick“ und „Thick As A Brick 2“ einordnen. An einigen Stellen fühle ich mich kompositorisch ausgerechnet an „Wondr'ing Aloud“, ebenso von Jethro Tull, erinnert. Ob sich auf „Still Thick As A Brick“ auch zeitlose Einfälle verstecken, die man, ähnlich wie die Teile vom Originalwerk, noch in 20-30 Jahren gerne spielen und hören möchte, diese Frage kann nur die Zeit beantworten.

Der Komponist Lutz Meinert meinte zu dem Vorhaben, er wollte nicht unbedingt nur „Thick As A Brick“ nacheifern, sondern Jethro Tull aus der Zeit 1972-73 huldigen. Das kann ich auf „Still Thick As A Brick“ nicht sehr oft heraushören, aber es gibt durchaus Stellen, wie diese in „Bedlam“, die sehr wohl die Gemeinsamkeiten mit „A Passion Play“ aufweisen.

Den Makel bloß die Nachahmer zu sein, machen Reflection Club mit ihren frisch wirkenden Einfällen und der tadellosen Umsetzung wieder wett. Ob ich damit Recht habe, kann jeder für sich optimal mit der Surround-Abmischung des Albums auf der DVD nachprüfen. „Still Thick As A Brick“ braucht sich vor dem großen Vorbild „Thick As A Brick“ tatsächlich nicht zu verstecken.

Siggy Zielinski (02/2021)

Wertung: 11/15

Still Thick as a Brick - Review - Babyblaue Seiten

Babyblaue Seiten (Deutschland)

Ich hab hier 'ne akute kognitive Dissonanz. Un, glau, bliches Album. Meine Ohren sagen mir, der Typ, der hier singt, heiße Ian Anderson. Mein Gehirn sagt mir, der Typ, der hier singt, heißt Paul Forrest. Paul Forrest? Nie gehört. Ebenso sagen mir meine Ohren, der Gitarrist heiße Martin Barre, der Keyboarder John Evan, der Bassist Jeffrey Hammond-Hammond und der Schlagzeuger – gerade der Schlagzeuger! - Barriemore Barlow. Kognitive Dissonanz. Wer sind Paul Forrest, Nils Conrad, Lutz Meinert und Ulla Harmuth?!?
"Still Thick As A Brick" ist besser als "Thick as a Brick 2" Jetzt isses raus. "Still Thick As A Brick" ist besser als "Thick as a Brick 2". Siggy hat Recht, man könnte „Still Thick as a Brick“ vom Temperament her zwischen „Thick as a Brick“ und „Thick as a Brick 2“ einordnen. Deshalb ist es besser. 50 Jahre werden diese Alben alt: "Tubular Bells", "Thick as a Brick" – kein Wunder, dass da Leute wie Robert Reed und Lutz Meinert erscheinen, die diese Jubiläen, ihr jahrzehntelanges Fantum sowie ihr eigenes musikalisches Können zusammennehmen, um sich vor jenen großen Vorbildern zu verneigen, und diese Musik, die damals die Welt veränderte (oder doch zumindest die einiger impressibler Kids, die etwas zu hören bekamen, was sie nie zuvor gehört hatten) in die Zukunft hinein transportieren.
Oder vielleicht auch nur die Vergangenheit verlängern? Klontum wird solchen Projekten gern vorgeworfen, wenn sie sich der Ästhetik Anderer bedienen, weil sie keine eigene zu entwickeln in der Lage sind. Hier jedoch wird bewusst und unverhohlen der Stil Jethro Tulls aufgenommen, um sich vor ebendiesen zu verneigen: Anderson, Barre, Evan, Hammond-Hammond und Barlow. Und mit welchem Können das geschieht! Bei kompositorischen Eigenheiten wie typischen Akkordfolgen und vertraut klingenden melodischen Wendungen angefangen, über das Arrangement bis hin zu – ja – den verwendeten Schlaginstrumenten ist "Still Thick As A Brick" eine Fortsetzung von "Thick As A Brick", die stilreiner nicht sein könnte. Un, glau, bliches Album. Lutz Meinert will nicht nur „Thick As A Brick“ nacheifern, sondern Jethro Tull aus der Zeit 1972-73 huldigen? Ja gern, Lutz. 1973 ist „A Passion Play“ entstanden, Du darfst SO! GERN! „Another Passion Play“ machen. Ab ins Studio mit Dir.
Jaja, eine Zeitung gibt's auch noch dazu. Die ist nicht so gut – lang nicht so gut – wie das Original, aber hey – man muss wohl dabeigewesen sein. Zum Zeitunglesen kauft sich sicherlich niemand "Thick as a Brick" – und das gilt auch für "Still Thick As A Brick". Musikalisch aber, da hat Siggy recht, braucht sich „Still Thick as a Brick“ nicht vor dem großen Vorbild „Thick As A Brick“ zu verstecken. Ein Muss-Hab, Leute, defi ein Muss-Hab!

Nik Brückner (03/2021)

Wertung: 13/15

Still Thick as a Brick - Review - Babyblaue Seiten

Babyblaue Seiten (Deutschland)

Als Jugendlicher war ich kein Jethro Tull-Fan. Obwohl ich damals das richtige Alter hatte. Es gab viele andere Bands die mich wesentlich mehr begeisterten und dann war da noch das knappe Taschengeld und die Tatsache, dass Ian Anderson & Co. irgendwie nach Mittelalter klangen. So kam es, dass ich erst vor ein paar Jahren die Musik von Jethro Tull bewusst wahrnahm. Mittlerweile stehen viele Alben der Engländer in meinem Schrank und jetzt kommt mit „Still Thick As A Brick“ noch eines hinzu. Bereits nach dem instrumentalen PRELUDE setzt Ian Andersons Stimme ein mit „ I think it's time to take a break, to take a time out“. Das klingt phantastisch und so vertraut, dass ich etwas lauter aufdrehe und voll genieße. Noch schnell ein Blick in das wirklich schöne Booklet in Taschenbuchformat und mal schauen, wer denn noch in der Band mitspielt. Komisch, ich finde Ian Andersons Namen gar nicht. Auch die anderen Namen sind mir völlig unbekannt, außer Lutz Meinert. Aber das ist doch der Typ der vor ein paar Jahren diesen psychedelischen Tee gekocht hat? Ja genau, Margin hieß die Band und das Album dreht regelmäßig seine Runden in meinem Player. Was um alles in der Welt ist hier passiert?

Jethro Tull haben dieses Album überhaupt nicht eingespielt, sondern der von Lutz Meinert ins Leben gerufene Reflection Club. Aber Anderson singt doch? Nein, tut er nicht. Der Sänger heißt Paul Forrest. Aber das haben die Kollegen ja schon zur Genüge alles erklärt. Die Flöte wird ebenfalls nicht von ihm, sondern von einer Frau gespielt. Hörst keinen Unterschied. Tja, also alles nur geklaut? Jein. Stimme, Instrumentierung, Komposition und Arrangement, alles klingt zu 100% nach Jethro Tull. Hat Robert Reed ja auch mit den „Sanctuary“-Alben und Mike Oldfield gemacht. Ist also nichts wirklich Neues. Aber man muss es dann auch noch so hinbekommen, dass es zwar nach dem Original klingt, aber eben nicht wie ein Plagiat. Die Grenze da zu ziehen ist schwierig, aber das Resultat ist in diesem Falle überzeugend und dürfte niemandem übel aufstoßen.

11 Tracks, 47 Minuten Musik, Tipp des Monats auf unseren blauen Seiten und keine Musikzeitschrift ohne einen Artikel über dieses Projekt. Klingt sehr nach Hype. Stimmt. Aber anders als bei einigen anderen ist dieser Hype nicht nach 3 Monaten verflogen. Dieses Album werde ich noch in 50 Jahren hören. Dazu müsste ich zwar 113 werden, was schwer werden dürfte. Aber wer weiß? Zeitlose Musik.

Marc Colling (04/2021)

Wertung: 12/15

Still Thick as a Brick - Review - Babyblaue Seiten

Babyblaue Seiten (Deutschland)

Die Kollegen haben die Musik vom Reflection Club schon perfekt beschrieben. Musik ist etwas Wunderbares. Ganz einfach lässt sie Gefühle entstehen, Erinnerungen aufkommen. Musik schafft es die Stimmung zu heben und das Herz zu erwärmen. Sie versetzt einen in unterschiedliche Situationen und lässt Hörerinnen und Hörer ganz tief eintauchen in längst vergangene Zeiten.

Und dieses „Still Thick As A Brick“ versetzt einen eben musikalisch in das Jahr 1972 zurück, als Jethro Tull ihr wohl bekanntestes Werk „Thick As A Brick“ veröffentlichten. Und dabei spielen Reflection Club „Thick As A Brick“ nicht einfach nach. Nein, im Stile des damaligen Albums entstand eine elfteilige Suite, die alle Jethro Tull Fans begeistern dürfte. Denn die Musik auf „Still Thick As A Brick“ klingt keineswegs wie eine Kopie des Originals, sehr viel eher wie eine Erweiterung des ursprünglichen Albums. Die Atmosphäre der Musik ist identisch, doch ansonsten klingt hier nichts abgekupfert oder geklaut. Das ursprüngliche Album diente als Inspiration und die darauf zu hörende Musik wird nun in neuer Form zum Leben erweckt.

Fazit: Wer die Musik von Jethro Tull auf „Thick As A Brick“ liebte, wird ganz sicher auch „Still Thick As A Brick“ von Reflection Club lieben. Auf dem Album hört man keine Kopie der damaligen Musik, sondern eine Erweiterung, die sich lohnt gehört zu werden. Klasse.

Markus Peitner (05/2021)

Wertung: 12/15

Still Thick as a Brick - Review - Betreutes Proggen

Betreutes Proggen (Deutschland)

Immer wieder gibt es neue Veröffentlichungen, die reißen einen vom Hocker. Und das, obwohl man uns schon seit Dekaden erzählt, dass Rock ja tot sei. Ach wirklich? Warum bekommen wir dann im Wochentakt unglaublich viel neues Material von Künstlern und Bands zugeschickt? Aber lassen wir das, ich schweife ab, und kommen wir zurück zum Hocker – von dem ich gefallen bin.

Multiinstrumentalist Lutz Meinert dürfte durch sein 2014er Projekt Margin Vielen noch ein Begriff sein. Mit seiner neuesten Inkarnation Reflection Club lehnt er bewusst sein Debütalbum „Still Thick as a Brick“ an Jethro Tulls legendären Longplayer mit ähnlichem Namen an. So was kann natürlich schnell in die Hose gehen, wenn man sich mit den ganz Großen messen möchte. Doch das Einzige, was hier durch die Hose geht, ist der Impuls nach dem schönen ‚Prelude‘ mit zu wippen. Ganz schnell wird klar, dass hier Kunst auf hohem Niveau passiert. Den Hörer erwartet ein soundtechnisch schön aufpoliertes und ausproduziertes Gesamtwerk, das sich nicht hinter der großen Inspiration zu verstecken braucht. Ganz im Gegenteil. Ich behaupte mal: dieses Album hat mehr Tiefe als z.B. Jethro Tulls „Thick as a Brick 2“.

Die Songs gehen nahtlos ineinander über während die Musiker um Komponist Lutz Meinert ihr Können in überzeugender Weise unter Beweis stellen. Hier kommt alles zum Einsatz, was das geneigte Progger-Herz erfreut. Ein angenehmer Gesang, der schon etwas an Ian Anderson erinnert, Querflöte, Akustik- und E-Gitarre, Keyboard, Schlagzeug, Bass und Exoten wie z. B. eine Sitar. Die Songs sind facettenreich durcharrangiert und virtuos eingespielt. Der Gesamtmix dieses Albums ist brilliant, transparent und passend gemastert.
Dazu gibt es noch ein grandioses Mediabook, inklusive einer bandeigenen Zeitung „Rellington Stone“, der es an Witz und Anspielungen nicht fehlt. Weiterhin gehören eine CD und eine DVD zum Gesamtpaket. Alternativ gibt es auch eine LP-Version (hier schauen).

Fazit:
Eines ist klar, hier wird nicht nur Jethro Tull gehuldigt, sondern auch aufgezeigt wie sie heutzutage klingen könnten. Großes Kino Herr Meinert und Kollegen. An diesem Werk kommt man nicht vorbei! Anspieltipp(s): ‚Years on the Fast Track‘ , ‚The Club of Hopeful Pinions‘ und ‚Bedlam‘.

Bewertung: 13/15 Punkten (WE 13, AF 13, JM 13, KR 12, HR 13)

Andrè Fedorow (04/2021)

Still Thick as a Brick - Review - Big Bang Magazin

Big Bang Magazin (Frankreich)

Immer noch dumm wie Bohnenstroh? Sagt Ihnen das gar nichts?
Es ist kurios, dieser Titel scheint an den Titel von Jethro Tulls Meisterwerk, Thick As A Brick (TABB für die Intimen oder die Faulen) zu erinnern, dem Ian Anderson selbst 40 Jahre später eine Fortsetzung gegeben hatte, Thick As A Brick 2 (2012). Nach einer Überprüfung stellt sich jedoch heraus, dass es sich bei diesem Still Thick As A Brick nicht um TAAB Episode 3 der Tull handelt, sondern um das Album einer neuen Band unter der Leitung von Lutz Meinert aus Berlin, dem Leader der Psychedelic-Rock-Band Margin, unterstützt an der Akustikgitarre und am Gesang von Paul Forrest, dem englischen Mitglied der Jethro Tull Experience (würde das die Sache erklären? ), Crystal Palace-Gitarrist Nils Conrad und die amerikanische Flötistin Ulla Harmuth, deren Virtuosität auf diesem Instrument der von Ian Anderson in nichts nachsteht (noch ein Hinweis!).

Trotz der Wortgleichheit (unglaublich, dass das keinem Mitglied des Reflection Club aufgefallen ist, oder?) scheint Still Thick As A Brick weder eine Fortsetzung von TAAB noch ein einfaches Cover dieses mythischen Albums zu sein (denn in diesem Fall wäre es ein kompletter Fehlschlag, das sage ich Ihnen!). Genau wie TAAB, das die Geschichte von Gerald Bostock heraufbeschwor, will Still Thick As A Brick uns von einer erbaulichen Persönlichkeit erzählen, dem berühmten Finanzmagnaten George Boston. Ich persönlich hatte noch nie von ihm gehört, aber wie Reflection Club sagt, um mehr über ihn zu erfahren, müssen wir nur lesen, was das Rellington Stone Magazin über ihn sagt, von dem eine komplette Ausgabe im CD-Booklet enthalten ist.

Musikalisch gibt es keinen Mangel an Ähnlichkeiten mit TAAB, wobei die irritierenste Paul Forrests Art zu singen, mit einer leicht nasalen Stimme, die der von Ian Anderson aus den Siebzigern sehr ähnlich ist. Wir finden auch auf Still Thick As A Brick diesen gleichen Sinn für rhythmische Brüche, diese wiederkehrende akustische Gitarre, die sehr eingängige Folk-Rock-Themen entwickelt, dieses anachronistische, aber überdrehte Cembalo, diese köstliche Hammond-Orgel, die eines John Evan würdig ist, ein Instrument, das besonders auf dem enthusiastischen „The Foray Of The Sharks“ (5:37) oder dem sehr tullianischen Rock „The Great Dance Around The Golden Calf“ (3:35) zu Ehren kommt.

Also, immer noch Thick As A Brick, Originalarbeit oder reines Plagiat? So viele Ähnlichkeiten mit Jethro Tull's Thick As A Brick... Ich frage mich, ob das alles nur dem Zufall geschuldet ist. Auf jeden Fall sollten wir nicht unbedingt die Tatsache gering schätzen, dass Künstler sich eindeutig von ihren Vorgängern inspirieren lassen, um ihren eigenen Stil zu schmieden. War nicht Ian Anderson selbst in den Anfangstagen von Jethro Tull von Cat Stevens inspiriert? Hören Sie sich noch einmal „Katmandu“ auf Stevens' Album Mona Bone Jakon an.

Aber Moment mal! Verdammt richtig, das ist es! Bin ich, dumm (wie Bohnenstroh)! Hätten Reflection Club nicht absichtlich eine „In der Art von“-Platte gemacht? So wie es Robert Reed zuvor bei seiner Sanctuary-Trilogie gemacht hat, inspiriert von Mike Oldfields frühen Platten? Was für eine köstliche Idee! Aus einer Platte (TAAB), die selbst schräg und paraodisch war, eine schräge Platte "zweiten Grades" zu machen...

Mit dieser Prämisse und trotz der Zwänge dieser Art von Übung hat Reflection Club ein faszinierendes Werk geschaffen, das im Geiste TAAB nahe steht (ohne das sehr starke Augenzwinkern zu vergessen), das es aber schafft, für sich selbst zu existieren, mit einigen Stücken, die weniger mit dem 70er-Jahre-Stil von Jethro Tull verbunden sind. Die jazzigen Farben von „Nervensoothers“ (3:10) platzieren es zum Beispiel eher zwischen Camel und The Tangent. Darüber hinaus bereichern die Beiträge von Gästen auf Sitar oder Violine sowie einige Bläsertöne (wahrscheinlich auf dem Synthesizer gespielt) die Atmosphäre auf sinnvolle Weise.
Und Reflection Club zögert nicht, die Stimmungen zu variieren und verlässt den typischen Tull'schen symphonischen Folk-Prog, um auf dem gut benannten „Sentimental Depreciation“ (5:19) zärtlich pop-rockig zu werden. So schafft es Still Thick As A Brick nach einigen Hördurchgängen, vom hervorragenden symphonischen "Prelude" (2:00) bis zum tröstlichen „Look Across The Sea" (4:24), einer Art Seemannslied, das von einem Dudelsack dominiert wird, TAAB für 48 Minuten vergessen zu machen.
Ich muss zugeben, dass Reflection Club mehr Persönlichkeit und Originalität hat, als der Titel ihres Albums vermuten lässt. Ohne das Kreativitätsniveau seines genialen und unverwüstlichen Vorbilds zu erreichen, aber mit all dem zeitlosen Geschmack, erzeugt Still Thick As A Brick ein unbestreitbares Hörvergnügen und dürfte den meisten Menschen gefallen, nicht nur den alten Fans von Jethro Tull. Für Letztere gilt: Wenn Ian Andersons TAAB 2 sie nicht vollends überzeugt hat, können sie sich getrost auf dieses Still Thick As A Brick stützen, um es wiedergutzumachen.

Alain Succa (07/2021) - Magazin-Ausgabe #114

STAAB-review ClassicRock

Classic Rock (Deutschland)

Natürlich kennt jeder Prog-Rock-Fan THICK AS A BRICK von Jethro Tull aus dem Jahr 1972. Für viele ist es die Lieblingsscheibe der britischen Band, für den Multinstrumentalisten Lutz Meinert die wichtigste Inspirationsquelle für ein ähnlich geartetes Werk seiner Gruppe The Reflection Club. Der Albumtitel ist bewusst eng ans Original angelehnt, denn klanglich und kompositorisch wandeln The Reflection Club auf bewährten Tull-Spuren. Allerdings: Das gesamte Werk besteht aus neuen Songs, die mit dem Klassiker nur stilistisch verwandt sind, im Detail aber frische Ideen und willkommene Ausflüge in andere Gefilde (Jazz, Blues, Fusion) aufweisen. Star der Truppe ist Sänger Paul Forrest, dessen Timbre nicht nur Ober-Tull Ian Anderson erstaunlich nahe kommt, sondern der auch exquisit Querflöte und Akustikgitarre spielt. Mehr Jethro-Tull-Feeling geht kaum.

Matthias Mineur (03/2021)

Review Still Thick as a Brick - darkstars.de

darkstars.de (Deutschland)

Das Progressive-Rock-Projekt REFLECTION CLUB ist das geistige Kind des deutschen Multiinstrumentalisten Lutz Meinert. Der gute Mann hat es sich zur Aufgabe gemacht, zusammen mit einer international besetzten Gruppe von Musikern eine Hommage an eines der größten Prog Rock Werke der 70er zu erschaffen. „Thick as a Brick“ von JETHRO TULL diente für ihr Album „Still Thick as a Brick“ als Blaupause. Es ist allerdings keine Kopie des besagten Albums geworden, sondern so etwas wie die Weiterführung des bahnbrechenden Überwerks von 1972. Beim Hören könnte man fast glauben, dass JETHRO TULL selbst dahinter stecken könnten. Der englische Sänger, Akustikgitarrist und Flötist Paul Forrest (JETHRO TULL EXPERIENCE, DAYGLO PIRATES) klingt einem Ian Anderson zum Verwechseln ähnlich und überzeugt auf ganzer Linie. Musikalisch bewegen sich REFLECTION CLUB sehr dicht an die großen Vorbilder, allerdings gehen sie noch um einiges weiter und verschmelzen auch Jazz/ Fusion oder Welt Musik mit den Tull“schen“ Vorgaben. Nach dem Hören der fast 50-minütigen CD muss ich lobend feststellen, dass es der Truppe wirklich gelungen ist, den Geist der Pioniere des Progrocks vorbildlich zu treffen und diese Musik in unsere Zeit zu katapultieren. Auf der beiliegenden DVD gibt es das hervorragend produzierte Album zudem noch in einem gelungenen Surround- und HD-Stereo-Mix, welcher von einer Diashow visualisiert wurde. Für JETHRO TULL oder Prog Fans ein echter Geheimtipp, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Bekommen kann man das gute Stück im Shop der Plattenfirma unter https://madvedge.de/shop_de.html als Mediabook mit CD, DVD, 72-seitigem Booklet.

Chris Strieder (09/2021)

STAAB-Review DME

DME - Dmitry M. Epstein (international)

Das ultimative Prog-Rock-Opus bekommt eine Ultra-Hommage - gespiegelt oder besser gesagt gebrochen durch die Perspektive eines Über-Aficionados.

JETHRO TULL wurde im Laufe der Jahre so manche Hommage zuteil - in Form einzelner Songs, stilistischer Figuren und ganzer Cover-Ensembles -, aber keine Alben, die im Universum dieses einflussreichen Kollektivs spielen. Oder in einem Paralleluniversum, denn Ian Andersons eigenwillige Kunst zu imitieren oder die von ihm erschaffenen Welten zu bewohnen, fühlt sich sowohl sinnlos als auch nahezu undurchführbar an... zumindest könnte man das denken. Das schien der Veteran selbst bewiesen zu haben, als er 1972 sein "Thick As A Brick" zeitlich verschob und vier Jahrzehnte später "TAAB 2" ablieferte. Einzig Multiinstrumentalist Lutz Meinert entschied sich, einer solchen Vorstellung zu trotzen und stellte sich der herausfordernden Aufgabe, das Konzept an einen anderen Ort zu verlegen und dabei den gleichen klanglichen Rahmen einzuhalten. Das Ergebnis ist eine Platte mit dem Titel "Still Thick As A Brick" - basierend auf der bekannten Blaupause in Bezug auf Arrangements und Präsentation, bis hin zur zeitungsähnlichen Verpackung des Plattentellers.

Während weniger inspirierte Komponisten bei einem solchen Werk nicht umhin kämen, ihre Helden zu zitieren, begeben sich der Berliner und sein internationales Team von Gleichgesinnten - Gitarrist Nils Conrad, Flötistin Ulla Harmuth und Sänger Paul Forrest - nie auf die Ebene des simplen Kopierens der liebgewonnenen Motive; die Zuneigung und der Respekt des Vierers gegenüber dem Prog-Meilenstein ist tief genug, um ein leidenschaftliches Spiel mit der leicht erkennbaren Klangpalette zu skizzieren, das vom Original kaum zu unterscheiden ist. Die 11-teilige Suite, die in Rellington Town und nicht in St. Cleve spielt, mag zwar an mehreren Stellen auf Andersons Texte anspielen, doch haben Handlung und Ablauf keinerlei Ähnlichkeit mit dem Album, das er als Parodie auf die Vorliebe seiner Kollegen für die Langform konzipierte, und Meinerts Worte und Musik stehen dem sozial aufgeladenen symphonischen Folk von einst nahe.

Vom orchestralen Aufschwung in "Prelude" bis zum holzbläsergetriebenen Abstieg in "Look Across The Sea", dem hymnischen elektro-akustischen Höhepunkt des Albums, gibt es kaum einen langweiligen Moment, auch wenn RCs Stücke oft die melodische Unmittelbarkeit von JTs Kanon vermissen lassen und die dynamischen Schwankungen, die erstere bieten, der emotionalen Fülle der letzteren entsprechen. Allerdings zeichnet sich "Time Out" dadurch aus, dass es zarte Balladen zugunsten scharfer Riffs ablegt, und es gibt mehr jazzige Passagen in der modernen Inszenierung eines kritischen Spektakels, das klavierbetonte "Nervesoothers" treibt ebenso wie Elemente des Ragas. Es gibt auch Flamenco in "The Club Of Hopeful Pinions", der ziemlich hart um eine flatternde Flöte herum rockt, bis das mit Orgel geölte, von Streichern durchtränkte "The Foray Of The Sharks" die schweren Kanten glättet. All das sorgt für ein fesselndes Hörerlebnis und erfordert wiederholte Durchläufe, um zu begreifen, was hier vor sich geht.

Dmitry M. Epstein (03/2021)

dprp.net review Reflection Club - Still Thick as a Brick

Dutch Progressive Rock Page (Niederlande)

Tribute gibt es in allen Formen und Größen. Von Bands, die gerne ihren Respekt zollen, indem sie einen einzelnen Track covern, bis hin zu speziell gebildeten Gruppen, die um die Welt reisen, um eine bestimmte Erinnerung/Zeitspanne lebendig zu halten. Eine andere Möglichkeit sind Plattenlabels, die Musiker bitten, an einer Hommage teilzunehmen. Ein Beispiel dafür war die Jethro Tull-Hommage To Cry You A Song von 1996, an der eine Vielzahl bekannter (Prog-)Künstler mitwirkten.

Eine relativ neue Entdeckung ist Fleesh, die neben vielen Covers aus allen möglichen Genres auch mehrere Prog-orientierte Tribute-Alben veröffentlicht haben. Besonders erwähnenswert ist ihr makelloses Renaissance-Tribute, bei dem man den Eindruck gewinnen könnte, es sei tatsächlich das Original. Ich lade hiermit jemanden ein, mich bitte zu kneifen, denn Still Thick As A Brick von Reflection Club setzt noch einen drauf, denn es fühlt sich an, als wäre ich in ein magisches, paralleles Tull-Universum gereist, aus dem ich nicht mehr aufwachen möchte.

Ein Albumtitel wie Still Thick As A Brick wird zweifelsohne das Interesse von Progressive-Rock-Bewunderern und insbesondere Jethro-Tull-Fans wecken, da er sich auf eines der ikonischsten Alben des Progressive Rocks, Thick As A Brick, bezieht. Das höchst erfolgreiche Meisterwerk aus dem Jahr 1972 ist eine durchgehende Komposition, die sich über zwei Seiten erstreckt. Ebenso originell war die Beilage der faszinierenden Zeitungsbeilage, die behauptet, das Album sei eine Adaption eines Gedichts, das das jugendliche Genie Gerald Bostock im Alter von acht Jahren geschrieben hat.

In Wirklichkeit wurde alles von Jethro Tulls Frontmann Ian Anderson geschrieben, der zu dieser Zeit von Martin "Sir Lancelot" Barre, John Evan und dem dynamischen Rhythmus-Tandem Barriemore Barlow und Jeffrey Hammond-Hammond umgeben war. Eine Formation, die weithin als die "klassische" Besetzung von Jethro Tull gilt. Die zusätzlichen Orchestrierungen von David Palmer hoben das musikalische Erlebnis in luftige Höhen.

Es war Ian Anderson selbst, der zwei sehr willkommene Fortsetzungen zu diesem Meilenstein veröffentlichte (TAAB2 und Homo Erraticus). Und obwohl dies nur eine theoretische Annahme ist, kann er durchaus stolz auf Still Thick As A Brick sein, auch wenn seine tatsächliche Beteiligung an dieser Aufnahme gleich null ist!

Reflection Club ist eine internationale Zusammenarbeit zwischen Lutz Meinert (Margin) an Keyboards, Bass, Schlagzeug und Percussion, Nils Conrad (Crystal Palace) an den Gitarren, Ulla Harmuth (Flöte) und Paul Forrest (Dayglo Pirates) an der akustischen Gitarre und Gesang. Zusammen erweitern sie den musikalischen Stil von Jethro Tull zwischen ihrer illustren Zeit 1972 - 1973. In der Realität führte dies zu dem aufgegebenen Projekt Chateau D'Isaster und dem ebenso verlockenden Folgewerk A Passion Play von 1973. Auf der Zeitachse von Reflection Club führt es zu einem fantastischen "Arc De Triomphe"-Erlebnis.

Das Album kommt in einem aufwendigen 72-seitigen Media-Book (Rellington Stone Magazin), das dem Konzept von TAAB bis ins kleinste Detail ähnelt. Neben der fiktiven Figur des Finanzbankers George Boston (Autor des komplexen Konzepts des Albums) enthält es Artikel, Texte, Rezensionen, Skurrilitäten und viele andere Referenzen zur Geschichte des Albums. Das Buch selbst ist ein Erlebnis für sich, in das viele satirische Parodien und Tom-Jones-Witze gequetscht sind.

Dem Buch und der eigentlichen CD liegt eine DVD bei, die neben einem makellosen Dolby Digital 5.1 Surround-Sound-Erlebnis die Geschichte des Konzepts noch weiter visualisiert. Eine großartige Ergänzung des Konzepts, bei der anschauliche Dias und Grafiken die komplexe Geschichte im Verlauf der Musik wunderbar visualisieren. Die Hervorhebung der komplizierten Instrumentierung mit den entsprechenden Grafiken im gleichen Moment erweist sich als großer Vorteil, und die Geste der Untertitel in vier verschiedenen Sprachen ist ein netter Bonus.

Da das konzeptionelle Layout extrem gut ausgeführt wurde, ist die letzte Hürde, die es zu nehmen gilt, die unglaubliche und fesselnde musikalische Vielfalt von TAAB. Eine unmögliche Aufgabe und ein Weg voller Fallen, auf dem nichts einfach ist, es sei denn, man heißt George Boston! Für STAAB wurde die 11-teilige Komposition von Lutz Meinert komponiert, arrangiert und produziert , ein abenteuerlicher Weg zum Erfolg.

Prelude setzt die richtige Atmosphäre durch eine spielerische, erfinderische Annäherung an die eine klassischen Themen des ursprünglichen TAAB. Doch schon die ersten unfassbaren Schlagzeugschläge von Time Out sorgen für eine Verwirrung. Die akustische Melodie umschmeichelt Gefühle von Wärme und Vertrautheit, während Sänger Forrest fast alle stimmlichen Eigenschaften klont, die Andersons Persönlichkeit zugeschrieben werden, einschließlich der Wärme seiner Stimme.

Die Fingerfertigkeit der vielseitigen Rhythmusgruppe und der Flöte sorgen für weitere Fesseln und man fühlt sich wahrhaftig in das Jahr 1972 versetzt, wobei nur der Anblick von Forrest, der auf einem Bein steht, fehlt. Obwohl er in einer Live-Situation auch das meistern würde, angesichts seiner Beteiligung an der Jethro Tull Experience.

Das dynamische Years On The Fast Track lebt von Conrads Gitarrenparts, der nahtlos in seine Ritterrolle schlüpft und seine Meisterschaft auf der Sechssaitigen unter Beweis stellt. Währenddessen fließen die reizvollen Rhythmuswechsel, die offenkundig vertrauten Keyboardklänge und die herrlichen Flöteneinsätze von Harmuth mit melodischer Köstlichkeit in einen vollen Tull-Ausbruch. Das Folk-Feeling von Rellington Town sorgt für weiteres Staunen, umgeben von edlen Xylophon-Akzenten und zarten Flötenarrangements.

Im weiteren Verlauf des Albums lassen sich viele weitere Elemente entdecken, die den köstlichen Jethro Tull-Vibe beinhalten, immer umgeben von lebendiger Musikalität. Der Versuch, sie alle in dieser Rezension zu erfassen, würde viel zu viel Freude rauben, aber seien Sie versichert, dass es viele denkwürdige, brillante Sätze gibt. Tull-Puristen werden ein Jahr lang auf ihre Kosten kommen.

Songs wie Bedlam und Sentimental Depreciation enthalten beide wunderschöne klassische Geigenklänge, von denen jeder Song sehr profitiert. Und unter der leicht psychedelischen Natur von Nervesoothers schimmern sogar raffinierte Elemente von Jazz und Fusion inmitten all dieser Tull-Seligkeit durch. Die reizvoll wiederkehrenden rockigeren Passagen in The Great Dance Around The Golden Calf und Bedlam ziehen mühelos die Aufmerksamkeit auf sich, und der schottische Dambusters-Marsch von Look To The Sea rundet eine zutiefst erfüllende Hommage ab.

Der Aufwand und die Leidenschaft, die in die Entstehung von Still Thick As A Brick geflossen ist, ist erstaunlich. Im Vergleich zu TAAB etwas ausgefeilter, klingt es durchweg frisch und lebendig, und obwohl viele offensichtliche Referenzen und Einflüsse zu erkennen sind, ist nicht ein einziges Mal der Gedanke an Nachahmer aufgekommen. Es ist eine sehr lohnende und höchst originelle Interpretation von TAAB, die die Identität von Jethro Tull auf die bestmögliche Weise widerspiegelt.

Eingefleischte Tull-Fans sollten sich unbedingt die Zeit nehmen, diese Veröffentlichung zu erkunden, während sich Progressive-Rock-Fans auf ein bezauberndes Konzeptalbum mit tadellosen Leistungen freuen können. Währenddessen, völlig eingetaucht in STAABs wunderbare Zeitschleife, freue ich mich darauf zu sehen, ob Reflection Club noch mehr Tricks auf Lager haben.

Jan Buddenberg (03/2021)

Reflection Club - Still Thick as a Brick - Review Eclipsed 2021-03

Eclipsed (Deutschland)

Sequels sind in – auch Prog-Werke bleiben davon nicht verschont. So ließ Ian Anderson dem ironischen Vorzeigekonzeptalbum „Thick As A Brick“ seiner Band Jethro Tull von 1972 im Jahr 2012 einen zweiten Teil über das weitere Leben der fiktiven Figur Gerald Bostock folgen. Eher ungewöhnlich ist allerdings, dass die Band Reflection Club nun eine ganz eigene Fortsetzung vorlegt. Bereits die sinfonische Eröffnung sorgt mit der typischen Melodieführung durch Streicher, Querflöte und Orgel für wohlige Erinnerungsschauer. „Time Out“ erzeugt die authentische „TAAB“-Atmosphäre mit Klampfe, Klavier und einem Gesang, der etwas weicher und höher gelagert, aber doch nahe am Timbre Andersons ist. Natürlich wird‘s ab dem nächsten Song „Years On The Fast Track“ mit krachender E-Gitarre (ebenfalls im Ton an Martin Barre orientiert) und peitschenden Drums vertrackter. Flöte und Orgel gehen oft in gemeinsamem Schritt. Die große Erzählung „Rellington Town“ nimmt mit Sitar und Percussion gar die erst späteren Weltmusikeinflüsse von Jethro Tull auf. Nie aber wird an den für „TAAB“ typischen Klangingredienzien gespart, ohne dass die Stücke deshalb zu Plagiaten verkommen. „The Foray Of The Sharks“ wandelt auf schmalem Grat zwischen Tull und Genenis. „Sentimental Depreciation“ gerät loungiger, „Bedlam“ dafür zum großen, temporeichen Barockfest inklusive Spinett, und mit „Look Across The Sea“ gelingt ein würdiges, hymnisches Finale.
Einen fetten Extra-Punkt für Kreativität muss man dem Projekt von Multiinstrumentalist Lutz Meinert, Sänger und Gitarrist Paul Forrest, E-Gitarrist Nils Conrad und Flötistin Ulla Harmuth für das aufwendige Mediabook mit CD, DVD und 72-seitigem Booklet geben: Statt des im Original als Cover dienenden „St. Cleve Chronicle“ legen sie mit dem „Rellington Stone“ ein komplettes Musikmagazin bei, das u. a. ein augenzwinkerndes Licht auf den fiktiven Finanzmogul George Boston wirft, der im Zentrum dieser beeindruckenden Konzepthommage steht.
Top Track: Relligton Town

Walter Sehrer (02/2021)

 

Stimmen zur Platte:

„Ein Pastiche ist nicht zu verwechseln mit einem Plagiat, greift es doch die ästhetische Vision und die stilistischen Mittel des Vorbilds – gerne auch sehr detailgenau – auf, um darauf aufbauend etwas Eigenes, Neues zu erschaffen. Genau das gelingt auf diesem überzeugenden Album mit Bravour!“

Sascha Seiler (02/2021)

 

„Tull-Prog, der nicht kopiert, sondern inspiriert, mit Passion und kompositorischer Substanz arrangiert und produziert ist. Sänger Paul Forrest brilliert, die fantastische Aufmachung lässt keine Wünsche offen.“

Marcus Wicker (02/2021)

STAAB-Review Empire 2021-03

Empire (Deutschland)

Angesichts des Albumtitels drängt sich zwangsläufig eine starke Vermutung auf, die beim ersten Hördurchgang auch schnell bestätigt wird. Hier huldigt jemand dem Jethro Tull-Klassiker Thick As A Brick, und zwar nicht durch eine Überarbeitung des Originals, sondern durch eine eigene Version, die allerdings in vielerlei Hinsicht stark ans Original angelehnt ist. So ist dies ebenfalls ein Konzeptalbum, das schon durch die exzellente, liebevoll gestaltete Aufmachung punktet. Zwar handelt es sich nicht um eine Zeitung, stattdessen haben sie in der großformatigen Ausgabe, ähnlich zu den Steven Wilson-Remixes, eine Monatsausgabe eines Musikmagazins integriert, das sich Rellington Stone nennt.

Wer steckt nun hinter diesem Reflection Club? Der Name des Labels gibt diesbezüglich einen wertvollen Hinweis, denn Kopf dieser internationalen Formation ist Lutz Meinert, der unter anderem unter dem Namen Margin 2014 ein hervorragendes Album mit dem Titel Psychedelic Teatime veröffentlichte. Er entwickelte das Konzept, komponierte sämtliche Songs und ist als Multiinstrumentalist unterwegs, wie die Auflistung zeigt: Drums, Percussion, Organ, Piano, Harpichord, Electric Bass, Double Bass, Vibraphone, Glockenspiel, Backing Vocals. Als Glücksgriff stellt sich die Wahl der Sängers dar. Paul Forrest heißt er, spielt auch die akustische Gitarre auf diesem Album und Flöte auf einem Titel. Er imitiert die Gesangseigenarten des Ian Anderson nahezu perfekt und bildet die ideale Ergänzung für die Umsetzung der Ideen von Lutz Meinert. Dass er unter anderem auch in einer Jethro Tull-Coverband spielt, dürfte kaum verwundern. Hinzu kommen immer wieder feine Einlagen an der elektrischen Gitarre, beigesteuert von Crystal Palace-Musiker Nils Conrad. Abgerundet wird das harmonische Gesamtbild durch die Flötistin Ulla Harmuth. Als Gäste kommen hinzu: The Rellington Resort Orchestra, The Little Indian Restaurant Ensemble (Sitar, Percussion) und Willy Scott (Bagpipes, Whistles).

Auf elf Songs und knapp 50 Minuten Spielzeit wissen sie, in ihrer eigenen Version die Atmosphäre des Klassikers herbeizuzaubern. Nach symphonischem Zwei-Minuten-Intro kommt zum ersten Mal Sänger Forrest ins Spiel, und schon nach wenigen Minuten wird klar, dass hier viele charakteristische Elemente des Tull‘schen Musikkosmos einfließen, und das beschränkt sich nicht nur auf die Flöte und das Spiel an der akustischen Gitarre. Hinzu kommen schöne Melodien, die sich zum Teil auch recht schnell in den Gehörgängen festsetzen. Als Beispiel sei ein Song wie Rellington Town genannt, in dem auch ein Glockenspiel an das große Vorbild erinnert. So ist Still Thick As A Brick eine ausgesprochen gut gelungene Verbeugung vor einem Klassiker! Unbedingte Empfehlung für dieses tolle Gesamtwerk, auf dem für Ohren und Augen viel geboten wird!

Jürgen Meurer (03/2021)

Still Thick as a Brick - Review - expose.org

exposé (international)

Es ist immer recht riskant, eine ikonische Gruppe oder ein Album zu covern oder zu kopieren, in diesem Fall Jethro Tulls bahnbrechendes Meisterwerk Thick as a Brick von 1972. Deshalb habe ich mich vorsichtig an Still Thick as a Brick von Reflection Club herangewagt. Um ein wenig Hintergrundwissen zu vermitteln: Lutz Meinert von der Berliner Psych-Gruppe Margin (Keyboards, Bass, Schlagzeug, Percussion und Backing Vocals) gründete 2017 den Reflection Club mit dem deutschen Gitarristen Nils Conrad (Crystal Palace, For Your Pleasure), der amerikanischen Flötistin Ulla Harmuth und dem englischen Sänger, Akustikgitarristen und Flötisten Paul Forrest (Jethro Tull Experience, Dayglo Pirates). Sie begannen sofort mit der Arbeit an ihrem Debütalbum Still Thick as a Brick, dessen Zusammenstellung, Aufnahme und Veröffentlichung vier Jahre dauerte. Ähnlich wie das Original von Tull ist das neue Album eine einzige lange Komposition, die in elf Teile unterteilt ist, die sich manchmal auf Themen oder Texte des Originals beziehen und diese mit Elementen von Jazz und Prog-Fusion erweitern. Der faszinierendste Aspekt von Reflection Club ist, dass Paul Forrest bemerkenswert ähnlich wie Ian Anderson klingt, sowohl im Ton als auch in der Phrasierung. Offensichtlich hat die gesamte Band Jethro Tull studiert und etwas geschaffen, das man als eine lange verschollene Tull-Platte betrachten könnte. Obwohl nicht so bahnbrechend wie Tulls Album von 1972, ist Still Thick as a Brick erstaunlich. Und als ob die Musik nicht genug wäre, kommt das Album in einem gebundenen 74-seitigen Buch mit Hochglanzeinband, das Artikel aus Rellington Stone - The Magazine for Music and Culture in Rellington and the Rest of the World enthält. Das Buch enthält die Songtexte, Musik- und Konzertkritiken, Bandhintergründe und Anzeigen. Und dann gibt es noch die beiliegende DVD mit einer Stock-Art-Bild-Diashow, die die Musik unterstützt, und man kann sich die Untertiteltexte in der Sprache seiner Wahl anzeigen lassen. Der Reflection Club ist also ein Risiko eingegangen und hat die Chance genutzt. Still Thick as a Brick ist durchaus Ihre Aufmerksamkeit wert.

Henry Schneider (05/2021)

Still Thick as a Brick - Review - Fidelity

Fidelity (Deutschland)

Zwei durchgängige LP-Seiten und eine aufwendige Fake-Lokalzeitung als Plattencover: Thick As A Brick (1972) war das Opus magnum der britischen Rockband Jethro Tull. 40 Jahre nach Erscheinen dieses Albums versuchte sich Ian Anderson, der Kopf der Band, an einer Fortsetzung. Doch Thick As A Brick 2 (2012) wurde für viele Fans zur Enttäuschung. Auch für den Berliner Musiker und Bildkünstler Lutz Meinert, dem das Tull-Album von 1972 immer besonders am Herzen lag. Die Enttäuschung aber gab ihm den Anstoß, sich selbst an einer „Fortsetzung“ zu versuchen. Seit 2017 schrieb er Stücke, Texte, nahm Basisspuren auf. In Nils Conrad fand er den Richtigen für die „Rolle“ des Tull-Gitarristen Martin Barre. Die klassische Musikerin Ulla Harmuth spielte die Flötenparts ein. Und zum Schluss kam noch Paul Forrest dazu von der englischen Tull-Coverband The Dayglo Pirates: Er übernahm den Gesang und die akustische Gitarre und klingt dabei verblüffend echt nach Ian Anderson. Still Thick As A Brick ist kein Coveralbum geworden, sondern ein neues Werk im Stil des Originals. „Ich wollte den progressiven Tull-Spirit einfangen, doch er sollte frisch und unverbraucht klingen“, sagt Meinert. Manches bewegt sich am Rand zum Plagiat, andere Passagen – vor allem die jazzrockigen Instrumentalteile – haben durchaus Eigenes zu bieten. Sogar bei der Aufmachung des Albums – ein Fake-Musikmagazin! – konkurriert man mit Jethro Tull. Chapeau!

Adrian Teufelhart (07/2021)

Still Thick as a Brick - Review - GoodTimes

GoodTimes (Deutschland)

Schon der Albumtitel verdeutlicht den direkten Bezug zu THICK AS A BRICK von Jethro Tull. Der Berliner Multi-Instrumentalist Lutz Meinert veröffentlicht nun unter dem Namen Reflection Club eine Hommage an den Klassiker. Wie das Original ist auch der Namensvetter ein aufwendiges Konzeptalbum, dem zwar keine Tageszeitung beiliegt, dafür aber eine fiktive Ausgabe der Musikzeitschrift „Rellington Stone“. Die wunderbare Haptik des als 70-seitigen Buches aufgemachten Albums und die Anlehnung des Textkonzepts an das Original sind das eine, das andere ist die musikalische Umsetzung. Diese gelingt Lutz Meinert mit Unterstützung von Nils Conrad (g) und Ulla Harmuth (fl) hervorragend. Einen zentralen Part hat der in diversen Tribute-Bands gestählte Paul Forrest (voc, g). Dem sehr individuellen Gesangsduktus der Art-Rock-Legende Ian Anderson kommt Forrest tatsächlich sehr nahe. Auch wenn die CD nicht ganz an den Meilenstein heranreicht, überzeugt die liebevolle Hommage, die die musikalischen Ingredienzien des Originals – aus sanften Akustikparts, dynamischen Ausbrüchen, Orgel- und E-Gitarren-Solos, sowie Glockenspiel und Einsprengseln aus Folk, Klassik und Jazz – neu auslotet. Nicht nur Fans des klassischen Art Rock dürften große Freude daran haben.

Ralf Günther (03/2021)

Still Thick as a brick - review - Hi-Res Edition

Hi-Res Edition (USA)

Reflection Club - Still Thick as a Brick - 5.1 DVD-Surround-Review

Wenn man die Augen schließt und sich "Still Thick as a Brick" anhört, fällt es schwer, sich nicht vorzustellen, dass es sich um verschollene Aufnahmen von Jethro Tull aus vergangenen Zeiten handelt. Aber man kann die Tatsache nicht ignorieren, dass der Reflection Club eine unheimliche Fähigkeit besitzt, den Prog-Sound der berühmten Band um Ian Anderson aus den frühen 70er Jahren weiterzuführen. Ein bedeutender Teil des gespiegelten Sounds ist dem englischen Sänger, Gitarristen und Flötisten Paul Forrest zuzuschreiben, der viele Jahre lang mit der Jethro Tull Experience auftrat. Doch es ist das Genie des Multiinstrumentalisten Lutz Meinert von Margin, der diese Zusammenarbeit zusammen mit dem Gitarristen Nils Conrad von Crystal Palace und For Your Pleasure sowie Ulla Harmuth, die die Flöte beisteuerte, gleichfalls gestaltete.

Für Liebhaber der hohen Auflösung gibt es eine CD + DVD Edition in einem 72-seitigen Mediabook-Paket, ähnlich in den Abmessungen wie die Jethro Tull Jubiläumsreihe. Die Musik wird von einer Diashow begleitet, die sich über die gesamten Hi-Res 96kHz / 24-bit LPCM Stereo und 48kHz / 24-bit 5.1 DTS und Dolby AC3 Surround Mixes auf der DVD erstreckt.

Lutz startete dieses Prog-Projekt 2017 und nahm gleich das Album "Still Thick as a Brick" auf, das den Sound seiner Canterbury-Psychedelic-Band "Margin" auf neues Terrain erweitert. Es ist kein Zufall, dass der Titel des Albums an Jethro Tulls Meisterwerk "Thick as a Brick" erinnert, aber es ist kein offenkundiges Remake, sondern greift diese Ära auf und erweitert sie mit Elementen aus Jazz-Rock und Fusion zu einer neuartigen, fast 48-minütigen Eigenkomposition.

Musikalisch handelt es sich um eine hervorragende Produktion, die dem Jethro-Tull-Sound der 70er Jahre sehr nahe kommt, und der Sänger Paul Forrest beherrscht den Stil und die Nuancen von Ian Andersons Stimme perfekt, was man auch erwarten kann, wenn man bedenkt, dass er Mitglied einer wunderbaren Jethro-Tull-Tribute-Band ist. Natürlich ist für Liebhaber von hoher Auflösung und Surround-Sound der Klang ein entscheidender Punkt, und ich freue mich, sagen zu können, dass die Hörer von "Still Thick as a Brick" begeistert sein werden.

Beginnend mit einem sehr proggigen, klassisch angehauchten Track "Part 1, Prelude" taucht der Hörer sofort ein. Während es Momente gibt, in denen der Mix frontlastig ist, feuern die hinteren Kanäle während des gesamten Albums mit viel diskreter Aktion, zusammen mit räumlichem Nachhall. Wenn die Band loslegt, schlägt eine extrem lebendige Akustikgitarre zu und der Bass gräbt sich elastisch in die untere Region, während das Schlagzeug über die gesamten vorderen Kanäle eindringt. Der Gesang ist klar und absolut raumfüllend, was auf die einzigartige Charakteristik von Ian Andersons Gesangsstil zurückzuführen ist.

Der Center-Kanal wird hervorragend genutzt, um mitreißende Gitarrensoli zu spielen, die sich durchsetzen und die Dynamik der Musik erhöhen. Diskrete Elemente strömen aus den hinteren Kanälen, einschließlich Keyboard und sekundären Gesangsparts, und machen dies zu einem sehr eindringlichen Hörerlebnis. Die Gesamtdynamik ist unglaublich gut, die Instrumente sind durchsetzungsfähig, insbesondere das Schlagzeug, das sich sehr lebendig anfühlt.

Die Transparenz der DVD ist exzellent, mit fantastischer Kanaltrennung zusammen mit gelegentlichen angenehmen Ohrschmeichlern, bei denen sich Teile von Seite zu Seite und von vorne nach hinten bewegen. Die Snare ist extrem rund, und die Bass-Drum liefert einen druckvollen Kick zusammen mit einem lebhaften Klang. Jeder Part wurde offensichtlich akribisch aufgenommen und zu einem umhüllenden Surround-Mix zusammengemischt.

Der Dolby AC3-Codec ist natürlich komprimiert und lässt die Robustheit des satten Basses vermissen, der beim DTS-Codec zu hören ist. Dieser Unterschied sorgt jedoch für eine etwas bessere Balance zwischen den vorderen und hinteren Kanälen, so dass der Mix noch eindringlicher wirkt. Aus Gründen der Dynamik und der spektralen Fülle bevorzuge ich immer noch den DTS-Codec, und dieser Test basiert auf dieser Version.

Der 96kHz / 24-bit LPCM Stereo-Layer ist im Vergleich zum Surround-Mix natürlich abgeflacht. Außerdem gibt es einige klangliche Unterschiede, aber im Großen und Ganzen ahmt sie die Surround-Version nach. Wie nicht anders zu erwarten, bleibt die breite Kanaltrennung und die Transparenz der Surround-Version erhalten, und in gewisser Weise ist sie musikalisch etwas kohärenter, da die verschiedenen Teile übereinander gelegt sind. In keiner Weise habe ich das Gefühl, dass die Stereoversion überladen ist, was bei Stücken wie diesem, die viele Teile haben, der Fall sein kann.

Sehr empfehlenswert für Fans von Jethro Tull, Hi-Res- und Surround-Enthusiasten, die gerne alles sammeln und Progressive-Rock-Liebhaber. Wahrlich, dies könnten einige verlorene Aufnahmen von Jethro Tull sein, die eine Zeitreise von fünfzig Jahren nach vorne für die Fans bedeuten, und das alles in hochauflösendem Surround!

Wesley Derbyshire (03/2021)

STAAB-Review Empire 2021-03

Hooked on Music (Deutschland)

Um es gleich vorwegzunehmen: “Still Thick As A Brick“ ist weder eine Neuaufbereitung des legendären JETHRO TULL-Albums, noch eine Weiterführung der Geschichte um Gerald Bostock, die ja ohnehin durch Ian Anderson 2012 selbst mit “TAAB2“ vorgenommen wurde.
Dieses Album ist schlicht und einfach eine Hommage (man kann es auch Tribute nennen) an JETHRO TULL und natürlich vor allem an deren wohl progressivste Zeit.

Die “Band“, die dies hier angegangen ist, kann man – zumindest vorerst – wohl eher als “Projekt“ bezeichnen. Grundlage bildet die Band MARGIN, welche vor 10 Jahren vom Multiinstrumentalisten Lutz Meinert ins Leben gerufen wurde und da auch schon mehr ein Projekt, als eine Band war. Gleichwohl war schon damals Progressive Rock das Ziel und das 2014 erschienene Debütalbum “Psychedelic Teatime“ erntete auch sehr gute Kritiken.

Wer sich im progressiven Rock beheimatet fühlt, für den sind die frühe 70er Jahre mehr als fruchtbar und an JETHRO TULL kommt man da natürlich nicht vorbei. Schon gar nicht an besagtem Konzeptalbum. Nachdem Meinert mit Paul Forrest wahrscheinlich den bestmöglichen Sänger (den aktuellen Ian Anderson eingeschlossen) für dieses Projekt gewinnen konnte – Forrest hat sowohl in England als auch in Amerika in hochgelobten TULL-Tribute-Bands gesungen –, und mit dem CRYSTAL PALACE-Gitarristen Nils Conrad einen Saitenbändiger, dem man stilistische Verwandtschaft zu Martin Barre nachsagt, rekrutieren konnte, komplettiert die amerikanische Flötistin Ulla Harmuth das Quartett. Dazu kommen dann partiell noch Gäste, wie das Rellington Resort Orchestra, das Little Indian Restaurant Ensemble und 'The Bagpipe Club'.

Und ich denke, der Aufwand hat sich gelohnt. Nach dem eher klassischen Prelude beginnt das Album ähnlich ruhig und akustisch angelegt, wie seine Inspiration. Wenn Paul Forrest singt “I really don't mind if it's my turn to sit this one out“, muss man nicht unbedingt TULL-Insider sein, um die textliche Nähe zu erkennen.
Musikalisch ist man sowieso nah dran, ohne in irgendeiner Weise zu kopieren, auch wenn ich hier und da eine Flötenmelodie zu erkennen glaube. Life Is A Long Song kommt mir in Rellington Town einmal in den Sinn. In diesem Song wird mit der Zeile “Time has come for a psychedelic tea“ an oben genanntes MARGIN-Debütalbum erinnert.

Grob gesagt geht es in der Story um das Küstenstädtchen Rellington und seine Entwicklung, aber im Grunde ist es eine Beschreibung unserer Gesellschaft und eine Kritik, was aus ihr geworden ist. Es kann also gar nicht anders enden, als mit “But the game goes on with those wise men who still don't know it feels to be thick as a brick“.
Wer es nicht so mit den Texten hat, kann sich an ausufernden Instrumental-Parts, mit Jam-Charaker, erfreuen, wie in Years On The Fast Track, oder an der schon fast erschreckenden Ähnlichkeit von Paul Forrests Gesang zu Ian Andersons Stimme. Besonders in The Club Of Hopeful Pinions, welches über weite Strecken wohl ohnehin etliche JETHRO TULL-Fans aufs Glatteis führen könnte. Und trotzdem, wie bereits gesagt, wird hier nicht abgekupfert. Inspiration ja, Imitation nein.

Mir persönlich wäre eine etwas präsentere E-Gitarre zwar recht gewesen, aber Lutz Meinert hat sich so ausgiebig mit der Klanggestaltung für dieses Album – sowohl für die CD/DVD, als auch für das Vinyl-Album – beschäftigt, um einen “möglichst transparenten, natürlichen Klangcharakter“ entstehen zu lassen, dass man überzeugt sein kann, dass es dem Gesamtsound dienlich ist. Auf der DVD gibt’s das Album als dts Digital 5.1 surround sound und AC3 Dolby Digital 5.1 surround sound. Dazu wird die Musik durch eine Dia-Show illustriert. Auch die Texte kann man sich anzeigen lassen.
Das ganze Projekt ist so durchdacht, in jeder Hinsicht toll gemacht, dass es sowohl TULL-Fans, als auch grundsätzlich Prog Rock-Interessierten nahegelegt werden kann.

Andersons “TAAB2“ erschien damals ebenso 40 Jahre nach dem Ursprungswerk, wie das “40th Anniversary Set“ von “Thick As A Brick“. Ebenso wie letzteres kommt auch “Still Thick As A Brick“ im schönen Media-Book, welches neben CD und DVD auch ein 72-Seiten starkes Booklet mit Texten und Hintergrundartikeln beinhaltet und sich natürlich an die Zeitungs-Optik des Originals anlehnt. Und nächstes Jahr sind es ja dann auch schon 50 Jahre her und wir sind ziemlich sicher immer noch “thick as a brick“.

Epi Schmidt (03/2021)

iO Pages - review - Reflection Club: Still Thick as a Brick

iO_Pages (Niederlande)

Im Jahr 1972 wurde „Thick As A Brick“ (TAAB) von Jethro Tull veröffentlicht. Vierzig Jahre später erschien die Fortsetzung „TAAB 2“. Nun gibt es den dritten Teil mit dem vielsagenden Titel „Still Thick As A Brick“, nur ist er nicht von Tull oder Ian Anderson solo, sondern von Reflection Club.

Es gibt nur wenige Gruppen und Künstler die wie Tull klingen; Reflection Club klingt fast wie eine exakte Kopie einschließlich des Gesangs. Die Mitglieder dieser internationalen Band sind erfahrene Musiker mit dem deutschen Bandleader Lutz Meinert (Margin) an den Keyboards, Bass, Schlagzeug und Hintergrundgesang, der Deutsche Nils Conrad (Crystal Palace, For Your Pleasure) an der Gitarre, die Amerikanerin Ulla Harmuth an der Flöte und der Engländer Paul Forrest (Dayglo Pirates, Jethro Tull Experience - suche auf YouTube) als Sänger, an der akustischen Gitarre und Flöte.

„TAAB“ wurde in einer Zeitung verpackt und basiert auf Texten des fiktiven jungen Schriftstellers Gerald Bostock. „Still Thick As A Brick“ geht einen ähnlichen Weg: Die CD und DVD wurden in das Rellington Stone Magazin in Buchform eingebettet, das die Geschichte des Albums erzählt. Der Finanzexperte George Boston aus der Stadt Rellington schrieb den Text.

Es handelt sich zwar nicht um ein Remake von „TAAB“, aber die Musik ist erwartungsgemäß sehr ähnlich. Nach dem orchestralen Präludium mit Flöte, beginnt Forrest, unterstützt von akustischer Gitarre, in „Time Out“ zu singen. Seine Stimme ähnelt der von Ian Anderson wie ein Ei dem anderen. Die Musik folgt „TAAB“ auf clevere Weise, das heißt: eine treibende Rhythmusgruppe, Gesang mit akustischer Gitarre, Flötenparts, eine röhrende Orgel und coole Exzesse auf der E-Gitarre. Außerdem gibt es einen geschickten Wechsel zwischen Gesangsparts und Instrumentalpassagen. Die Musiker machen einen tollen Job, wie zum Beispiel beim wunderbar klingenden Instrumental „Years On The Fast Track“. Sehr beeindruckend. Auch die Melodielinien sind sehr clever, wie das Highlight „Sentimental Depreciation zeigt. Manchmal („Nerveshooters“) kann ich einige jazzige Einflüsse hören. In „Bedlam“ spielt Conrad ein großartiges Solo. Insgesamt ist die Musik fesselnd. Sehr gut gemacht, mit viel Liebe zum Original. Weitere Prog-Klassiker können auf diese Weise in die Hand genommen werden.

Paul Rijkens (02/2021)

STAAB-Review JAZZANDROCK

JAZZANDROCK (Deutschland)

Die merkwürdige Geschichte rund um den achtjährigen Schuljungen Gerald Bostock, die Ian Anderson 1972 mit Jethro Tull so unglaublich realitätsnah gesponnen hatte, hat der britische Flötist und Sänger 40 Jahre später weitergesponnen. Das Konzept, die Welt um einen fiktiven Helden bis ins letzte Detail so auszuschmücken, dass sie fast von der Realität überdeckt wird, hat jetzt der Berliner Multiinstrumentalist Lutz Meinert mit seiner Projektband Reflection Club aufgegriffen. Das Ergebnis ist erstaunlich und faszinierend – und überaus gelungen. Angelehnt an Jethro Tulls epochales Werk heißt es „Still Thick As A Brick“. Assoziationen an die britischen Progrock-Pioniere sind durchaus erwünscht.

Von Dylan Cem Akalin

Solche Alben haben uns schon in den 70er Jahren fasziniert. Die Ausstattung und Konzeption geht so sehr in Details, dass man sich stundenlang damit beschäftigen kann. Wir denken an Rick Wakemans Fabulierkunst und das Artwork von „The Six Wives of Henry VIII“, an „The Lamb Lies Down On Broadway“ von Genesis, an „Tales from Topographic Oceans“ von Yes oder „Tales of Mystery and Imagination of Edgar Allan Poe“ von The Alan Parsons Project. Man versank in der Musik und in den Details der Plattencovers.

„Still Thick As A Brick“ erscheint als „Mediabook“. Das Cover ist einer Musikzeitschrift nachempfunden. Sogar kleine fiktive Anzeigen sind in dem 72-seitigen „Rellington Stone“ platziert. Im Editorial („In eigener Sache“) werden die finanziellen Schwierigkeiten des Blattes erklärt. Das (ebenso fiktive) Plattenlabel Madvedge Records hat seine Unterstützung zugesagt, sodass es also zu dieser wunderbaren Veröffentlichung von Lutz Meinert im Rahmen einer Spezialausgabe des Fake-Magazins kommt, um das Blatt vor der Pleite zu retten. Backgroundinformationen über die Musiker, Songtexte, „Album Reviews“, ein Interview mit einem Martin Perkins von einem „legendären“ Musikstudio – das alles lässt sich nachlesen.

Die ganze Geschichte dreht sich indes um den „Finanzmogul“ George Boston. Schon der Name erinnert an Jethro Tulls Gerald Bostock. Wie dieser im Urfaust „Thick As A Brick“ hat auch in Meinerts Geschichte sein Held alle Texte vermeintlich verfasst.

Und weil das alles noch nicht genug ist, gibt es auch noch eine DVD, die mit Surround Sound das musikalische Werk grafisch aufarbeitet. Minutiös auf die Rhythmen angepasst, wird die Musik von Bildern begleitet, wie bei einer grandiosen Diaschau. Wer da noch nicht beeindruckt ist, der achte auf den hervorragenden Sound.

Dem orchestralen Intro schließt sich der erste Gesangspart von Paul Forrest an – und der klingt so sehr nach dem Ian Anderson der 70er Jahre, wie der Meister heute selbst nicht mehr. Das ist im ersten Moment irritierend, und man denkt unweigerlich an eine Tribute Band. Aber das Gesamtergebnis ist von einem Cover weit entfernt. Auch wenn Stil und Instrumentierung (mit der immer wieder leitenden Querflöte) sehr an Jethro Tull erinnern, schafft es die Band dennoch bei allen Parallelen ihr eigenes Ding durchzuziehen. Ein kleines musikalisches Thema, das immer wieder in verschiedenen Bearbeitungen auftaucht, bohrt sich am Ende derart ins Ohr, dass man sich den ganzen Tag dabei erwischt, es zu summen.

Der Instrumentalpart zwischen „Time Out“ und „Part 3: Years on the Fast Track“ ist ein fantastisches Stück Progressive Rock mit ausgedehnten melodischen Gitarrenparts von Nils Conrad, exzellentem Orgelspiel und kreativen Drums von Mastermind Meinert, dazu die Anderson-mäßigen Flötentöne von Ulla Harmuth.

Stilistisch orientieren sich Reflection Club ähnlich wie ihre Vorbilder an einem Artrock mit Hard-Rock-Strukturen und Folksprenkeln. Die Arrangements spielen mit Elementen aus Renaissance und Barock, Jazz und Psychedelic Rock. Streckenweise werden auch Erinnerungen an frühe Genesis oder Focus wach. Die Wechsel von elektronischen und akustischen Instrumentierungen, zwischen schweren rockigen und zarten Parts, die Liebe zu verspielten Strukturen und virtuosen Freiräumen zwischen komplexen Formationen, die immer wieder vom Leitthema aufgebrochen werden, machen das Album zu einem wunderbaren Ereignis. Man bekommt große Lust, es mal live zu erleben.

Meinert selbst sagt, er wollte nicht nur eine bloße Fortsetzung von „Thick As A Brick“ schaffen, sondern Jethro Tull aus jener Zeit der frühen 70er huldigen. Das ist ihm mehr als gelungen. Ob der Truppe bewusst ist, was für ein Glanzstück sie da hingelegt haben? Ich wüsste zu gerne was Ian Anderson selbst davon hält…

Dylan Cem Akalin (03/2021)

Still Thick as a Brick - Review - Lee Speaks About Music

Lee Speaks About Music (Großbritannien)

Einleitung...

Nun, dies ist ein Buch, das es in sich hat, und genau so, wie Ian Anderson seinen Musikkatalog neu verpackt hat, kommt es in einem Buch. Ich bin mir sicher, dass sich alle Jethro Tull-Fans an das kultige Konzeptalbum Thick As A Brick von 1972 erinnern werden. Mit TAAB2 brachte er 2012 sogar eine Fortsetzung unter seinem eigenen Namen heraus. Nun, jetzt geht die Saga mit Still Thick As A Brick weiter, nur nicht von Anderson oder Tull, sondern von einer völlig neuen Band, die sich The Reflection Club nennt. Viele könnten dies als Plagiat betrachten, obwohl ich es nicht ganz so nennen würde, denn so wie Rob Reed für Mike Oldfield mit seiner Sanctuary-Serie gearbeitet hat, ist dies alles Originalmaterial und ich muss sagen, es ist mit schierer BRILLIANZ gemacht! So sehr, dass ich es leicht zu meinem Lieblingsalbum des Jahres machen könnte.

Ich bin über eine Rezension von Bryan Morey auf der Progarchy-Website auf diese Veröffentlichung gestoßen und danke ihm aufrichtig für seine Rezension und den Hinweis, der mich auf das Album aufmerksam gemacht hat. Thick As A Brick war schon immer mein persönliches Lieblingsalbum von Jethro Tull, obwohl ich viele Lieblingsalben der Band habe, vor allem von 1969 bis 1978. Was du hier bekommst, ist etwas, das die Band, Jethro Tull, bis ins kleinste Detail aus dieser frühen Periode wiedergibt, und ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass dies leicht mit einem lange verschollenen Tull-Album aus diesem magischen Jahrzehnt verwechselt werden könnte, so gut ist es gemacht.

Wer sind eigentlich die Leute, die diese Band bilden? Und woher kommen sie? Nun, bevor ich weitermache, lasst uns wie immer einen Blick auf die Verpackung und das Artwork werfen.

Verpackung & Artwork...

Wie man auf dem Bild oben sehen kann, hat man sich bemüht, dieses Album in der gleichen Buchform zu veröffentlichen, wie es Ian Anderson mit der 40th und 50th Anniversary Edition des Backkatalogs der Jethro Tull Diskografie getan hat. Obwohl es sich in beiden Fällen um Qualitätspakete handelt und die CDs in gebundenen Büchern erscheinen. Es gibt einige Unterschiede, und der erste ist, dass das Buch, das wir hier haben, schlanker ist als das, was man mit den Tull-Paketen bekommt. Der andere Unterschied ist die Art und Weise, wie die Discs aufbewahrt werden, wie Sie unten sehen können.

Die Discs in der JT-Verpackung werden in hochwertigen Plastikschalen mit Naben aufbewahrt, die ein einfaches Herausnehmen der Discs ermöglichen. Bei diesem Paket hingegen sind die Discs in einer gestanzten Einstecktasche auf der Vorder- und Rückseite des Buches untergebracht, und es kann schwierig sein, an sie heranzukommen und sie herauszuholen.

Das Buch selbst versucht, ein wenig Humor einzubringen, ähnlich wie Ian Anderson und der Rest der Band es 1972 mit dem Albumcover taten. Es ist jedoch ein wenig augenzwinkernd, während die Artikel in Thick As A Brick ziemlich witzig waren und PYTHON ESC! Ich finde es schwer, hier irgendetwas auch nur annähernd lustig zu finden. Vielleicht ist das eine deutsche Sache 😊😊😊.

Insgesamt handelt es sich jedoch um ein Paket von sehr guter Qualität, und selbst bei einem Preis von unter 20 Pfund erhält man ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn man bedenkt, dass es eine CD und eine DVD mit einem 5.1-Mix des Albums enthält. Ich habe mein Exemplar bei Amazon bestellt und £19,66 dafür bezahlt, und es ist auch heute noch zu diesem Preis oder etwas günstiger erhältlich.

Es wurde auch auf blauem 180-Gramm-Vinyl in einer limitierten Auflage von 500 Exemplaren veröffentlicht, zu der man auch die CD und DVD sowie das Buch in Form einer Zeitung erhält. Der Verkaufspreis war ebenfalls sehr günstig, wenn man bedenkt, was man hier alles bekommt. Auf der Website der Band wird es für 30 € angeboten.

Artwork.
Im Gegensatz zu all denjenigen, die 1972 an der Gestaltung von Jethro Tulls Thick As Brick beteiligt waren, wurde das Design hier von Lutz Meinert entworfen, der zufällig der Mann hinter dem Projekt ist und das gesamte Material des Albums geschrieben hat. Insgesamt finde ich, dass er einen sehr guten Job gemacht hat, auch wenn es etwas deutsches an sich hat 😊😊😊.

Das Album im Rückblick...

Still Thick As A Brick von dem Reflection Club wurde am 3. März 2021 veröffentlicht. Das Album enthält 11 Tracks, die sich auf eine Gesamtspielzeit von 47 Minuten und 38 Sekunden verteilen. Genau wie das 1972er Album Thick As A Brick von Jethro Tull ist das Album als Konzeptalbum angelegt. Die Art und Weise, wie das Album in Form einer Zeitung oder eines Magazins namens Rellington Stone anstelle des St. Cleve Chronicle präsentiert wird, deutet ebenfalls darauf hin, dass bestimmte Dinge nachgestellt werden. Allerdings ist die Geschichte, die hier erzählt wird, weit entfernt von der Geschichte, die Ian Anderson über die fiktive Figur Gerald Bostock geschrieben hat, und es ist keineswegs eine Fortsetzung dieser Geschichte. Es ist ein Album, das mehr als Tribut an dieses klassische Album gedacht ist und vielleicht als Liebesdienst angesehen werden kann.

Alles, was auf diesem Album zu hören ist, wurde von dem Multiinstrumentalisten, Musiker und Songwriter Lutz Meinert selbst geschrieben. Obgleich es viel mehr als ihn selbst brauchte, um ein Projekt wie dieses durchzuziehen, und ich glaube, er versammelte die anderen Mitglieder, die den Reflection Club bilden, im Jahr 2017. Meinert selbst stammt aus Berlin und ist kein Unbekannter, wenn es darum geht, an anderen Projekten zu arbeiten und mit anderen Musikern zusammenzuarbeiten. Bereits 2011 stellte er eines seiner Studioprojekte zusammen und gründete die Psychedelic/Space-Rock-Band Margin und veröffentlichte ein Album unter diesem Projektnamen.

Psychedelic Teatime ist vielleicht ein Album, das mit dem Material, das er dafür geschrieben hat, eher in Richtung Pink Floyd geht. Sogar die PROGMATIC-Band Gong kommt einem in den Sinn bei dem Titel, den er hier gewählt hat. Ich habe mir erlaubt, dieses Album in der Tube zu hören, aber es war nicht mein Fall. Es sprach mich nicht so an wie Floyd, wohingegen sein neues Projekt alles über Jethro Tull in den frühen 70ern aussagt, und ich schätze, das liegt an den anderen Qualitätsmusikern, die er hier mit an Bord hat, vor allem der Sänger, der Engländer ist und in einer Tull-Tribute-Band mit dem Namen The Jethro Tull Experience spielt.

Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie von dieser Tribute-Band gehört, obwohl man sehen kann, warum Paul Forrest mit seiner Stimme, die der Stimme von Anderson in den frühen 70ern am nächsten kommt, in eine solche Band passen würde. Er spielt auch Akustikgitarre und Flöte in der Band, die alle Teil von Andersons Attributen sind. Obwohl es seine Stimme ist, die auf diesem Album mehr zum Einsatz kommt, ist die amerikanische Flötistin Ulla Harmuth für den Flötenpart zuständig. Sie kann wirklich Flöte spielen, obwohl ihr die anderen Eigenschaften fehlen, die Anderson auf der Flöte anwendet, wie z.B. stimmliches Atmen, Grunzen und Knurren. Ich würde auch sagen, dass es wirklich nur diese Merkmale sind, die dieses Album davon unterscheiden, dass es wie ein lange verschollenes Tull-Album aus den 70er Jahren klingt.

Der letzte Musiker in der Besetzung kommt ebenfalls aus Deutschland, und zwar Nils Conrad, der die E-Gitarre zum Album beisteuert. Alle anderen Instrumente wie die Keyboards, der Bass und das Schlagzeug werden von Meinert selbst gespielt, und es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Musiker und Stimmen, die ebenfalls zur Entstehung des Albums beitragen, auf die ich später noch eingehen werde. Es gibt sogar ein ganzes Fußballteam, das hierbei mitwirkt, obwohl es, wie bei vielen der Gäste, die auf dem Album auftreten, den Anschein hat, dass es sich hier um eine Parodie handelt 😊😊😊.

Das Album ist in erster Linie ein Studioprojekt, bei dem die Hauptmitglieder der Band ihre Parts in ihren Heimstudios aufgenommen haben. Wie viele Musiker heutzutage haben sie ihre eigenen kleinen Studios zu Hause, und es ist nicht so, als ob sie sich getroffen hätten und international per Kontakt von zu Hause aus zusammengearbeitet hätten. Die Endabmischung und das Mastering in Stereo und 5.1 Surround Sound wurde von Lutz Meinert im Imago-Studio in Berlin durchgeführt.

Auf die Albumtracks auf der CD werde ich später im Abschnitt "Albumtracks" meiner Rezension eingehen. Aber zuerst wollen wir einen Blick auf die DVD werfen, die dem Paket beiliegt und die ein weiterer Anreiz für mich war, das Album zu kaufen.

Die DVD.

Das Hauptmenü der DVD sieht ziemlich makellos aus und ist so scharf wie eine Blu Ray. Wenn man sich das Foto anschaut, das sie verwendet haben, könnte man meinen, dass jemand mehr als nur einen schlechten Tag im Büro hatte 😊😊😊. Die Navigation läuft recht flüssig und es ist einfach, sich mit den 4 Auswahlmöglichkeiten von "Album abspielen" zurechtzufinden. "Titel auswählen". "Audio Setup" und "Subtitles For Lyrics".

Das "Track Select"-Menü zeigt alle 11 Titel des Albums auf einer Seite an, und obwohl man erst eine Seite laden muss, um dorthin zu gelangen, ist der Übergang recht schnell und reibungslos. Mir gefällt die Art und Weise, wie sie dieses Menü mit einem anderen Bild gestaltet haben, sehr gut.

Im Menü "Audio Setup" hat man die Wahl zwischen drei Soundtracks. Der PCM-Stereo-Mix hat die höchste Auflösung von 96K/24Bit bei 4,5Mbps. Der DTS 5.1-Mix kommt mit einer Auflösung von 48k/24Bit bei 754Kbps. Der Dolby Digital-Mix hat eine Auflösung von 48K bei 448Kbps. Obwohl der Stereomischung in der Auflösungsabteilung mehr Priorität eingeräumt wurde, ist es immer noch möglich, mit beiden 5.1-Mischungen bis zum Schluss bessere Ergebnisse zu erzielen.

Es gibt auch Untertitel, was für diejenigen gut ist, die der Konzeptgeschichte folgen und wissen wollen, worum es geht. Das Menü "Untertitel" bietet die Wahl zwischen fünf verschiedenen Sprachen: Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Standardmäßig ist hier keine eingestellt.

Eine weitere gute Sache ist, dass es eine Reihe von Bildern gibt, an denen Sie sich erfreuen können, während Sie das Album anhören. Ich sage eine Reihe von Bildern und es wäre unmöglich, sie zu zählen, aber es könnten mindestens tausend sein, wenn nicht mehr. Die Bilder spiegeln das Konzept des Albums wieder und folgen der Geschichte. Es sind alles hochwertige HD-Schnappschüsse. Alles in allem wurde eine beeindruckende Arbeit geleistet, um das Ganze zusammenzustellen, und es wurde hier eine qualitativ hochwertige Arbeit geleistet.

Bild- und Tonqualität.

Alles, was die DVD betrifft, wurde von Lutz Meinert gemacht und ich muss sagen, dass er hier rundum gute Arbeit geleistet hat. Die Bilder, die er verwendet hat, sind allesamt hochwertige HD-Bilder und wenn man diese DVD auf einem Blu Ray Player abspielt, kann man keinen Unterschied zwischen der Bildqualität der beiden Formate feststellen. Das liegt natürlich daran, dass der Blu-Ray-Player das Bild hochskaliert, und viele Player können das wirklich gut und geben DVDs die unverfälschte Schärfe und Qualität, die man mit einer 1080p-Blu-Ray erhalten würde.

Was die Audioqualität angeht, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Meinert nicht nur ein gutes Gespür für die Arbeit hat, die er auf der Videoseite so gut erledigt hat, sondern auch ein gutes Gehör. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass er ein sehr gutes hat, denn obwohl die meisten Toningenieure kein Problem damit haben, Stereo zu mischen, sind 5.1-Surround-Mischungen für viele Tontechniker das Schwierigste. Und ich behaupte, dass dieser Mann auch das richtige Ohr hat und weiß, wie man sie gut macht. Ich behaupte nicht, dass er in der Liga von Steve Wilson spielt, wenn es um Surround-Mischungen geht, aber insgesamt hat er hier sowohl bei den Stereo- als auch bei den Surround-Mischungen sehr gute Arbeit geleistet, und ich würde der Surround-Mischung sogar eine 8,5 von 10 Punkten geben. Er gibt einem ein sehr gutes, immersives Erlebnis.

Musiker & Credits...

Alle Tracks wurden von Lutz Meinert komponiert, arrangiert und produziert. Zusammen mit George Boston hat er auch alle Texte geschrieben. Veröffentlicht von Madvedge Records. Aufgenommen irgendwann zwischen 2017 - 2021. Gemischt & gemastert von Lutz Meinert im Imago Studio Berlin, Deutschland. Album Design von Lutz Meinert. 5.1 Surround Mix von Lutz Meinert.

Musiker:
Lutz Meinert: Klavier - Orgel - Cembalo - Vibraphon - Glockenspiel - Elektro- & Kontrabass - Schlagzeug & Percussion & gelegentlicher Background-Gesang.
Paul Forrest: Leadgesang - Akustische Gitarre - Flöte (Track 2).
Nils Conrad: Elektrische Gitarre.
Ulla Harmuth: Flöte (außer Track 2).

Gastmusiker:
Das Rellington Resort Orchestra, geleitet von Laura Palmer.
Vanessa Wiltshire: - Solo-Violine (Tracks 6 & 10).
The Little Indian Restaurant Ensemble - Sitar und Perkussion.
Der Dudelsackclub Willy Scotty - Dudelsack und Piccoloflöten.
The Rellington Football Club - Schreie und wahnsinniger Lärm.

Die Album-Tracks im Rückblick...

Das gesamte Konzept und die Idee hinter Still Thick As A Brick stammt von Lutz Meinert und bis zu einem gewissen Grad gibt es einige Ähnlichkeiten zwischen seiner fiktiven Geschichte und der von Ian Anderson. Zum Beispiel die Idee, dass Gerald Bostock die Texte geschrieben hat, er hat die gleichen Initialen verwendet und behauptet, dass George Boston die Texte mit ihm zusammen geschrieben hat. Ich würde auch meinen Kopf hinhalten und sagen, dass die oben aufgelisteten "Gastmusiker" eine reine Fälschung sind und alle Instrumente und Klänge in diesem Abschnitt Teil seiner eigenen Produktion sind.

Wie Andersons Idee basiert die Geschichte auf der fiktiven Figur, die sie geschrieben hat, nur spielt sie hier in einer fiktiven Stadt namens Rellington. Sie handelt von Bostons geschäftigem Leben mit Arbeit, Finanzen, Frauen, Drogen und vielen anderen Problemen, mit denen wir in unserer komplexen modernen Welt zu tun haben. Eine weitere Ähnlichkeit besteht darin, dass das Album am 3. März veröffentlicht wurde, wie auch das Originalalbum vor 49 Jahren. Obwohl das Album in 11 Tracks oder Teile aufgeteilt ist, geht es nahtlos ineinander über und stellt die Geschichte sehr gut dar, also lasst uns jetzt in das Album eintauchen.

Track 1. Teil 1: Prelude.

Die eröffnende Einleitung klingt zunächst überhaupt nicht nach Tull, und der orchestrale Teil klingt in meinen Ohren so, als sei die Orchestrierung auf den Keyboards mit Hilfe von modellierender Soft-Synth-Software eingespielt worden. Das so genannte Rellington Resort Orchestra unter der Leitung von Laura Palmer ist eine Parodie, und weder die Stadt noch das Resort existieren. Soweit ich das beurteilen kann, ist Laura Palmer eine fiktive Figur aus der amerikanischen Fernsehserie Twin Peaks. Der Soundtrack der Serie hat auch ein gleichnamiges Thema. Ein weiteres Indiz dafür, dass es sich um eine Parodie handelt, ist die Formulierung "Directed" by her und nicht "Conducted".

Ich muss gestehen, dass ich von dieser orchestralen Eröffnung nicht so begeistert bin und dass sie nicht mit den geschickten Orchesterarrangements von David Palmer für Jethro Tull mithalten kann, bei denen ein echtes Orchester eingesetzt wurde. Allerdings muss ich sagen, dass Lutz Meinert sehr gute Arbeit geleistet hat und es mehr oder weniger wie ein echtes Orchester klingt, und um fair zu sein, ist es nicht so, als wäre Meinert in der gleichen finanziellen Situation wie Anderson, um ein Orchester zu engagieren, also ist es vielleicht verständlich.

Es ist nur ein kurzes 2-Minuten-Stück, und um die 1,5-Minuten-Marke herum fangen die Dinge an, mehr nach Tull zu klingen, wenn er zuerst die Hammond und ganz am Ende das Schlagzeug und den Bass einsetzt, um in den nächsten Track überzugehen. Ulla Harmuth steuert auch eine schöne Flöte bei, und das sind die einzigen beiden Musiker auf diesem Eröffnungsstück.


Track 2. Teil 2: Time Out.

Sobald dieses Stück beginnt, gibt es keinen Zweifel daran, dass das Album jetzt so klingt, als würde man ein Jethro Tull Album aus den 70er Jahren hören. Es liegt wirklich an einem Mann, und bei diesem Stück setzt Paul Forrest alle drei Attribute von Anderson ein: seine Stimme, die Akustikgitarre und als einziges Stück auch die Flöte. Es ist ohne Zweifel das beste Stück auf dem Album und stellt das Hauptthema des Albums dar, da es in anderen Teilen des Albums immer wieder auftaucht.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das Album wie warme Semmeln verkaufen würde, wenn Meinert dieses Stück als Single veröffentlicht hätte. Es ist wirklich eine Schande, denn so wie es ist, glaube ich nicht, dass das Album genug Anerkennung bekommt, und das liegt wirklich an den wenigen, die es gehört haben. Allerdings kann man ihn auf Bandcamp zusammen mit den nächsten vier Tracks, die danach kommen, hören, so dass man eine gute Vorstellung davon bekommt, wie das Album fließt.

Dieser Song erinnert mich eher an das Album Passion Play als an Thick As A Brick, was wahrscheinlich an der auf der Akustikgitarre gespielten Melodie liegt. Ich kann mir auch vorstellen, dass es auf Warchild zu hören ist und nach den Worten "Would you like a cup of tea dear" im Intro des Albums zum Einsatz kommt.

"Time Out" ist wirklich ein sehr gut geschriebener und arrangierter Song und auch das Streicherarrangement von Meinert fügt sich hier gut ein. Nils Conrad unterstützt den Song ebenfalls, obwohl er im weiteren Verlauf des Albums vielleicht mehr zum Einsatz kommt. Dies ist mein persönlicher Lieblingssong auf dem Album und verdient den TOP SPOT AWARD des Albums!


Track 3. Teil 3: Years on the Fast Track.

Dies ist der erste Track auf dem Album, bei dem alle vier Musiker mitwirken, obwohl Forrests Stimme erst in den letzten Sekunden ins Spiel kommt, um dann in den nächsten Track überzugehen, so dass es sich hier eher um ein Instrumentalstück handelt. Zweifellos erinnert die Hammond-Orgel an TAAB, aber ich mag es sehr, wie gut Meinerts Basslinie in diesem Stück hervorsticht. Conrad darf mehr mit seiner E-Gitarre machen und spielt ein paar feine Lead-Linien, die das Hauptthema des vorherigen Stücks gegen Ende ausschmücken. Harmuths Flöte leistet auch hier einen schönen Beitrag. Es ist ein Stück, das das Tempo des Albums stark anhebt, und alle machen einen GROSSARTIGEN Job dabei.

Track 4. Teil 4: Rellington Town.

Der nächste Song ist das längste Stück des Albums und ein weiterer meiner persönlichen Lieblingssongs auf dem Album. Forrest ist zurück mit seiner Anderson-Stimme und seiner Akustikgitarre, und hier wird er von Harmuth an der Flöte begleitet, und alle 4 Musiker machen hier wieder einen TOP JOB! Es gibt eine schöne Entwicklung in diesem Song, der einen an Jethro Tull erinnert. In diesem Teil reflektiert George Boston über einige der Feinheiten der fiktiven Stadt, in der er aufgewachsen ist.

Da es Rellington Town nicht gibt, habe ich beschlossen, ein Bild einer Stadt zu verwenden, die sehr wohl existiert, nämlich Wellington Town. Obwohl der Song etwa 6 Minuten und 17 Sekunden lang ist, scheint er schnell vorbei zu sein. Ich denke, das liegt wirklich daran, wie gut der Song ist, und er ist zusammen mit "Time Out" einer der Höhepunkte des Albums.

Track 5. Teil 5: The Club Of Hopeful Pinions.

Wenn es einen Track auf diesem Album gibt, der klingt, als wäre er von TAAB geklaut worden, dann ist es definitiv dieser. Obwohl er auf seine eigene Art und Weise gemacht wurde, bekommt man dennoch das Gefühl dieses klassischen Tull-Albums mit allem, was hier gemacht wurde. Die Kombination aus elektrischen und akustischen Gitarren funktioniert durchweg sehr gut, und Harmuths Flöte kommt in dem langen Solo gut zur Geltung, und wieder einmal sind alle 4 Musiker auf allen Zylindern im Einsatz. Es ist ein weiteres Highlight auf dem Album und ein GROSSARTIGES!

Track 6. Teil 6: The Forary Of The Sharks.

Dieser nächste Titel ist einer von zwei Titeln auf dem Album, bei denen Vanessa Wiltshire angeblich als Soloviolinistin auftritt. Auch hier handelt es sich um eine Parodie, und die Idee, wie Meinert auf den Namen kam, war höchstwahrscheinlich, dass die Spitzengeigerin Vanessa-Mae in der Wiltshire Gazette auftauchte. Eine Solovioline oder ein Violinsolo ist vielleicht einer der schwierigsten Klänge, die man mit einem Keyboard nachahmen kann, und um ehrlich zu sein, wenn es in diesem Lied eines gibt, kann ich es nicht hören. Bei 4:24 sind einige Streicher zu hören, allerdings handelt es sich um eine Kombination von Streichern und nicht um eine Solo-Violine allein.

Dies ist das einzige Video eines kompletten Songs aus dem Album, das Meinert auf den Tube-Kanal der Band hochgeladen hat, und das gibt Ihnen einen Eindruck davon, wie gut er die einzelnen Clips synchronisiert hat, um mit der Geschichte mitzugehen. Es fällt auch auf, dass er hin und wieder Clips der verwendeten Instrumentierung einfügt und man kann selbst sehen, wo die sogenannte Solo-Violine ins Spiel kommt. Allerdings hat er das Video auch so geschnitten, dass die Album-Promotion in Teilen zu sehen ist.

Es ist sogar eine Sitar unter den Bildern zu sehen, kurz vor dem Streichersatz, und es ist offensichtlich, dass sie nicht von The Little Indian Restaurant Ensemble gespielt wird, was eine weitere Fälschung ist. Allerdings konnte ich bei meinen Nachforschungen nichts darüber finden, wie er auf den Namen gekommen ist, und ich vermute, dass er sich vielleicht wie Anderson in indischen Restaurants das Hirn zermartert hat.

Track 7. Teil 7: Sentimental Depreciation.

Dies ist ein weiterer schöner Song, bei dem nicht nur Forrests Stimme, sondern auch seine Akustikgitarre zum Einsatz kommt. Eine weitere Besonderheit ist, dass es hier tatsächlich eine Solo-Violine gibt, und in meinen Ohren klingt sie auch so. Offensichtlich liegt ein Irrtum vor, was die paar Tracks angeht, auf denen Wiltshires Geige angeblich zu hören ist. Um ehrlich zu sein, so echt wie sie klingt, habe ich sogar den Eindruck, dass sie Teil einer Parodie ist. Wie auch immer, ich halte meinen Kopf dafür hin, dass es sich um eine Parodie handelt. 😊😊😊

Dies ist ein weiterer TOLLER Track auf dem Album, der größtenteils akustisch ist und das wiederkehrende Thema von "Time Out" wieder ins Spiel bringt. Auch hier gibt es ein paar feine Vibraphonklänge und ein Piano von Meinert und Conrad darf am Ende noch ein feines Solo auf der E-Gitarre spielen, um das Ganze abzurunden.

Track 8. Teil 8: Nervesoothers.

Der nächste Song tickt in einem gleichmäßigen, entspannenden Tempo vor sich hin, vielleicht ein beruhigendes Tempo, um die Nerven zu beruhigen, wie es der Titel vermuten lässt. Ulla Harmuth ist mit ihrer Flöte wieder dabei, und musikalisch wird dieser Song von Klavier, Vibraphon, Kontrabass und Schlagzeug getragen, so dass Conrads E-Gitarre nicht gebraucht wird. Forest kann seine Lungen bei diesem Song auch etwas mehr ausreizen als Anderson.

Track 9. Teil 9: The Great Dance Around The Golden Calf.

Das Tempo wird wieder angezogen, und dieser Song ist sehr gitarrenlastig, und Conrads Dienste werden dringend benötigt, und die Dinge werden in den nächsten paar Tracks immer heißer. Mir gefällt Meinerts treibende, dominante Basslinie sehr gut, und auch die Keyboards und das Schlagzeug werden sehr gut eingesetzt. Harmuth steuert auch ein paar exzellente Flötentöne bei, und das so genannte Little Indian Restaurant Ensemble lässt es an den Kesseltrommeln krachen. Sie geben alle ziemlich viel Gas und machen einen GROSSARTIGEN Job.

Track 10. Teil 10: Bedlam.

Der besagte Tumult findet bei einem Fußballspiel statt, und hier kommt der so genannte Rellington Football Club mit seinen Schreien und seinem irren Lärm zum Einsatz. Der Song selbst ist ein bisschen wie ein Spiel mit zwei Hälften, wobei der Übergang in der Mitte des Stücks ins Spiel kommt. Es gibt eine ganze Reihe von Übergängen und jede Menge Progression, und dieser Song ist sogar noch heißer als der vorherige, mit all dem, was in ihn hineingesteckt wurde, und sie sind alle Feuer und Flamme.

Es gibt immer wieder Momente, die an das Original TAAB erinnern, vor allem die Hammond-Orgel, und ich mag es, wie Meinert sie mit dem Cembalo kombiniert hat. Conrad darf ein weiteres LECKERES Gitarrensolo auspacken und die sogenannte Vanessa Wiltshire steuert ein wenig Geige bei. Dies ist ein starker Anwärter auf den TOP SPOT des Albums und ein weiteres Highlight des Albums.

Titel 11. Teil 11: Look Across The Sea.

Alles wird sanft heruntergefahren und Meinerts Klavier tröpfelt die Wellen des Meeres mit einem netten kleinen Schnörkel auf den Tasten aus. Der so genannte Willy Scotty Bagpipe Club kommt mit den Dudelsäcken und Piccoloflöten schön ins Spiel, und ich habe keine Ahnung, woher er die Dudelsäcke hat, aber sie klingen in meinen Ohren 100%ig echt, und noch beeindruckender ist der militärische Roll auf der kleinen Trommel, der sie begleitet.

Noch einmal wird das Thema des Eröffnungssongs "Time Out" mit Conrads E-Gitarre aufgefrischt, und alles verpufft, damit Forrest mit seiner Akustikgitarre eine Reprise des Hauptsongs spielen kann, und das Ganze mehr oder weniger im gleichen Stil wie Anderson auf dem Originalalbum abschließt. Es ist die perfekte Art und Weise, das Album zu Bett zu bringen und ich muss sagen, es ist ein verdammt zufriedenstellendes Album.

Zusammenfassung & Fazit...

Die Zusammenfassung von Still Thick As A Brick von The Reflection Club. Was wir hier haben, ist ein Album, das offensichtlich einige Zeit gebraucht hat, um alles zusammenzustellen, und eines, das sehr gekonnt zusammen gewoben wurde. Es ist ein Werk der Liebe und alle vier Musiker haben einen hervorragenden Job gemacht. Zweifellos klingt es wie ein lange verschollenes Jethro Tull-Album aus den frühen 70er Jahren, und zweifellos hat Paul Forrests Stimme die Merkmale von Ian Anderson, ohne die dieses Album und die Art und Weise, wie es der Band zugeschrieben wird, nicht wirklich funktioniert hätte.

Das Material ist sehr originell und man kann es keineswegs als Plagiat bezeichnen, auch wenn einige eingefleischte Tull-Fans das sicher tun würden. Ehrlich gesagt finde ich persönlich, dass dieses Album besser ist als die letzten beiden Tull-Alben, die ich rezensiert habe, Stormwatch und "A", was die Zusammenstellung angeht, und meine persönlichen Highlights des Albums sind "Time Out". "Rellington Town". "The Club Of Hopeful Pinions" und "Bedlam". Dabei ist dies wirklich ein Album, an dem man mehr Freude hat, wenn man es in seiner Gesamtheit abspielt, ist es sehr gut und nahtlos zusammengefügt worden.

Abschließend zu meiner Rezension dieses GROSSARTIGEN Albums denke ich, dass dieses Album viele Tull-Fans ansprechen wird, und egal, ob man sich in die Gedankenwelt von Gerald Bostock oder George Boston begibt, ich bin sicher, dass man die Fahrt genießen wird. Die Produktionsstandards sprechen für sich selbst und es kommt sogar mit einem 5.1-Mix, der Surround-FREAKS wie mich sicher begeistern wird und ihnen ein angenehmes, immersives Erlebnis bietet. Ich persönlich halte es für das PROG-Album des Jahres und für eines, das nur sehr schwer zu übertreffen sein wird.

Es ist sehr gut verpackt und ist jeden Cent wert und bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, in diesem Fall sogar ein "Book". Es wird interessant sein zu sehen, was Lutz Meinert für sein nächstes Projekt plant. Hoffentlich wird es ein weiteres Tull-Album sein, aber für den Moment empfehle ich euch, dieses Album zu hören.

Das Tracklisting der CD lautet wie folgt:

01. Part 1: Prelude. 2:00.
02. Part 2: Time Out. 4:03.
03. Part 3: Years On The Fast Track. 3:30.
04. Part 4: Rellington Town. 6:17.
05. Part 5: The Club Of Hopeful Pinions. 3:47.
06. Part 6: The Forary Of The Sharks. 5:45.
07. Part 7: Sentimental Depreciation. 5:19.
08. Part 8: Nervesoothers. 3:09.
09. Part 9: The Great Dance Around The Golden Calf. 3:36.
10. Part 10: Bedlam. 5:48.
11. Part 11: Look Across The Sea. 4:24.

Die Verpackung Bewertungspunktzahl. 10/10.
Der Preispunkt Bewertungspunkt. 10/10.
Der 5.1 Mix Bewertungspunkt. 8.5/10.
Die Album-Bewertung. 9/10.

Lee Lucas (08/2021)

REFLECTION CLUB - Still Thick as a Brick - Review - LowBeats

LowBeats (Deutschland)

Die audiophile Aufnahme: Reflection Club Still Thick As A Brick

Ein frisches Bandprojekt von erfahrenen Musikern: Der Reflection Club schufen mit ihrem Debüt-Album eine kraftvoll-kreative Reminiszenz an einen Mega-Klassiker des Progressive-Rock: „Thick As A Brick“ von Jethro Tull. Schön: Der fabelhafte Klang verleiht dem Werk zusätzlichen Wind unter den Flügeln. Reflection Club Still Thick As A Brick ist daher unsere audiophile CD der Woche.

Was für ein Album, was für eine Idee, die Ian Anderson und seine Jungs 1972 von England in die damals extrem bunte Musikwelt hinaustrugen: Der Nachfolger des legendären Longplayers „Aqualung“ (1971) verteilte ein einziges Stück auf zwei LP-Seiten. Dabei vereint „Thick As A Brick“ einen Hybrid aus verschiedenen Stilen – Folk, Rock, Klassik, Jazz finessenreich arrangiert, mit äußerst akzentuierten Vocals sowie teils wilden, wandlungsfähigen Querflötentönen à la Bandchef. Die Scheibe sollte zum Meilenstein des Progressive-Rock-Genres avancieren. Ian Anderson veröffentlichte 2012 übrigens auf Thick As A Brick II 17 Songs, die von vielen Kritikern jedoch eher als durchschnittlich befunden wurden.

Und nun nähert sich ein frisch ins Leben gerufenes Quartett diesem beinahe einem halben Jahrhundert alten Stoff. Mutig oder naiv? Lutz Meinert, seines Zeichens ein alter Hase im Musikbusiness, ist Mastermind des Reflection Club. Seit ein paar Jahrzehnten sang und spielte der Berliner Multiinstrumentalist in diversen Bands, vorzugsweise im Rock-, Progressive- und Jazz-Rock-Genre. Er gründete das Label Madvedge und steht zudem auf den guten Ton. Das hat beinahe Tradition: Sein 2014er Album „Psychedelic Teatime“ heimste den Titel „Beste Studioaufnahme des Jahres 2014“ ein (Deutscher Rock- und Pop-Musikerverband) und die KollegInnen von Stereoplay kürten die Scheibe in der Februar-Ausgabe 2015 zur „Audiophilen CD des Monats“.

Bei „Thill Thick As A Brick“ zog der Berliner wieder viele Register: Er hat komponiert, arrangiert und produziert, übernahm Mixing und Mastering, auch in HiRes und Surround. Zudem spielte er Drums, Percussion, Elektro- und Doppelbass, Orgel, Piano, Spinett, Vibraphon oder Glockenspiel und Sitar.

Ulla Harmuth steht für die Flötentöne des Albums – bis auf „Part 2 Time Out“, den spielte Sänger und Akustikgitarrist Paul Forrest in den USA ein. Gitarrist Nils Conrad brachte schließlich die elektrischen Gitarren zum Glühen und Jubilieren – mehr Infos im Interview mit Lutz Meinert.

Der Bandname „Reflection Club“ erinnert etwas an die Wortschöpfung „Dichter und Denker“ – tatsächlich spielen Rückschau, Besinnung und das Wiederaufleben. Denn das Album kommt wie schon der Tull-Klassiker von 1972 in multimedialer Gestalt daher. Der progressive Stoff füllt so ein Mediabook mit CD, DVD („PCM Stereo 96kHz/24bit, dts Digital 5.1 surround mix 48kHz/24Bit, Dolby Digital 5.1 surround mix 48kHz/24bit“) sowie ein 88-seitiges Hardcover-Buch mit einer fiktiven Zeitung. Darin stößt der Leser auf schlau inszenierte, teils ironische Artikel, Artwork und Corporate Identity, sprich CI, inklusive. Ein Gesamtkunstwerk sozusagen. Der Zeitungstitel spielt dabei „The Rellington Stone“ auf die Musikgazette „The Rolling Stone“ an.

Die Musik und der Klang von Reflection Club Still Thick As A Brick

Die vier internationalen Musiker sind seit Jahren in der Szene aktiv, Forrest als langjähriger Jethro-Tull-Cover-Sänger, der mit seinen „Vorbildern“ auch schon auf der Bühne stand. Er versteht sich auf eine beinahe wundersame leichte Näherung an Anderson – setzt jedoch gleichzeitig eine klare eigene Note in puncto Phrasierung und Timbre. Flötistin Ulla Harmuth schafft es ebenso souverän Paste-and-Copy gar nicht erst aufkommen zu lassen. Sie inszeniert vielmehr „ihre“ Anderson-Hommage, aber natürlich mit Anspielungen. Lutz Meinert schließlich hat zu all dem die kompositorische DNA gelegt, die Arrangements fließend, pointiert mit Wendungen nebst Ecken und Kanten stilgerecht eingefädelt platziert.

Kann sein, dass manch einer doch Vorbehalte mit dem „covern“ ist. Oft zu unrecht. Denn vielleicht ist das ja ähnlich wie (früher) in der Schule mit dem Auswendiglernen. Wenn alle Wörter und Sätze perfekt abgespult wurden, gab’s ne Eins. Hätte man nach Inhalt, allgemeiner oder persönlicher Bedeutung gefragt, wären wohl einige Antworten mau gewesen. Will sagen: Ein tiefes Verständnis und Durchdringen und Beseeltsein würde dem Weltenlauf wohl eher dienen als Worthülsen runter zu spulen. Die Parallele in der Musik könnten messbar perfekt gespielte Noten sein. Soll ja keiner sagen, man spiele falsch. Ob das Dargebotene jedoch emotional packend ist, Herz und Verstand anspricht?

Den Vier vom Reflection Club jedenfalls hört man an, dass ihr Projekt eine Herzensangelegenheit war und ist. Die Stücke leben von Innen heraus, können sich so mit Stilsicherheit und Finesse entfalten. Und so entstand innerhalb des Genres Progressive Rock Neues auf der Basis von im Grunde Bekanntem. Musikalisch tun sie das mit Grazie und vielleicht sogar um das altmodische Wort zu benutzen: Edelmut.

Und so ziehen einen gleich der Opener und „Time Out (Part 2) beinahe magisch hinein ins imaginäre Geschehen im Ort „Rellington“. Die Hammondorgel röchelt, der Bass pumpt sonor, die Drums knallen mächtig. Spaß pur. Zumal der Klang erstaunlich differenziert und prägnant beeindruckt. Tieftondruck und Klangfarben stimmen, ebenso Auflösung und Detailtreue. Auch wenn Raumtiefe und Plastizität nicht das audiophile Maximum erreichen – was für eine Rockaufnahme ohnehin ultraschwierig ist.

Es folgen herrliche Prog-Rock-Attitüden wie Stimmungswechsel, Instrumentenvielfalt wie Piano, Gitarre oder Glockenspiel und sogar eine Sitar. Die insgesamt elf Stücke verweben sich miteinander harmonisch, geben sich quasi die akustische Klinke in die Hand, variieren sich dabei hier und da selbst spielerisch und bleiben doch erkennbar abgegrenzt. Wir hören Folk, Klassik, Jazz oder eben Rock. Oder Stimmungen und Assoziationen, Ableitungen davon.

Schön Auf „The Foray Of The Sharks (Part 6)“ huschen Flöten und treibende Drums plus Orgel umeinander und erinnern so für einen kleinen Moment an eine andere Prog-Rock-Ikone: Kansas. Und Im finalen Stück „Look Across The Sea (Part 11)“ wallen nochmal Flöte, Piano und sogar eine kleine Dudelsackorgie auf, um den Hörer dann wieder in die triste Realität zu entlassen.

Die Songs leben aber auch dank der lyrisch verdichteten Andeutungen auf wirtschaftliche und gesellschaftliche (Miss-)Verhältnisse, respektive deren gerne verleugneten Abgründe und Strukturen – in Rellington Town ebenso wie in unserer Wirklichkeit.

„Down by the seashore, close to the river lies a small village, a place lost in reverie.“ … „Painters, musicians, artist and actors, they bring new life and new style by and by into town.“

Die heile Welt kippt…:

„For a qualified puppet master secret doors open faster, give you warm welcome to the secret league of finance jugglers an willing butlers…“ „…Receiving generous donations or later a pole position in a supervisory board.“ „…All the golden calves are made of cheap fool’s gold.“

Zurück in die Zukunft: Ein neues Werk, transformiert mit eigenem Charakter. Die Musik setzt dabei keineswegs voraus, das 50 Jahre alte Ur-Werk von Jethro Tull zu kennen. „Still Thick As A Brick“ beeindruckt als eigenständiges Album, das viele Freunde des Genres begeistern wird.

Claus Dick (04/2021)

Bewertung: 4,5/5 Punkten - audiophile CD der Woche

Still Thick as a Brick - review - Mały Leksykon Wielkich Zespołów

Mały Leksykon Wielkich Zespołów (MLWZ = "A Small Lexicon of Great Bands") (Polen)

Ich kann nicht anders beginnen, als zu sagen, dass wir es mit einer außergewöhnlichen Veröffentlichung zu tun haben. Und zwar in jeder Hinsicht. Erstens enthält sie unglaublich interessante Musik, die auf eine sehr überraschende Art und Weise dargeboten wird, und zweitens stecken die beiden Silberscheiben (CD und DVD) in eine äußerst beeindruckend aussehende Verpackung. Und obwohl das Album sehr ernst ist, wird das Ganze mit viel Humor, einem echten Twist und einem Augenzwinkern serviert. Am Ende ist der Effekt mehr als hervorragend. Aber eins nach dem anderen...

Erinnern Sie sich an die deutsche Band Margin? Als mögliche Erinnerung empfehle ich unsere little-lexicon Rezension des 2014 erschienenen Albums „Psychedelic Teatime“. Ihr Leiter, der Multiinstrumentalist Lutz Meinert, gründete vor einigen Jahren sein Parallelprojekt namens Reflection Club. Was sollte dieser musikalische Betrachtungsverein von ihm machen? Kurz gesagt, die Idee, die Lutz im Kopf hatte, war eine Art Hommage an das Werk von Jethro Tull. Er lud den Gitarristen Nils Conrad, bekannt von der Band Crystal Palace, die amerikanische Flötistin Ulla Harmuth und den englischen Sänger Paul Forrest ein, der einiges an Jethro-Tull-Erfahrung hat, da er in einer Tribute-Band namens Jethro Tull Experience aktiv ist. In Zusammenarbeit mit dem Songwriter George Boston machte sich die gesamte internationale Truppe an die Arbeit für das in jeder Hinsicht außergewöhnliche Album. Allein der Titel - „Still Thick As A Brick“ - sagt schon alles...

In der Vergangenheit war Ian Anderson übrigens versucht, eine gelungene Fortsetzung seines epochalen Werks von 1972 zu machen (das Album „Thick As A Brick 2: Whatever Happened To Gerald Bostock?“ von 2012). Das Album, um das es heute geht, könnte kühn mit „Thick As A Brick 3“ betitelt werden. Ich versichere Ihnen, dass kaum jemand auffallen würde, dass es Musik nicht von Jethro Tull, sondern von Lutz Meinerts Band enthält. Und ich schreibe dies mit großer Bewunderung und betone die Tatsache, wie erfolgreich sie es geschafft haben, die Atmosphäre dieser legendären Gruppe unter dem Namen „Reflection Club“ neu zu erschaffen. Es ist jedoch zu betonen, dass „Still Thick As A Brick“ kein Remake dieses Meisterwerks ist. Stattdessen nimmt Reflection Club den musikalischen Stil von Jethro Tull aus der stark progressiven Phase ihrer Karriere, erweitert ihn mit Elementen aus Jazz und Fusion und schafft so eine innovative, fast 48 Minuten lange Eigenkomposition, die in 11 Teile unterteilt ist.

Wie das klassische Album von 1972 ist auch „Still Thick as a Brick“ ein komplexes und vielschichtiges Konzeptalbum. Die Verpackung enthält ein dickes 70-seitiges Booklet (eigentlich ein Buch) im Stil einer Musikzeitung „Rellington Stone“ (die Anspielung auf das klassische Rolling Stone-Magazin scheint mehr als offensichtlich) im A5-Heftformat mit zahlreichen Artikeln, die als Hintergrund dienen und den Kontext des gesamten Albums illustrieren. Sie finden dort nicht nur die Songtexte und die Album-Credits (sie nehmen knapp zwei Seiten der besagten „Zeitung“ ein), sondern auch zahlreiche Artikel, die den erzählerischen Hintergrund des Albums illustrieren, Album-Rezensionen (einschließlich einer Rezension des Albums... „Still Thick As A Brick“! ), Konzertberichte, Interviews und Werbung (u.a. für das bereits erwähnte Album „Psychedelic Teatime" von Margin)... Es gibt mehr zu lesen als zu hören und die einzelnen Artikel sind eine perfekte Ergänzung zum musikalischen Inhalt dieser Veröffentlichung. Alles wird in einer effektiven und übersichtlichen Art und Weise dargestellt, was einen besonderen Reiz dieser Veröffentlichung ausmacht. Man kann sagen, dass Reflection Club einen Schritt, oder vielleicht sogar zwei Schritte weiter geht als Jethro Tull 1972.

In die dicken Umschläge der „Rellington Stone-Zeitung“ sind zwei Discs eingelegt: die erste, eine CD, enthält 11 nahtlos ineinander übergehende Tracks (von denen zumindest einige, wie „Rellington Town“, „Sentimental Depreciation“ und „Look Across The Sea“, problemlos für sich alleine stehen könnten) und 48 Minuten Musik, und die zweite, eine DVD, mit Visuellem in Form eines Films, bzw. einer fabelhaft bunten Diashow, die mit einem HD-Stereo- und Surround-Sound-Mix unterlegt wird.

Mir ist klar, dass ich den größten Teil dieser Rezension verbracht habe, um den Kontext dieser Veröffentlichung und die äußerst beeindruckende Verpackung zu beschreiben. Und was ist mit der Musik selbst? Nun, ich habe bereits erwähnt, dass die meisten Hörer sicher ein ziemliches Problem damit haben werden, zu unterscheiden, ob es sich um die echten Jethro Tull oder um Reflection Club handelt, die sich auf deren Werk beziehen. Außerdem enthält die von Lutz Meinert komponierte Musik keine Zitate oder, Gott bewahre, Plagiate von Kompositionen von Ian Anderson und Co. Vielmehr ist es eine perfekte Präsentation der Merkmale, Elemente und Atmosphäre, die man aus der klassischen Periode von Jethro Tulls Tätigkeit kennt. Die allgegenwärtigen Flöten beschwören immer wieder den Geist jener Band herauf, Paul Forrests Stimme erinnert hundertprozentig an den jungen Anderson, und die Instrumentierung, für die der Urheber des ganzen Unternehmens verantwortlich zeichnet (Lutz Meinert spielt Schlagzeug, Orgel, Klavier, Cembalo, Harfe, Glocken, E-Bass, Kontrabass und Vibraphon) ist so, dass alle Fans des Schaffens von Jethro Tull überglücklich sein werden.

Ich bin es. Ich war begeistert von diesem Album, der Idee dahinter und dem ansprechenden Booklet. Und vor allem war ich von der Darbietung begeistert: perfekt, professionell, definitiv mehr als kompetent und vor allem unglaublich angenehm zu hören. Vielleicht wird das, was ich ganz zum Schluss schreibe, dem Reflection Club gegenüber unfair sein, aber ich habe den Eindruck, dass wir es in Form von „Still Thick As A Brick“ mit einem weiteren sehr gelungenen Album von... Jethro Tull zu tun haben. Wundern Sie sich also nicht, dass ich die besprochene Veröffentlichung in mein Regal mit Alben unter dem Buchstaben J, nicht R, gestellt habe...

Sehr empfehlenswert!!!

Artur Chachlowski (03/2021)

Musik an sich (Deutschland)

Die Beschäftigung mit Still thick as a Brick kostet etwas Zeit. Hier ist nicht nur eine gute Dreiviertelstunde Prog-Rock im zeitgemäß produzierten 70er Jahre Stil zu verarbeiten. Die CD steckt in einer Tasche im vorderen Einbanddeckel eines gut 70-seitigen Hardcover-Buches, das gefüllt ist mit Artikeln, Konzertberichten, Plattenbesprechungen und ähnlichem.

Das macht Sinn. Denn schon der Titel der CD verrät, wovon sich Mastermind Lutz Meinert hat inspirieren lassen. Und genau wie das legendäre Jethro Tull-Album Thick as a Brick im April verpackt in eine Ausgabe der fiktiven Zeitung St. Cleve Chronicle & Linwell Advertiser erschien, liegt Still thick as a Brick nun einer Ausgabe der Monatszeitung Rellington Stone bei.

Der Rellington Stone ist ein Kulturmagazin, das in der Küsten(klein)stadt Rellington erscheint und angesichts der galoppierenden Gentrifizierung und der damit verbundenen Veränderungen kurz vor dem Aus steht. Und so – so der fiktive Plot – unterstützt das Madvedge Label den Rellington Stone, indem es ihm für die aktuelle Ausgabe eine kostenlose Vorab-Version des Reflection Club-Debüts als Beilage zur Verfügung stellt.

Das Textkonzept von Still thick as a Brick beschäftigt sich mit dem Niedergang der kulturellen Szene Rellingtons durch die Zuwanderung von Menschen, die man vor 20 Jahren Yuppies genannt hätte, die auf der eine Seite von der kulturellen Lebendigkeit angelockt werden, sie aber gleichzeitig erdrosseln. So könnte die Handlung auch im Kreuzberg der späten 80er und 90er Jahre spielen, im Prenzlauer Berg eine Dekade später und derzeit wohl in den nördlichen Regionen Neuköllns. Die Texte sind selbstverständlich auch in der Zeitung abgedruckt.

Musikalisch knüpfen Refelction Club mindestens ebenso deutlich an ihre Vorbilder an. Zu Recht wiederholt sich in den Artikeln die Beobachtung, dass die Band, wie Jethro Tull in der ersten Hälfte der 70er klingt permanent. Das Ganze ist ebenso vielfaltig und ebenso schwierig auf einzelne Tracks zurückführbar. Im Prinzip haben wir es mit einem einzigen Longtrack zu tun, der seine Themen und Motive immer wieder aufnimmt und neu interpretiert. Natürlich steht die Querflöte im Zentrum. Es fließen Elemente von Folk, Rock, Jazz und Klassik ein. Im Fall von „Part 3: Year on the fast Track” kann das dann auch mal ein wenig nach Kansas klingen. Wirkliche Hooklines oder „Parts“, bei denen man sofort nach einer Single-Auskopplung verlangt, finden sich nicht. Auch das verhindert einen zu schnellen Konsum des Albums.

Und wenn man dann irgendwann doch mit der CD und der Lektüre des Rellington Stone durch ist, dann gibt es da noch den hinteren Einbanddeckel des Buches. Darin steckt eine DVD, die im Prinzip einen ultralangen Videoclip des kompletten Albums enthält, der die Story (und die Instrumentierung!!) mit fantasievollen Bildern illustriert. Außerdem sind die Lyrics in fünf Sprachen (englisch, deutsch, italienisch, französisch, spanisch) als Untertitel einblendbar.

Prachtvoll!

Norbert von Fransecky (03/2021)

Review Still Thick as a Brick - Musiker Magazin

Musiker Magazin (Deutschland)

Auf dieses Werk könnte der Querflötenzauberer Ian Anderson stolz sein, wäre es aus seiner Feder geflossen. Sage und schreibe 49 Jahre nach dem Jethro-Tull-Meisterwerk „Thick As A Brick“ erscheint ein Album von Tribute-Musikern in Anlehnung an das Original. Der Multiinstrumentalist Lutz Meinert und George Boston steuerten die Lyrics bei, die REFLECTION CLUB in „Still thick As A Brick“ verarbeiteten. Sänger Paul Forrest kommt seinem Original zum Verwechseln nahe. Bei klassischer Jethro-Tull-Instrumentierung schwelgt die Band in rockigen, klassischen und jazzigen Sphären virtuos und frisch, wie seinerzeit das Prog-Original. Wie damals scheint es wie aus einem Guss, ein Song, ohne die Vinylplatte umdrehen zu müssen, ein Konzeptalbum. Wie geht die darin erzählte Geschichte des Protagonisten des Albums Gerald Bostock weiter? Vielleicht findet sie hier eine Fortsetzung? Nachdem Ian Anderson eine Fortsetzung, betitelt mit „Thick As A Brick Part II“ im Jahr 2012 vorstellt, wirkt die Ausgabe von REFLECTION CLUB wie ein alternativer und würdiger Nachfolger. Jedenfalls ist das „Hear and Feel“ ganz nah bei Jethro Tull. Ein ambitioniertes und meisterhaftes Album vom REFLECTION CLUB.

Christian Schöning (09/2021)

Review "Still Thick as a Brick" - musikreviews.de

musikreviews (Deutschland)

„Die Legende wird fortgeschrieben...“ (Reflection Club im 'Rellington Stone')

Gibt es unter uns noch echte Musikliebhaber? Ganz echte?
Also diese ein wenig verrückt-verpeilten, extrem leidenschaftlichen, aber auch irgendwie süchtigen Zeitgenossen, für die Musik nicht nur Zeitvertreib, sondern ein echtes Lebensgefühl ist, dem man sich voll und ganz hingeben kann – und das einem in fast jeder Situation hilfreich zur Seite steht. Musik als Lustverbreiter und Medizin, als das Non-plus-Ultra in einer Zeit, die hauptsächlich geprägt wird durch Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit sowie Egomanie und Macht- + Profitstreben.
Musik als Anker in einer, wie's scheint, immer mehr aus den Fugen geratenden Welt, wobei beileibe nicht ein Virus die Schuld trägt. Die sollten wir schon schön bei uns selber suchen. Manchmal muss man in solcher Situation einfach abtauchen in seine kleine, eigene Scheinwelt, die man sich selber schafft und in der man lebt wie in einer Stadt, in der man alle Rollen zugleich übernimmt. Wenn es dann auch noch eine Band gibt, die genau diese erfundene Welt auf einem ganz realen Musik-Konzept-Album verwirklicht und man sich als Hörer sofort wie ein dazugehöriger Bewohner fühlt, dann ist dieser Band das Musik-Wunder gelungen, ein für alle Zeit unvergessenes Meisterwerk zu erschaffen. So geschehen im Jahr 1972, als JETRO TULL ihre in eine echt erscheinende, aber voller fiktiver Artikel versehene Zeitung verpackte LP „Thick As A Brick“ veröffentlichten. Ein Glücksmoment für die progressive Musikwelt.

Doch verweilen wir noch kurz bei den Musikliebhabern. Denn die haben garantiert alle ein (oder auch mehrere) Album in ihrer Sammlung, das ihr Leben maßgeblich beeinflusst, vielleicht sogar verändert hat und sie noch immer begleitet, ohne irgendwie dabei schal zu werden. Spätestens jetzt sind wir bei LUTZ MEINERT und seiner Band REFLECTION CLUB sowie JETHRO TULLs „Thick As A Brick“.

Dem REFLECTION CLUB ist mit „Still Thick As A Brick“ tatsächlich das gelungen, was einem IAN ANDERSON mit seiner Solo-Neuauflage 2012 zum 40. Album-Geburtstag von "Thick As A Brick" mit „Thick As A Brick 2“ nicht wirklich gelang – nämlich die Atmosphäre des 1972er-JETHRO-TULL-Originals in die Gegenwart zu übertragen. Und Multiinstrumentalist Meinert geht mit seinen Kompositionen sogar noch einen Schritt weiter als beispielsweise ein ROBERT REED, wenn er mit seinen „Sanctuary“-Alben deutlich MIKE OLDFIELD auf schwer beeindruckende Weise 'imitiert'. Denn der REFLECTION CLUB verinnerlicht die 1972er-Idee hinter Tulls „Thick As A Brick“ und ergänzt durch eine komplett eigenständige Idee, deren einzige Absicht darauf beruht, das fast 50 Jahre alte Meisterwerk durch eine neuartige Idee fortzusetzen, die auf den Tull-Stützpfeilern: Musikatmosphäre, textlichen und konzeptionellen Grundlagen sowie Gestaltung; beruht und noch dazu um mehrere dolby-digitale Sound-Varianten (PCM 96/24 Stereo Sound und AC3 Dolby Digital 5.1 sowie dts Digital 5.1 Surround Sound) sowie eine genau der Musik und der Handlung angepasste animierte Dia-Show plus Textübersetzungen als Untertitelung erweitert.
Der REFLECTION CLUB schreibt die Legende tatsächlich weiter, anstatt sie zu kopieren oder offensichtlich abzukupfern und durch ein paar eigenständige Stilmittel zu erweitern. Damit gelingt es ihnen, ein Gesamtwerk als farbige LP (plus CD plus DVD plus Zeitung) und als Mediabook mit CD und DVD zu schaffen, das nach fast 50 Jahren als eine rundum würdige Fortsetzung und gar Erweiterung von „Thick As A Brick“ verstanden werden darf.

Übrigens stellt Lutz Meinert zur optischen Umsetzung des Albums auf DVD fest: „Ich dachte, wenn ich schon eine DVD mit dem Surround-Mix und übrigens auch mit dem HD-Stereo-Mix veröffentliche, sollten die grafischen Möglichkeiten, die eine DVD bietet, nicht ungenutzt bleiben. Ich fand es schon immer schade, wenn beim Surround-Mix von Studio-Alben nur das Album-Cover zu sehen ist oder die ganze Spielzeit über immer dieselben 10 Fotos in Endlosschleife auf dem Bildschirm abgenudelt werden. Ich wollte dagegen die ganze Zeit ein Video laufen lassen, welches die Story illustriert. Ein fast 48-minütiger Spielfilm war finanziell nicht zu stemmen. So kam ich auf die Idee, eine relativ aufwendige, animierte Diashow zu erstellen. Hätte ich gewusst, wie viel Arbeit das macht, sich durch tausende Fotos zu wühlen, alles dramaturgisch zu strukturieren und noch takt- und break-genau zu schneiden und mit Effekten zu versehen, hätte ich mich wohl auch nur mit dem Album-Cover als Videobild zufrieden gegeben. Von den Lizenzgebühren für die vielen Fotos einmal ganz abgesehen.“

Ein echter Geniestreich für die Verwirklichung von „Still Thick As A Brick“ ist die Verpflichtung von PAUL FORREST als Sänger, der noch dazu die akustischen Gitarrenparts und in „Time Out“ die Querflöte beisteuert. Forrest, der in Amerika lebende Engländer, ist der Kopf von gleich zwei JETHRO TULL-Coverbands und singt tatsächlich wie IAN ANDERSON zu seinen besten Zeiten, also auch denen der „Thick As A Brick“- und „A Passion Play“-Ära. Noch dazu ist er bereits gemeinsam mit JETHRO TULL aufgetreten und schafft es wirklich, einen Anderson nicht nur zu singen, sondern auch zu leben. Genau das darf man nunmehr auf „Still Thick As A Brick“ verblüfft genießen.

Mit „Still Thick As A Brick“ huldigt LUTZ MEINERT, wie man es auch in dem Interview, das wir mit ihm führten, erfährt, besonders den beiden Konzept-Alben „Thick As A Brick“ und „A Passion Play“. Keinerlei Klonen oder Nachspielen, sondern den Geist hinter diesen Alben erschließen und diesen auf die eigene Musik übertragen. Das ist eine Kunst, die nur wenige beherrschen – der REFLECTION CLUB meisterte diese 'kunstvolle' Aufgabe mit Bravour!

FAZIT: Mission eindeutig geglückt. REFLECTION CLUB ist mit diesem von JETHRO TULLs „Thick As A Brick“ inspiriertem Album – ein echtes Gesamtkunstwerk aus Buch, Zeitung, Vinyl, CD und DVD – definitiv ein progressives Highlight des Jahres 2021 gelungen! Mit „Still Thick As A Brick“ werden alle Tull-Fans ein wahres Déjà-vu-Musik-Erlebnis haben und bekommen durch die DVD noch dazu ein völlig neues audio-visuelles Kunstwerk präsentiert.

Thoralf Koß (03/2021)

"Still Thick as a Brick"-Review Musikzirkus-Magazin

MusikZirkus-Magazin (Deutschland)

Reflection Club nennt sich eine neue Band um den in Berlin wohnhaften Multiinstrumentalisten Lutz Meinert (Tasteninstrumente, E-Bass, Kontrabass, Glockenspiel, Vibrafon, Schlagzeug, Perkussion). Im Jahr 2014 veröffentlichte er mit seiner Band Margin das Album „Psychedelic Teatime“. Seit 2017 hat er sich dann zusammen mit dem deutschen E-Gitarristen Nils Conrad (Crystal Palace, For Your Pleasure), der amerikanischen Flötistin Ulla Harmuth und dem englischen Sänger, Akustikgitarristen und Flötisten Paul Forrest (Jethro Tull Experience, Dayglo Pirates) seinem ambitionierten Progressive-Rock-Projekt Reflection Club gewidmet. Ergebnis ist das Album „Still Thick As A Brick“.

Wer nun aufgrund des Covers und des Titels an das Meisterwerk von Jethro Tull aus dem Jahr 1972 denkt, der liegt genau richtig. Allerdings haben Reflection Club nicht einfach das Original nachgespielt oder abgewandelt, vielmehr haben sie eine eigene, moderne Variante - ähnlich wie es Ian Anderson mit seinem Album „TAAB2“ von 2012 machte - eingespielt. Dabei haben sie den Spirit der Musik eingefangen und etwas vollkommen Neues erstellt, das aber quasi eine Fortsetzung des Tull-Klassikers darstellt. Und nicht ganz von ungefähr kommt das Album am 03.03.2020 heraus, auf den Tag genau 49 Jahre nach der Erstveröffentlichung von Jethro Tull’s „Thick As A Brick“.

Das der Sound in vielen Passagen sehr nahe an den von Jethro Tull heranreicht, ist u. a. auf Nils Conrad zurückzuführen, dessen Gitarrenspiel an das von Martin Barre herankommt. Daneben sorgt Paul Forrest, der Mitglied der Jethro Tull-Coverband Jethro Tull Experience ist, mit seinem Gesang, der in unmittelbarer Nähe von Ian Andersons Stimme liegt, sowie seinem Akustikgitarrenspiel für bestes Tull-Feeling. Das Einzige was zur Illusion eines verloren gegangenen Jethro Tull-Albums fehlt ist das markante Flötenspiel von Ian Anderson, der immer wieder in sein Instrument hineinatmet und sein Spiel mit stimmlichen Tönen verziert. Ulla Harmuth geht da einen etwas anderen Weg, denn ihr Spiel ist sehr sauber. Der Unterschied fällt im Gesamtkontext aber nicht groß auf, vielmehr fügt sich ihre Interpretation perfekt in die Stücke ein.

Eine kleine Anspielung machen Lutz & Co. dann auch gleich schon auf dem Cover. Während bei Jethro Tulls „Thick As A Brick“ der Protagonist der fiktive Gerald Bostock war, kommt bei Reflection Club’s Album ein gewisser Finanzmogul George Boston vor.

So heißt es auf dem Cover im „Aufmacher“: "Was haben der verschollene legendäre Finanzmogul George Boston und der bekannte Rellingtoner Prog-Musiker Lutz Meinert miteinander zu tun? Eine Antwort könnte das am 3. März 2021 erscheinende Debütalbum „Still Thick As A Brick“ vom neu gegründeten Reflection Club bieten. Was dahinter steckt und warum das komplette Album dieser Ausgabe noch vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin kostenlos beiliegt, ist ausführlich den folgenden Seiten zu entnehmen. Eins sei schon vorweggenommen, selten dürfte ein Debüt so einen starken Wirbel entfacht haben. Und nicht umsonst ist es unser Album des Monats geworden..." Da sieht man gleich, das Lutz Meinert, der das Album in Eigenregie erstellt (alles komponiert, arrangiert, gemischt und produziert) und quasi vorfinanziert hat, von seinem Werk überzeugt ist. Und gleich vorweg: das kann er auch sein, denn ihm und seinen Mitmusikern ist ein wirklich hervorragendes Werk gelungen.

Thematisch geht es in dem Konzeptalbum um George Boston, der auf seine berufliche Karriere im Haifischbecken der Finanzbranche zurückblickt. Dabei werden die Gepflogenheiten von globalen Finanzplayern und ihrem skrupellosen Streben nach Mehr dargestellt. Das lässt sich aber auch durchaus auf viele andere große Firmen in unserer Marktwirtschaft übertragen, man denke nur an die Automobilindustrie.

Das Album ist in elf Parts unterteilt, die aber alle nahtlos ineinander übergehen, so dass ein nahezu 48minütiger Longtrack entstanden ist. Ich empfehle auch das Album in einem durchzuhören, nur so entfaltet es seine ganze Strahlkraft. Und die ist wirklich außergewöhnlich.

Musikalisch wird ein grandioser Stilmix aus Rock, Prog, Folk, Jazz, klassischer Musik und ethnischen Elementen geboten. Beginnend mit dem instrumentalen „Prelude“ bis zum letzten Part „Look Across The Sea“ ist man von diesem Album gefesselt. Es finden sich keine frickeligen Passagen darin, vielmehr sind alle Parts hoch melodisch und von tollen Soli durchzogen.

Das Album beginnt mit dem zweiminütigen „Prelude“, einer Ouvertüre mit leicht klassischem Ansatz. Ein sehr schöner Einstieg, bei dem Streicher und Orgelsounds zunächst für einen Retrotouch sorgen. Zum Ende hin geht es dann mit einem richtigen Paukenschlag in den ersten Song „Time Out“ hinein. Schnell kommt Pauls Gesang auf, der sofort nach Ian Anderson klingt und man ist sofort in diesem phantastischen Kosmos, den die Briten auf ihrem 1972er Prog-Klassiker erschaffen haben. Akustikgitarre und Gesang sind wirklich unglaublich nah dran. Ein Song mit Ohrwurmcharakter, der neben der Akustikgitarre vor allem durch die Querflöte seinen Reiz besitzt. Recht proggig wird es dann mit einigen Breaks, die zwischen ruhigen und druckvollen Passagen wechseln und von herrlichen Soli durchzogen sind im 3:31minütigen, einem über weite Strecken instrumentalen „Years On The Fast Track“.

Einige Stücke nehmen musikalische Motive aus vorangegangenen Stücken auf und führen sie fort bzw. werden variiert – wie zum Beispiel in den beiden aufeinander folgenden Stücken „The Foray Of The Sharks“ und „Setimental Depreciation“ - sodass ein kompaktes Werk entsteht. Teils werden auch jazzige Passagen eingebaut wie zum Beispiel im Song „Neversoothers“. Das sollen nur einige Beispiele für das komplette Album sein, das sich auf hohem Niveau bewegt.

Das Album kommt in einem Hardcoverbook mit einem 88seitigen Booklet daher. Die ersten 16 Seiten füllen das Rellington Stone Magazin in einem Hochglanzdruck, während die Inhalte ebenfalls in englischer Sprache noch einmal auf 72 Seiten auf „normalem“ Papier und in größerer Schrift gedruckt wurden. Darin sind auch zahlreiche Fotos, Infos zu den Musikern und die Songtexte enthalten. Das Album liegt sowohl auf CD, als auch auf DVD vor. Die DVD bietet dabei Versionen in PCM 96/24 Stereo, dts Digital 5.1 Surroundsound und AC3 Dolby Digital 5.1 Surroundsound. Klanglich ist der Surroundsound ganz hervorragend gelungen. Das Besondere an der DVD ist aber, dass sich Lutz Meinert so viel Mühe gemacht hat, der Musik einen Film, bestehend aus sehr ansprechenden und passenden Fotos beizufügen. Mal sieht man die gerade gespielten Instrumente, dann wieder tolle Fotos die vom Stil her an Bilder von Hipgnosis erinnern. So haben sie die Story mit den Bildern perfekt visualisiert. Dam,it hebt sich das Produkt erheblich von anderen ab, bei denen meist nur Standbilder oder eine sich wiederholende Diashow mit wenigen Fotos geboten wird. Hut ab vor soviel Perfektion.

Jetzt wird es sicherlich Stimmen zum Album geben die es als reines Plagiat abstempeln, doch aus meiner Sicht ist dem Progressive-Rock-Projekt Reflection Club um Multiinstrumentalist Lutz Meinert mit dem Album „Still Thick As A Brick“ ein grandioses Werk gelungen. Er und seine Musiker/in sind mit viel Herzblut an die Sache herangegangen und haben ein Meisterwerk erschaffen, das die Strahlkraft des 1972’er Tull-Albums besitzt. Wer die Musik von Jethro Tull und vor allem das Album „Thick As A Brick“ mag, der wird dieses Album lieben - sofern er sich vom Gedanken des Plagiats befreit. Ein absolutes Highlight ohne jegliche Schwachpunkte. „Still Thick As A Brick“ gehört für mich schon jetzt in die Auswahl zum Album des Jahres.

Stephan Schelle (03/2021)

Review Still Thick as a Brick - powermetal.de

Powermetal.de (Deutschland)

Aufwändige Hommage an den JETHRO TULL-Meilenstein

Das Konzeptalbum "Thick As A Brick" von JETHRO TULL ist nicht nur ein Höhepunkt im musikalischen Schaffen dieser Band selbst, sondern auch ein zeitloser Progressive-Rock-Klassiker überhaupt. Dies sei vorweg geschickt, da REFLECTION CLUB sich nicht einfach nur musikalisch ins Fahrwasser von JETHRO TULL begibt, sondern hier ganz bewusst eine Hommage an Ian Anderson und Co. zelebriert - schon allein der Titel "Still Thick As A Brick" ist da ja unmissverständlich. Es geht bei diesem Projekt allerdings nicht darum, die TULL-Songs nachzuspielen, sondern quasi eine eigene Version dieses Konzeptalbums zu erschaffen - und zwar mit der gleichen musikalischen wie konzeptionellen Ausrichtung, aber eben mit eigenen Songs und eigener Story. Und das macht das Unterfangen auch so interessant, denn für schnöde Coverversionen müsste man sicherlich nicht solch einen Aufwand betreiben (doch dazu später mehr).

Was nun den musikalischen Aspekt betrifft, merkt man, dass hier erfahrene Musiker am Werk sind, die sicherlich auch einiges an Zeit in das Einspielen dieses Albums investiert haben, wenngleich Lutz Meinert alleiniger Songwriter des Materials war (begonnen hat er 2017 mit dem Projekt) und auch sonst für Lyrics, Produktion und die grafische Aufmachung verantwortlich zeichnete. Und was die Songs angeht, muss ich wirklich sagen, dass man auf "Still Thick As A Brick" wunderbar eingängige, ausgereifte und vielseitige Kompositionen serviert bekommt, die - und das ist vielleicht sogar das Bemerkenswerteste daran - keinerlei Längen aufweisen. Der harmonische Gesang und die reichhaltige instrumentelle Darbietung bis hin zum Dudelsack greifen nahezu perfekt ineinander, und garniert ist das Ganze mit einprägsamen Melodien und Hooklines. Das Original "Thick As A Brick" besteht ja nur aus einem Song (A- und B-Seite der LP) und dieses Gefühl stellt sich hier definitiv auch ein - es gibt keine musikalischen Brüche oder abrupte stilistische Sprünge und das Ganze wirkt wie ein zusammenhängendes Stück, das ja ebenfalls nur in verschiedene Parts unterteilt ist, allerdings derer elf an der Zahl.

Dabei klingt JETHRO TULL anno 1972 stellenweise noch etwas luftiger und verspielter (vor allem die B-Seite von "Thick As A Brick"); da empfinde ich die Songs des REFLECTION CLUBs schon als gradliniger und phasenweise auch härter und rockiger ('Part 9: The Great Dance Around The Golden Calf'). Der Gesang ist relativ nah dran an dem von Ian Anderson, was sicherlich auch daran liegt, dass mit Paul Forrest ein Sänger mehrerer JETHRO TULL-Coverbands diesen übernommen hat. Nach meinem Dafürhalten ist die Querflöte einen Tick weniger präsent, etwas weniger im Vordergrund des Klangbilds stehend als bei TULL (obwohl mit Ulla Harmuth eine eigene Querflötistin an Bord ist). Dies verdeutlicht noch mehr, dass beim REFLECTION CLUB Querflöte, Gitarre, Orgel, Gesang oder auch die Orchester-Parts gleichberechtigt nebeneinander stehen, was für eine sehr stimmige und harmonische Gesamtatmosphäre sorgt. Auch vom Sound her klingt das jetzt nicht zu sehr nach Siebziger, sondern durchaus zeitgemäß - auch diesen Spagat hat man also gemeistert. Zumal im Gegensatz zu TULL sich auch mal jazzige Einsprengsel ('Part 8: Nervesoothers') einschleichen.

Kommen wir zur Aufmachung und die ist definitiv einen genaueren Blick darauf wert. Die Audio-CD und DVD sind in ein 72-seitigen Mediabook eingelegt. Während bei JETHRO TULL eine Zeitung ("St. Cleve Chronicle & Linwell Advertiser") beilag, ist hier das Mediabook ebenso in Zeitungsoptik aufgemacht (dem Musikmagazin "Rellington Stone", welches Hintergrundinfos, alle Songlyrics und weitere Artikel bietet). Überhaupt sind die Parallelen und Adaptionen in Konzept und Aufmachung nahezu unzählbar. Die Kunstfigur Gerald Bostock, die ebenfalls als Co-Autor bezeichnet wird, heißt hier George Boston (hier allerdings ein Finanzmogul, der sich schlussendlich von der Branche abwendet). Auf der DVD befindet sich ein Video der kompletten 47 Minuten Musik mit Slideshow, welche im Wesentlichen die Story um George Boston bebildert.

Fazit: Ein sehr gelungenes Projekt, das gleichermaßen eigenständig und an den großen Idolen angelehnt ist. Und das in punkto Musik als auch was das Gesamtpaket anbelangt, einen echten Mehrwert gegenüber einem erneuten Inhalieren von "Thick As A Brick" bietet. Nachdem im realen Rolling Stone für "Thick As A Brick" 1972 die Höchstpunktzahl (5/5) vergeben wurde, ist es nur konsequent, dass "Still Thick As A Brick" im Rellington Stone zum Album des Monats gekürt wurde (und auch hier bei uns mit einer sehr guten Bewertung bedacht wird).

Note: 9.00

Stephan Voigtländer (03/2021)

STAAB-review Progarchives.com

Progarchives.com (international)

Jethro Tulls „Thick as a Brick" wird von vielen (aber nicht von allen, wie die jüngsten PA-Beiträge zeigen) als überbewertet angesehen, aber die Wahrheit ist, dass das Werk eine definitive Qualität von fortwährender Offenbarung und Freude hat, die Zeit, Jahrzehnte und Raum übersteigt. Auf vielen „First time listen"-Seiten auf Youtube gab es eine Fülle von Prog-Neulingen, die dieses Epos mit glühenden Kritiken überhäuften. Die Tatsache, dass viele Musiker wie Geddy Lee es für einen Klassiker halten, der immer wieder auftaucht, ist ein weiteres klares Zeichen dafür, dass es Anerkennung verdient. Daran gibt es kaum Zweifel oder Diskussionen.
Der kanadische Elektronik-Künstler Tona Ohama lud mich vor 10 Jahren ein, beim Abmischen seiner synthie-dominierten, rein instrumentalen Hommage an TAAB zu helfen, und ich habe die 001er-Pressung, sowie eine Kopie (002), die ich dem großen JT-Fan Lutz Meinert schickte, einem Berliner Multi-Instrumentalisten, dessen Prog-Karriere durch die Bands Margin und For Your Pleasure hervorgehoben wird. Lutz ist unglaublich talentiert, hat einen großartigen Sinn für Humor und tadellose Klasse, denn er schickte mir 2 Kopien seines Tributes „Still Thick as a Brick", und Sie haben es erraten, die zweite für Tona. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Ich liebe es!

Das Mediabook mit der CD und der DVD ist ein tolles Paket, das die frühere Zeitung „The St-Cleve Chronicle" nachahmt, die jetzt amüsanterweise und mit einem Augenzwinkern „Rellington Stone" genannt wird, als ein vollständig dokumentiertes und völlig sarkastisches Magazin, das nichts weiter als ein Hirngespinst ist. Wenn Sie zufällig ein Politiker, ein Corporate Raider, ein Profiteur oder ein Banker sind, werden Sie wirklich hassen, was Sie lesen. Für den Rest von uns ist es ein Allheilmittel. Die Idee war, mit einer modernen Version der Geschichte fortzufahren, den jungen Gerald Bostock durch George Boston, den Finanzmogul, zu ersetzen und eine 11-Song-Setliste zu liefern, die natürlich, wie man es zu Recht erwarten würde, mit ineinander übergehenden Songs, die eine neue Version des aktuellen Protagonisten und seiner Abenteuer erzählen. Lutz kümmert sich um die Tasten, den Bass und das Schlagzeug, sein langjähriger Freund Nils Conrad (Margin, For Your Pleasure und kürzlich in Crystal Palace) übernimmt die Laubsägearbeiten, Ulla Harmuth kümmert sich um die vielen Flötenparts und schließlich die Stimme von Ian Anderson, gesungen von Paul Forrest, der einen bewundernswerten Job macht, wie Ian zu klingen, ohne wirklich wie ein Nachahmer rüberzukommen. Dieses Werk ist in keiner Weise als Anhängsel eines bewährten Klassikers gedacht, sondern als eine offensichtliche und liebevolle Wertschätzung des Originalstücks, und dieses Gefühl kommt sowohl in der Darbietung als auch in der instrumentalen Palette in hohem Maße zum Ausdruck.
„Prelude" gibt den folkigen Ton an, mehr klassisch-symphonisch als man erwarten würde, mit verspielten Orchestrierungen, die mit Flöte und Orgel einhergehen, bis wir den Übergang zu „Time Out" erreichen, mit einem Augenzwinkern auf die Anfangszeile des Originals „Really don't mind if you sit this one out", wo der Gesang einsetzt. Das ist der Moment, in dem die kollektiven Augenbrauen hochgezogen werden und die angenehme Vertrautheit einsetzt. Paul versteht sein Handwerk und seine Performance ist erstaunlich. Die ausladende Orgel und die schrille Gitarre leiten „Years on the Fast Track" ein, angetrieben von einem hektischen Bass-Zug, und die Dinge beginnen wirklich zu kochen, „der Kessel kocht fast"*1 und Nils spielt ein verruchtes kurzes Solo. „Rellington Town" ist so JT wie es nur geht, eine typisch folkloristische, geschichtenerzählende Melodie, die sich im Kopf festsetzt, ganz bestimmt „creating a hippie vibe", sicherlich retro und wir sind glücklich. Die Flöte schlängelt sich wie ein Bach im Tal hinunter. „The Club of Hopeful Pinions" ist das schrullige Stück, bei dem die Verschiebungen endlos sind, beladen mit E-Gitarren-Ausbrüchen und Orgelschwellungen, gemildert durch sanfte Flötenbrisen, die sich im Handumdrehen drehen und einem kleinen Glockenspiel noch dazu. All die Liebe wird „in die Spüle"*2 geworfen. Dies mündet in ein noch raueres und explosiveres „The Foray of the Sharks", bei dem Lutz' Fingerfertigkeit an Tasten und Bass offensichtlich ist. Nils reißt eine Reihe von dreckigen Soli herunter, bevor er einen tolles Ding auf „die neumodische Art"*3 loslässt. Pastoral geht „Sentimental Depreciation" zu, wird aber von einem rasanten, gitarrengetriebenen Thema abgeschlossen, das den Höhepunkt des Albums mit einer zentralen Beschwörung darstellt, die die Gefühle berührt. „Nervesoothers" ist ein weiterer folkiger Wirbelwind mit viel Flöte, Stop-and-Start-Rhythmen und wulstigen Bass-Rülpsern, eine Erinnerung daran, dass JT eine hocheffiziente und kompetente Band war, die keine Angst vor dem Komplexen hatte (wie es das ewig missverstandene „The Passion Play" am besten ausdrückt). Und dieser Wahnsinn wird auf dem beachtlichen "The Great Dance around the Golden Calf" fortgesetzt. „Bedlam" klingt wie der Titel, ein wilder Shuffle, bei dem Nils mit Vollgas losschreddern darf, angetrieben von dem treibenden Arrangement mit Flöte im Schlepptau. Großartiges Klavierspiel und Orchestrierungen, die das Thema unerbittlich und „mit Autorität vorantreiben"*4. Mit einem temperamentvollen Finale wie dem majestätischen „Look Across the Sea" , das einen weiteren Nils-Conrad-Streifzug (und einen verdammt guten dazu) und eine perfekt gesungene Melodie enthält, endet die Hommage mit einem unausweichlichen Lächeln über ein Werk, das seiner Quelle würdig ist. Eine Reprise der „Time Out"-Melodie zeigt einem, wie es sich anfühlt, dumm wie Bohnenstroh zu sein.
Vielleicht ist „der Herr des Hauses weit weg"*5, aber Lutz hat „das Heimfeuer am Brennen"*6 gehalten.

4.5 Gerald Bostons

Thomas Szirmay (3/2021)

Anmerkung der Redaktion:

*1 Anspielung auf „the kettle almost boiling" Originalzitat aus „Thick as a brick"

*2 Anspielung auf „your love's in the sink" Originalzitat aus „Thick as a brick"

*3 Anspielung auf „the newfangled way" Originalzitat aus „Thick as a brick"

*4 Anspielung auf „moving with authority" Originalzitat aus „Thick as a brick"

*5 Anspielung auf „the master of the house is far away" Originalzitat aus „Thick as a brick"

*6 Anspielung auf „the home fire burning" Originalzitat aus „Thick as a brick"

STAAB-review Progarchives.com

Progarchives.com (international)

Dies ist kein Cover des Originalalbums. Still thick as a brick ist der nahezu perfekte dritte Teil des Meisterwerks von Jethro Tull. Es beginnt sehr klassisch, aber wenn Teil 2 kommt, dann mit vollem 70's Tull-Flavour. In diesem Werk finden sich pastorale Passagen, sehr ähnlicher Ian Anderson-artiger Gesang, E-Gitarren, Flöten und Orgel (in manchen Momenten erinnert es vielleicht eher an Tony Kaye von Yes). Ich möchte das Album allen Fans von progressivem Rock und besonders Jethro Tull-Fans empfehlen; ich bin mir sicher, dass sie hier viel zu bewundern bekommen.

Eines der besten Alben des Jahres bis jetzt, 4,5 Sterne!

Soul2Create (3/2021)

Still Thick as a Brick - Review - Progarchy

Progarchy (international)

Reflecting Tull: Reflection Club's "Still Thick As A Brick"

Das Berliner Progressive-Rock-Projekt Reflection Club hat sich den Geist und den Sound der klassischen Ära von Jethro Tull zu eigen gemacht. Eine häufige Kritik an der aktuellen Progressive-Rock-Welle ist, dass sie oft so klingt, als würde sie den Sound der 70er Jahre kopieren - insbesondere Genesis und Yes. Reflection Club vermeiden diese Kritik, indem sie sehr deutlich machen, woher sie ihre Einflüsse beziehen. Sie geben nicht vor, ihren eigenen, einzigartigen Sound zu kreieren, aber sie stellen sich selbst an den Pranger, indem sie unverhohlen Jethro Tull „reflektieren“, weil sie damit dem Hype, den sie erzeugen, gerecht werden müssen. Zum Glück tun sie das.

Reflection Club ist in erster Linie die Kreation des deutschen Multiinstrumentalisten Lutz Meinert zusammen mit dem deutschen Gitarristen Nils Conrad, der amerikanischen Flötistin Ulla Harmuth und dem englischen Sänger Paul Forrest. Es überrascht nicht, dass Forrest in einer Tribute-Band namens Jethro Tull Experience singt. Er trifft gekonnt den Ton und den Stil von Ian Andersons Stimme um 1972. Die Texte stammen von einem gewissen George Boston... Ok, sie sind wirklich von Meinert geschrieben.

Im Stil des originalen Thick As A Brick hat die Gruppe ein wunderschönes Hardcover-Booklet im Magazinstil gestaltet, das Musikmagazine, Album- und Konzertkritiken sowie Interviews persifliert. Es ist wirklich ziemlich urkomisch, wenn man sich die Zeit nimmt, es zu lesen. Das Booklet kommt mit einer CD und einer DVD, die das Album in einem 5.1-Mix oder einem hochwertigen unkomprimierten Stereo-Mix enthält. Die DVD hat eine Diashow, die das Album begleitet und dabei hilft, die Geschichte zu erzählen. Das Album ist auch auf Vinyl erhältlich.

Während diese Musik sicherlich nach Jethro Tull klingt, klingt sie keineswegs wie eine Kopie von Thick As A Brick. Es ist ein Konzeptalbum wie das Original, und die Texte sind in Andersons Stil geschrieben. Das Album ist in 11 Tracks aufgeteilt, aber eigentlich ist es ein einziger langer Song mit nahtlosen Übergängen zwischen den Tracks. Die Texte behandeln viele der Themen, mit denen wir uns in unserer komplexen modernen Welt beschäftigen. Glücklicherweise gibt es keine Erwähnung der Pandemie.

Das Album beginnt damit, dass der Protagonist aus seinem geschäftigen Leben aussteigt, um über sein Leben nachzudenken: ein geschäftiges Leben mit Arbeit, Finanzen, Frauen, Drogen usw. Es ist eine Geschichte, mit der sich der Hörer zwangsläufig an einigen Stellen verbinden wird. Die Geschichte entfaltet sich über wiederholtes Hören, und sie ist ähnlich dicht gepackt wie Tulls TAAB. Die Texte und die Art, wie sie gesungen werden, enthalten sogar gelegentlich Doppeldeutigkeiten, ähnlich wie Ian Anderson sie in seiner Musik über die Jahre hinweg gemacht hat. Dass sie in der Lage waren, diesen Aspekt von Jethro Tull festzunageln, zeigt wirklich, wie gut diese Gruppe die Musik von Tull kennt und versteht.

Das Album ist auch musikalisch herausragend. Ich habe keine Tiefpunkte auf dem Album gefunden. Offensichtlich klingt die Musik nach Tull, aber es gibt auch einen starken barocken, klassischen Einfluss. Der Barock hat auch Tull beeinflusst, aber dieser Sound ist auf Still Thick As A Brick sehr ausgeprägt. Er zeigt sich in den symphonischen Elementen, dem Flötenspiel und der Orgel. Die Gitarrenarbeit ist exzellent, mit klaren Soli und Martin Barre's schwerem Stil. Meinert spielt das Schlagzeug, die Keyboards und den Bass, und er macht einen sehr guten Job. Es gibt viele instrumentale Passagen auf der ganzen Platte, und sie machen ihre Anspielungen auf Tull, ohne irgendwelche Songs von Jethro Tull zu kopieren. Diese Musik ist komplett original. Sie klingt nur zufällig ähnlich wie die Musik, die Jethro Tull in den frühen 70ern gemacht hat. Die Dudelsäcke, die im letzten Stück eingesetzt werden, sind eine angenehme Überraschung und helfen, das Album zu einem großen Finale zu bringen.

Das Album ist von Nostalgie durchdrungen, selbst für jemanden wie mich, der 1972 noch nicht da war, als Jethro Tull Thick As A Brick veröffentlichte. Ich wurde 2012 von meinem Progarchisten-Kollegen Connor Mullin mit Tull bekannt gemacht. Wir wohnten im College in benachbarten Schlafsälen und lernten uns in der ersten Woche des ersten Studienjahres kennen, als ich Rush wahrscheinlich ein bisschen zu laut spielte. Er kam rüber und stellte sich vor, und wir wurden uns schnell über die Musik einig, wobei Connor mich in den folgenden Wochen in viele klassische Bands einführte. Ein paar Monate später kämpften wir gegen den Verkehr in Detroit an, um zu einem Ian-Anderson-Konzert zu gelangen, bei dem Thick As A Brick und Thick As A Brick 2 in ihrer Gesamtheit gespielt wurden. Wenn ich Reflection Clubs Tribut an den klassischen Jethro-Tull-Sound der frühen 70er Jahre höre, fühle ich mich neun Jahre zurückversetzt, als ich zum ersten Mal in die Musik von Tull eintauchte. Ich genieße Still Thick As A Brick auf die gleiche Weise, wie ich das Original Thick As A Brick genossen habe, als ich es entdeckte. Ich weiß nicht, ob ich eine höhere Empfehlung als diese aussprechen kann.

Bryan Morey (05/2021)

Review "Still Thick as a Brick" - Progressive Rock Journal

Progressive Rock Journal (international)

Reflection Club ist eine Folk-Prog-Band, die 2017 in Deutschland aus einer Idee des Multiinstrumentalisten Lutz Meinert entstanden ist, der mit der Beteiligung internationaler Gäste sofort mit den Aufnahmen zum Debütalbum begann. Mit dem Titel „Still Thick As A brick“ will das Konzept eine Hommage an das britische Meisterwerk von Jethro Tull sein, die Meister in der Verschmelzung von Folk und Progressive Sounds. Reflection Club lässt auch Elemente des Jazz und moderne Klänge einfließen und präsentiert ein Werk, das aus 11 Tracks besteht und am 3. März 2021 bei Madvedge Records erschien. Wie sein Vorgänger aus dem Jahr 1972 bietet auch dieses Album ausgefeilte Songs mit einer komplexen Struktur, die angenehm und gut aufgebaut sind. Das Album beginnt mit „Part 1: Prelude“, ein kurzes 2-minütiges Einleitungsstück mit pompösen Orchesterklängen und klassischen Sounds. Die Präsenz der Orgel, der Flöte und am Ende der rhythmischen Session katapultieren uns sofort in die Prog-Atmosphäre des Albums. „Part 2: Time Out“ beginnt mit einer sanften Akustikgitarre und einem Gesang, der manchmal an die Stimme von Ian Anderson erinnert. Im Laufe des Stücks setzen die anderen Instrumente ein und erwecken zarte, ausgesprochen folkige, angenehme und einhüllende Klänge zum Leben. Die Intensität nimmt im Laufe der Minuten zu, ebenso wie die progressiven Züge, die sich mit denen der traditionellen Instrumente, vor allem der Flöte, vermischen. Da es sich um ein Konzept handelt, sind die Tracks alle miteinander verbunden, und hier ist „Part 3: Years on the Fast Track“, der dort beginnt, wo das vorherige Thema endet. Schlagzeug und Orgel eröffnen diesen Abschnitt deutlich proggig, mit druckvollen Basslinien und feinen E-Gitarreneinsätzen. Die Phrasierung zwischen Keyboards und Gitarre katapultiert uns in die 70er Jahre, mit virtuosen Ideen, zu denen im zweiten Teil die Flöte hinzukommt. Eine schöne Passage für Liebhaber von Retrosounds, die auf modernen Alben nur schwer zu finden sind, und die mit einer Gesangsstrophe endet, die uns den nächsten Song vorstellt. „Part 4: Rellington Town“ ist der längste Teil des Albums, wo wir zu Beginn Klänge finden, die dem Folk Prog näher stehen, mit akustischer Gitarre, Keyboards und einem warmen und ausdrucksstarken Gesang. Eine weitere Stärke ist sicherlich die Anzahl der Instrumente, die der Band zur Verfügung stehen und die die Möglichkeit bieten, eine breite Palette von Klängen zu verwenden. Die Atmosphären sind im ersten Teil manchmal orientalisch, um dann einem Instrumentalteil mit Keyboards und Bläsern Raum zu geben. Im Finale mit dem Einsetzen des Schlagzeugs nimmt die Intensität zu und der Gesang kehrt zurück, was uns zum Ende mit angenehmen Einlagen der E-Gitarre führt. „Part 5: The Club of Hopeful Pinions“ setzt die von Folk geprägten Atmosphären fort, mit einer deutlicheren Präsenz von Prog-Klängen, bei denen die Inspiration durch Tull stark ist. Die Tempowechsel in diesem Teil sind eine gewinnbringende Waffe, und die Flöten-, Gitarren- und Elektroeinlagen heben den Sound auf eine andere Ebene. Der Instrumentalteil beschert uns ein gelungenes Flötensolo, kehrt dann mit dem Gesang zum Anfangsthema zurück und führt uns zum Finale. Mit „Part 6: The Foray of the Sharks“ mit tiefem Kontrabass, Flötenmelodien und ineinander greifenden Keyboards haben wir etwa die Hälfte des Albums erreicht. Mit dem Einsetzen des Gesangs entwickelt sich das Stück mit positiven Melodien, die an die rhythmischeren Stücke ihrer Vorgänger erinnern, von denen sie sich inspirieren ließen, wobei sie stets persönliche und originelle Elemente hinzufügen. Selbst diese Songs sind keine Kopie, sondern von den 70er Jahren und von Jethro Tull inspiriert. Der Instrumentalteil ist gut, intensiv und von starker Wirkung, mit präzisen Tempowechseln und bemerkenswerten Soloparts mit verschiedenen beteiligten Instrumenten. „Part 7: Sentimental Depreciation“ zeichnet sich durch eine emotionalere, sanftere und zartere Atmosphäre mit sehr gut artikulierten Gitarren-Arpeggios und symphonischen Parts aus. Der zweite Teil des Stücks bietet einen Hintergrund mit Geigen und Klavier und entwickelt sich dann zu einem komplizierten Instrumentalteil mit jazzigen Elementen. Den Abschluss bildet ein E-Gitarren-Soloeinsatz, der den zartesten Charakter beibehält und uns zum Schluss führt. Mit dem Kontrabass und dem Klavier, die die beiden Teile verbinden, beginnt „Part 8: Nervesoothers“ beginnt, der eine komplizierte Struktur und einen besonderen Rhythmus aufweist. Gute Vocals und Basslinien sind tragend, einer der kürzeren Teile des Albums, aber dennoch sehr intensiv und angenehm entwickelt mit virtuosen Passagen. „Part 9: The Great Dance Around the Golden Calf“ beginnt mit dem Gesang und den Bläsern und wechselt dann abrupt mit Trommelwirbeln und härteren Klängen. Die Struktur ist sehr fesselnd, hält die Konzentration des Hörers stets hoch und bietet durch die Steigerung der Intensität ein wertvolles Flötensolo. Das Gitarren-Ende öffnet den Weg zum folgenden „Part 10: Bedlam“, der die Intensität mit dem Zusatz der Chorteile hoch hält. Die Flöte ist wieder der Protagonist und zusammen mit den Keyboards trägt sie die Melodien; wenn man die Augen schließt, kommt es einem vor, als wäre man in den 70ern. Die Gitarre kommt hinzu und bietet zusammen mit den anderen Instrumenten einen Instrumentalteil, in dem die Phrasierung gut entwickelt ist, ebenso wie die Tempowechsel. Im zweiten Teil kehrt der Gesang zurück und der Song verwandelt sich in einen angenehmen Prog-Ritt, bei dem die Klänge die eines hochwertigen Folk-Prog sind. Wir sind beim letzten Song „Part 11: Look Across the Sea“ angelangt, der nach dem intensiven vorherigen Prog-Ausbruch zunächst die Töne weicher werden lässt. Mit einer Mischung aus traditionellen Instrumenten und Klängen, die sich bald mit denen des Rock verbinden, wird ein symphonischer Teil mit einem guten Gitarrensolo intensiv und emotional zum Leben erweckt. Die Gesangsstimme scheint fast „Hallo“ sagen zu wollen, aber ich versichere Ihnen, dass es nur ein „Auf Wiedersehen“ sein wird, denn ich bin davon überzeugt, dass diese Platte sicherlich geschätzt und deshalb mehrmals gehört werden wird. Die Bezüge zu Jethro Tull finden sich nicht nur im Titel der Scheibe, sondern auch in der musikalischen Vorlage, die allerdings auf hohem Niveau ist. Die gesungenen Teile erinnern sehr an Ian Andersons Stimme, ebenso wie einige musikalische Passagen. Reflection Club haben es geschafft, eine Hommage an das Meisterwerk von 1972 zu erschaffen, ohne banal zu sein. Die Kompositions- und Ausführungstechnik erlaubt es der Band, ein Qualitätsalbum zu präsentieren, das Folk-Elemente mit Prog vermischt. Ein empfehlenswertes Album für Liebhaber von Retro-Klängen, die auf moderne Weise neu interpretiert wurden. Ein angenehmes, fließendes Album mit intensiven Momenten, instrumentalen und gesungenen Teilen, die aufeinander folgen und den Hörer in den Bann ziehen.

Jacopo Vigezzi (08/2021)

Still Thick as a Brick - Review - Rocks-Magazin (03/2021)

Rocks (Deutschland)

Album-Tribut für ein Konzept-Album

Geradezu besessen von Jethro Tull muss Lutz Meinert sein: Der Multiinstrumentalist hat eine hochkompetente Mannschaft zusammengetrommelt, um dem Klassiker Thick As A Brick Tribut zu zollen. Eine so sympathische wie irre Idee deshalb, weil das Tull-Album bereits als eine Art Parodie auf das Genre Konzept-Album angelegt war. Das von Meinert komponierte und arrangierte Gegenstück imitiert mit eigenständiger Musik Sound, Atmosphäre und Kompositionsstil von Ian Andersons Band zu Beginn der siebziger Jahre verblüffend echt. Da ist zuvorderst Sänger Paul Forrest, der seinen Ian Anderson bis in feinste Nuancen typischer Phrasierungen und Betonungen drauf hat. Da ist Flötistin Ulla Harmuth, die die Flötentöne genauso barock, vielleicht etwas weniger beatmet hinkriegt wie das Original. Allein die Rhythmusabteilung spielt nicht ganz so dynamisch und Gitarrist Nils Conrad einen Tick weniger bissig als Martin Barre. Still Thick As A Brick ist aber nicht nur Musik, sondern auch Gesamtkunstwerk, verpackt in ein Booklet, das eine Musikzeitschrift namens Rellington Stone zu sein vorgibt. Ein genaues Studium lohnt sich, besonders die Geschichte der legendären Seashore Studios, in denen der Rellington Sound kreiert wurde und die so sensationelle Alben hervorbrachte wie Beyond The Edge von der Band Starship Trooper und Strange Milkways von Deep Crimson. Abgerundet wird das Package durch eine DVD, die das gesamte Album mit einer Art Diavortrag unterlegt, inklusive der Texte, die der Finanzmanager George Boston geschrieben hat. Der natürlich ebenso wenig existriert wie Andersons Gerald Bostock. Lutz Meinert aber gibt es wirklich. Ian Anderson könnte ihn engagieren, falls ihm mal nichts mehr einfällt.

Wertung: 8/10 Punkten

Thomas Zimmer (Ausgabe 03/2021)

REFLECTION CLUB - Still Thick as a Brick - Review - Stone Prog

Stone Rock (Deutschland)

Im März 2021 erscheint nach ganzen 4 Jahren der Vorbereitung relativ unauffällig mit „Still Thick as a Brick„ ein bemerkenswertes Konzeptalbum auf dem deutschen Markt. Die Musik ist zunächst durch einen sonoren tieferen Gesang und durch Flöte und Gitarre gekennzeichnet. Das Werk besteht aus 48 Minuten Musik in 11 Stücke geteilt, aber gestaltet als ein Stück im Ganzen zum Hören am Stück.

Tracklist:
Part 1: Prelude
Part 2: Time out
Part 3: Years on the Fast Track
Part 4: Rellington Town
Part 5: The Club of Hopeful Pinions
Part 6: The Foray of the Sharks
Part 7: Sentimental Depreciation
Part 8: Neversoothers
Part 9: The Geat Dance around the Golden Calf
Part 10: Bedlam
Part 11: Look across the Sea

Thick as a Brick? Sonorer tiefer Gesang? Querflöte? Da war doch was… Richtig! Die Parallelen zu einem der bedeutendsten Alben des Progressive Rock („Thick as a Brick„ von JETHRO TULL) sind durchaus beabsichtigt. Auch beim Klassiker haben wir ein komplettes Stück auf zwei LP Seiten verteilt. Klar ist das Erstwerk von REFLECTION CLUB mit seinem Vorbild vergleichbar, und Puristen werden sicher gelangweilt abwinken. Schaut man aber genauer hin, so findet man ein sehr eigenes Werk im Retro–Gewand, was aktuelle Themen in seinen umfangreichen Lyrics aufgreift.

Das gesamte Album klingt wie eine musikalische Erzählung. Klassischer Strophe-Refrain-Aufbau fehlt, die einzelnen Stücke haben fließende Übergänge. Es wogt leicht auf und ab, die Wellen tragen den Hörer angenehm durch die Musik. Versucht man sich den Lyrics zu nähern, so geht es in der inhaltlichen Klammer „Time Out“ und „Look across the Sea“ um Sehnsucht nach Ausbruch, nach Veränderung und Fragen nach der Sinnhaftigkeit des täglichen Strebens nach mehr Geld. Die fiktive Stadt Rellington ist dabei der Ort dieser Sehnsüchte „Rellington Town“. Sonst wird in den Texten das Leben geldgieriger Finanzmogule beschrieben und deren Machenschaften angeklagt. So soll der Co-Autor George Boston, großer Finanz-Mogul von Rellington, gemeinsam mit seinem alten Kumpel und Vater des Projekts Lutz Meinert die Story und die Lyrics geschrieben haben, was dem Album einen gewissen autobiografischen Touch (zumindest aus Sicht von George Boston) gibt. Im JETHRO TULL-Urwerk soll die dortige Geschichte ja ein 8jähriger Schuljunge Gerald Bostock geschrieben haben, die nächste bewusst gezogene Parallele.

Die DVD ist nochmal ein völlig anderes Erlebnis. Der 5.1–Sound klingt im gewählten DTS-Format deutlich und angenehm satter als auf der CD und klar, Raumklang ist nochmal etwas ganz anderes zum Genießen. Für die Visualisierung der Musik werden Fotos als Diashow verwendet, die genau zu dem passen , was man gerade hört. Bilder von Instrumenten oder Szenerien, die genau darauf getimt sind, was gerade in den Lyrics stattfindet. Das Ganze ist so detailreich, so dass beispielsweise ein kleines eingebautes Glöckchen durch eine ganz kurze Fotosequenz mit einem Glöckchen optisch untermalt wird. Viele Ideen zaubern mir einfach beim Schauen immer wieder ein Grinsen auf die Lippen. Darüber hinaus werden die Texte als Untertitel in 5 Sprachen (!) angeboten! Das Mitlesen der deutschen Übersetzung sowie die Diashow erleichtern den Zugang zum Inhalt des Werkes natürlich enorm.

„Still Thick as a Brick“ ist völlig in Eigenregie (Madvedge Records) entstanden und wird auch unabhängig vermarktet. Umso bemerkenswerter ist auch deshalb das Layout. Das Werk gibt es neben LP- und Download – Versionen ausschließlich (!) als Buchform mit CD und DVD. Das Buch soll eine Hardcover–Version des fiktiven Musikmagazins „Rellington Stone” darstellen und enthält auf ganzen 70 Seiten mega viel Text mit Bildern illustriert. Da sind wir bei der nächsten bewussten Parallele zum Prog-Rock-Klassiker „Thick as a B rick“; damals ist die LP im Layout einer Zeitung erschienen. Der hier vorliegenden Hardcover-Ausgabe des „Rellington Stone“ liegen angeblich die beiden Tonträger kostenlos bei – alles eine Frage der Ansicht. 🙂

Beim Durchblättern und Lesen spürt man überall leisen Witz und Augenzwinkern ob der Inhalte. Komplett in Englisch wird dargestellt, dass das REFLECTION–CLUB–Album als Titelstory der aktuellen Ausgabe des Magazins dient, unter anderem mit Infos zu Hintergründen. Über die Webseite wird ein Download mit einer deutschsprachigen Übersetzung angeboten. Die Texte des Werkes sind unterstützend zum musikalischen Erzählstil der Musik in Blockform als Zeitungsartikel abgedruckt. Gespickt ist das „Magazin“ mit weiteren fiktiven Dingen wie Berichten oder Kultur-Werbung für Plattenläden aus Rellington, aber auch mit Rezensionen von fiktiven Musikern oder anderen Projekten . Es ist eine Freude, diese Kreativität zu spüren und in diesem Buch zu blättern, selbst wenn man die Musik gerade mal nicht aufgelegt hat! Das Buch mit der Musik und der Surround-DVD mit der Diashow als Visualisierung macht das Ganze über das reine Konzept-Album hinaus zu einem definitiven Gesamtkunstwerk, bei dem man die Orientierung am klassischen Vorbild von JETHRO TULL nicht wirklich braucht. Egal auf welcher Ebene man sich dem Werk nähert, man staunt nur ob der enormen Kreativität, die hier an den Tag gelegt worden ist.

Beim REFLECTION CLUB wirken auch alte Bekannte mit. Der Sänger Paul Forrest klingt nicht nur wegen seiner stimmlichen Nähe zu Ian Anderson vertraut, er ist mit Martin Barre und seiner JETHRO TULL EXPERIENCE bereits durch deutsche Clubs getourt. Und die Gitarre von Nils Conrad ist vielen Fans bereits bei CRYSTAL PALACE vertraut. Über allen steht aber Lutz Meinert, dem es eine Herzensangelegenheit war, sich für dieses Mega–Projekt vier Jahre Zeit zu nehmen und uns Prog–Rock –Fans jetzt vorzulegen. Ich wünsche dem Projekt ganz viel Erfolg, den es definitiv verdient hat. JETHRO-TULL- Fans, die auch offen für Neues sind, sollten hier unbedingt zugreifen. Für die, die zunächst probieren möchten – der viereinhalb Minuten lange youtube-Albumtrailer gibt einen sehr guten ersten Einblick in dieses Werk.

Wertung: 9 / 10

Gunter (04/2021)

Rewiew "Still Thick as a Brick" - stormbringer.at

Stormbringer.at (Österreich)

Der Berliner Multiinstrumentalist Lutz Meinert (MARGIN, FOR YOUR PLEASURE) lässt mit einem neuen Projekt aufhorchen: REFLECTION CLUBs Debutalbum „Still Thick As A Brick“ erinnert nicht nur im Titel frappierend an JETHRO TULL, es versteht sich quasi als Hommage (oder vielleicht augenzwinkernd sogar als Sequel?) an die Hoch-Zeit der britischen Querflöten-Rocker zu Beginn der siebziger Jahre, und das wird bereits im Opener „Time Out“ mehr als transparent. Auch das Mediabook hat man als Info-Zeitung gestaltet, zwar nicht ganz so aufwendig wie das 1972er-Original-Zeitungs-Cover, aber immerhin witzig pointiert und mit vielen (fiktiven) Stories und auch immer wieder Infos zum Album. Der abwechslungsreiche, 48-minütige Track ist in elf Sequenzen unterteilt, die man wie immer auch als einzelne Songs hören kann, und spielt mit hippieeskem Folk-Prog („Rellington Town“, „The Dance Around The Golden Calf“) mit GENESIS-Schlagseite genauso wie mit großflächigem, dennoch zugänglichem Art-Rock („The Foray Of Sharks“) oder gar ein wenig Jazz („Sentimental Depreciation“). Natürlich darf auch eine Querflöte nicht fehlen, die hier wenn, dann dezent und zweckmäßig akzentuiert eingesetzt wird. Bemerkenswert obendrein der Fakt, dass Herr Meinert hier fast sämtliche Instrumente höchst selbst eingespielt hat. Nur an der Gitarre wurde er von Nils Conrad (CRYSTAL PALACE) unterstützt und für die Flöten-Parts holte man sich mit Ulla Harmuth und Paul Forrest zwei alte Hasen ins Boot, wobei letzterer auch für den warmen, unaufdringlichen Gesang verantwortlich zeichnet.

Mit dem im beiliegenden Fake-Magazin „Rellington Stone“ erwähnten, fiktiven „Finanzmogul“ George Boston entsteht sowohl ein Kontrapunkt als auch eine (fast zu offensichtliche) Parallele zu JETHRO TULLs Gerald Bostock, um den sich „Thick As A Brick“ und sein Nachfolger ja ursprünglich drehen. Die fiktive Figur hat dann auch die Texte verfasst – ein weiteres kleines Detail in dieser an Details ziemlich reichen Musikdarbietung. Back to the roots geht es naturgemäss irgendwo, das Liedgut, man wähnt sich in bunten Blumenwiesen, während im Hintergrund das Hammond-Flöten-Duell „Bedlam“ läuft, die von Räucherstäbchen und Rotwein geschwängerte Luft hängt bei „Rellington Town“ und „Years On The Fast Track“ tief und beschwörend in den Raum, und bald ist die Zeitreise mit dem starken, von Dudelsäcken begleiteten „Look Across The Sea“ auch wieder vorüber. Was aber egal ist, denn man kann sie ja jederzeit von vorne beginnen.

Wie schon bei MARGINs „Psychedelic Teatime“ (die hier im Text sogar einmal erwähnt wird) darf sich der geneigte Hörer hier auf eine wunderbare, ausgiebige und ideenreiche musikalische Reise begeben, die natürlich oftmals JETHRO TULL zitiert, aber genauso gerne mit STEVE HACKETT liebäugelt oder mit den Solo-Alben von MARTIN ORFORD (IQ). Und wer auch auf optische hübsch gemachte Releases steht, wird hier obendrein entzückt sein. Obendrauf gibt’s dann noch eine alle Tracks überspannende „Dia-Show“ (kommt auch in Form eines 72-Seitigen Booklets!), alles natürlich im herzerwärmenden 5.1-Sound. Ein erfrischendes Album, detailreich und trotz der vielen Tull-Anleihen niemals eine bloße Kopie der britischen Helden. Artrock-Nerds und Proggies mit nur ein bisschen Verstand greifen hier bedenkenlos zu!

Mike Seidinger  (03/2021)

Still Thick as a Brick - review - Streetclip

Streetclip (Deutschland)

„Rellington Stone“ heißt das englische Magazin, das wir 2021 durchblättern. 1972 sahen wir eine englische Tageszeitung mit dem Namen „St. Cleve Chronicle & Linwell Advertiser“ vor uns. Die Schlagzeile lautete dereinst: „THICK AS A BRICK“. Es deutete sich ein Artikel über die englische Gruppe JETHRO TULL an, es gab Horoskope und das Radioprogramm – eine durchweg humorvolle Zeitungslektüre. Natürlich gehörte diese Zeitung zur Erstausgabe des gleichnamigen Konzeptalbums von JETHRO TULL. Zur Legendenbildung dichtete Bandleader Ian Anderson zudem unter dem Pseudonym eines Schuljungen namens Gerald Bostock den gesamten Text, den JETHRO TULL angeblich von diesem ahnungslosen als auch altklugen Achtjährigen übernommen hatten.

Die Schlagzeile des „Rellington Stone“ lautet 49 Jahre später „STILL THICK AS A BRICK“ und betrifft die internationale Formation REFLECTION CLUB. Es gibt eine Vinyl-Ausgabe von ´Still Thick As A Brick´, der das „Rellington Stone“ als Zeitung beiliegt oder eine CD-Ausgabe im Mediabook. Das Magazin ist natürlich ein Journal aus Rellington, da auf dem beiliegenden Werk zugleich das „The Rellington Resort Orchestra“ und Gesänge des „Rellington Football Club“ Widerhall finden.

Rellington Stone? Remington Steele? Rolling Stone? Die Stadt in Neuseeland heißt natürlich Wellington. Und ob die erzählte Geschichte im „Rellington Stone“ der Wahrheit entspricht, die ein alter Schulfreund vom Bandleader des REFLECTION CLUB namens George Boston geschrieben haben soll, muss jeder selbst herausfinden. Ein weiterer Freund bot dem „Rellington Stone“ nämlich an, ´Still Thick As A Brick´ vorzustellen. Doch das „Rellington Stone“ hat in seiner prekären Finanzlage nicht nur das ihm angebotene Album ´Still Thick As A Brick´ berücksichtigt, sondern weitere Kritiken zu Tonträgern und Konzerten, eine Theaterkritik und einen Studiobericht verfasst. Redakteure haben obendrein ihre Playlist abgedruckt. Zur ausführlichen Besprechung von ´Still Thick As A Brick´ gehören selbstverständlich die Lyrics, eine Kritik und Hintergrundberichte – alles in Endlosschleife innerhalb des Mediabooks.

Gerald Bostocks Gedicht ´Thick As A Brick´ bot einst Anlass für Kontroversen. George Bostons Erzählungen aus der Finanzwelt ´Still Thick As A Brick´ sollen für ebensolche sorgen. Der Erzähler sehnt sich nach einer Auszeit von der High-Tech-Gesellschaft, obwohl sich am Ende doch alles um Finanzhaie und Geldwäsche dreht, während echte Künstler, im Gegensatz zur grauen Finanzwelt, zu jeder Zeit frische und neue Farben in die Gesellschaft tragen. Zum Multi-Media-Erlebnis lässt sich die beigefügte DVD abspielen, die zur Musik die entsprechenden Bilder und die hierzu ablaufenden Texte vorführt.

Der REFLECTION CLUB hat allerdings mit seinem ersten Werk ´Still Thick As A Brick´ kein Plagiat erschaffen, sondern die würdevollste und wertvollste Hommage an die Progressive Rock-Tage von JETHRO TULL. Zum Sound von JETHRO TULL zwischen 1972 und 1973 fügen sich allemal ein paar Spritzer Folk, Jazz Rock und Psychedelic Rock hinzu. Nicht nur Anhänger von JETHRO TULL werden von dem 48 Minuten langen Konzeptalbum, das in elf Teile gegliedert ist, in schiere Begeisterung ausbrechen.

Erdacht hat sich ´Still Thick As A Brick´ der Multiinstrumentalist Lutz Meinert, der auch unter dem Projektnamen MARGIN aktiv ist. Für Gesang und die Akustikgitarre ist der Engländer Paul Forrest (JETHRO TULL EXPERIENCE, ex-DAYGLO PIRATES) im REFLECTION CLUB zuständig, die E-Gitarre spielt der Deutsche Nils Conrad (CRYSTAL PALACE, ex-FOR YOUR PLEASURE) und die Flöte die US-Amerikanerin Ulla Harmuth. Der Berliner Lutz Meinert bedient höchstpersönlich die Tasten, den Bass und das Schlagzeug.

´Prelude´ heißt der sinfonische Auftakt mit Flöte und Hammond. Spätestens das nachfolgende ´Time Out´ lässt alle Hörer erstarren. Bei der zur Akustikgitarre ertönenden Stimme stellt sich natürlich nicht nur das Gefühl von 1972 wieder ein, sondern dieser wundervolle Songwriter-Song lebt sich mit Flöten-Solo und am Ende mit Jam-Faktor völlig im klassischen JETHRO TULL- und Prog-Sound aus. Die Instrumente toben sich anschließend mit Gitarren- und Keyboard-Solo in ´Years On The Fast Track´ erstmals so richtig aus. Glöckchen oder kurz zum Refrain orientalisch angehaucht, die Abwechslung wird in ´Rellington Town´ mit Folk hochgehalten. Auch ´The Club Of Hopeful Opinions´ lässt niemanden stillstehen. Äußerst lebendige Lieder erwachsen bereits aus dem Percussion- und Schlagzeugspiel heraus. Zur orchestralen Ausschmückung werden die Melodienfolgen in ´The Foray Of The Sharks´ von Flöte und Gitarre energisch betont, in ´Sentimental Depreciation´ ebenfalls zusätzlich mit der Akustikgitarre. Der Gesang hallt in ´Nervesoothers´ nach, ehe sich in ´The Great Dance Around The Golden Calf´ wieder dieser unnachahmliche Groove einstellt. Dramatisch beschreitet ´Bedlam´ das Finale der Geschichte, das letztlich ´Across The Sea´ mit Dudelsack, langem Gitarrensolo und der Rückkehr zum Ausgangspunkt des Konzeptes beendet.

"I think it’s time to take a break, to take a time out, looking at the passing years and the precious time that remains.
But the game goes on with those wise men who still don’t know how it, how it feels to be thick as a brick."

Michael Haifl (03/2021)

STAAB-Review Surroundmixe.de

Surroundmixe (Deutschland)

Reflection Club – Still Thick As A Brick

Das scheint ja ein neuer Trend zu werden! Wo man sich früher als Coverband vor seinen großen Vorbildern verneigt hat, indem man versuchte, die lieb gewonnenen Songs möglichst authentisch nachzuspielen, werden nun eigene Songs so gespielt, als wären es vergessene Stücke von den großen Vorbildern.

Robert Reed hat mit seiner Sanctuary Reihe angefangen und Alben produziert, die so klingen, als hätte sie Mike Oldfield in den 70ern aufgenommen und nicht veröffentlicht. In diesem Jahr macht nun ein Deutscher mit einem Projekt auf sich aufmerksam, welches der Musik von Jethro Tull huldigt. Lutz Meinert ist Musiker und Multiinstrumentalist aus Berlin, der vor einigen Jahren bereits mit der Band Margin aufhorchen ließ. Diese war ebenfalls dem Progressive Rock verwurzelt und erinnerte durch seine psychedelischen Zwischenspiele stark an Pink Floyd. Nun also Jethro Tull!

Unschwer am Titel erkennbar ist, dass man sich hier vor allem das 1972 erschienene Album Thick As A Brick als Blaupause genommen hat. In einem Interview berichtete Meinert davon, dass dieser Longplayer damals sein Einstieg in die Musik war. Jahre später war er gespannt, wie wohl der zweite Teil des Albums klingen würde, den Ian Anderson als Soloalbum 2012 veröffentlichte. Dieser war aber anders, als er sich persönlich eine Fortsetzung vorgestellt hatte, sodass irgendwann der Gedanke kam, dass er dann eben selber eine machen müsse.

Den kreativen Output dessen veröffentlichte Meinert nun als Band Reflection Club. Wie schon Margin davor ist auch der Reflection Club weitestgehend ein Soloprojekt Meinerts. Die meisten Instrumente spielte er selber ein, ließ sich lediglich bei Gitarre, Flöte und dem Gesang unterstützen.

Passend zu den derzeitigen Reissues von Jethro Tull im Buchformat kam STILL THICK AS A BRICK, so der Titel des Albums, auch in einer entsprechenden Deluxe Ausgabe heraus, siehe Foto unten. Neben einer CD ist eine DVD enthalten, die einen von Lutz Meinert erstellten Surroundmix enthält. Anders als bei Jethro Tull lohnt sich hier auch das Einschalten des Fernsehers. Denn während man dem Surroundmix lauschen kann, kann man außerdem eine Diashow auf dem Fernseher sehen, passend zu den Lyrics des Albums. Ähnliches hatten ja auch Genesis schon auf der Tour zur The Lamb Lies Down On Broadway gemacht und später, als auch dieses Album in Surround gehört werden konnte, auf DVD als Bonus zur Verfügung gestellt.

Das Booklet in der Deluxe-Ausgabe ist eine liebevoll zusammengestellte Ausgabe des imaginären Musikmagazins Rellington Stone, in dem die (imaginäre) Geschichte des Reflections Clubs nacherzählt wird. Mir etwas unverständlich ist jedoch, warum dieses „Magazin“ in zwei Layouts gleich zweimal abgedruckt wurde.

Die Musik:

Die Illusion ist nahezu perfekt! Man hat sofort den Eindruck, als würde man ein altes Jethro Tull Album zum ersten Mal hören. Vor allem ich, der die Band eigentlich erst durch diese Reissues kennengelernt hat. Dies liegt weniger an der Musik und dem Arrangement. Das alles klingt vertraut nach Jethro Tull, keine Frage. Es ist aber die Stimme von Sänger Paul Forrest, die den Unterschied macht. Sie hat eine starke Ähnlichkeit zum Gesang von Ian Anderson. Forrest ist ein in den USA lebender Brite und dort mit der Coverband The Jethro Tull Experience bekannt.

Musikalisch ist STILL THICK AS A BRICK ein Konzeptalbum. Im Gegensatz zum Original gibt es hier aber nicht zwei lange Stücke, die sich jeweils über die gesamte LP-Seite erstrecken, statt dessen kürzere Titel, die aber alle in einander übergehen. Hier und da tauchen Themen auch immer wieder in abgewandelter Art auf, so wie man das eben von Konzeptalben kennt. Meinert sind einige richtig gute Melodien eingefallen, die sofort im Ohr bleiben und auch schon beim allerersten Hördurchgang wiedererkannt werden.

Was das Album außerdem interessant macht, ist, dass es nicht stur Musik im Stile Jethro Tulls anno 1972 enthält, sondern diesen Sound auch weiterentwickelt. So gibt es auf diesem Album auch kleine Ausflüge in den Jazz, die von Jethro Tull in der Art unbekannt sind. Ein richtig gutes Album!

Wertung: 85 %

Der Surroundmix:

Der Surroundmix von STILL THICK AS A BRICK ist jetzt nicht das Diskreteste, was mir untergekommen ist. Die Songs beginnen meist recht frontlastig. Erst im Laufe der Zeit entfalten sie sich auch in die hinteren Kanäle und es findet eine gewisse Staffelung der Instrumente statt. Ich vermute, dass Lutz Meinert hier noch etwas verhalten an den Reglern war und es nicht zu sehr übertreiben wollte. Einmal tut er das dann doch. Im Stück Sentimental Depreciation gibt es kurz ein wildes Panning des Gesangs durch alle Kanäle, was etwas seltsam klingt.

Was die Verteilung von Instrumenten in die Rearkanäle angeht, macht hier Meinert keine Unterschiede. Sowohl Gitarren, Keyboards als auch die Flöte und Percussion lässt er gelegentlich auch in den hinteren Kanälen zu Wort kommen. Wie bereits gesagt, ein einheitliches Verteilen im gesamten Raum statt eines gelegentlichen Aufpoppens wäre mir persönlich lieber gewesen. Klanglich ist das Album aber sehr gut hörbar und überaus transparent. Man kann alle Nuancen sehr gut heraushören. Lediglich das Schlagzeug finde ich hier und da etwas zu dominant. Das ist aber schon Meckern auf hohem Niveau.

Am meisten können mich im Surroundmix die Parts 4 und 5 überzeugen, in denen die Verteilung der Instrumente im Raum am besten gelingt. Im Stück Rellington Town (Part 4) unterstützen zum Beispiel auch Tablas aus den Rears die Rhythmik des Stückes, was sich auch wiederum schön vom bekannten Jethro Tull Klangkosmos abhebt.

Wertung: 89 %

Album starten:

Das Album startet in Stereo wenn man nach dem Einlegen lediglich auf die Enter-Taste drückt. Über die Audio-Taste kann man auf 5.1 umschalten. Will man das vorher über das Menü machen, sollte man schon den Fernseher eingeschaltet haben, da dies im Blindflug kaum zu bewältigen ist:

RECHTS > RECHTS > ENTER > LINKS > LINKS > ENTER > RECHTS > RECHTS > ENTER

Anschließend wieder vom Menüeintrag AUDIO SETUP zurück auf FULL ALBUM springen und entern.

Abwertung: -3 %

Bonusmaterial:

Über das gesamte Album kann man eine Bilderschau passend zu den Lyrics ansehen.

Aufwertung: +1 %

Anspieltipp:

Rellington Town

Fazit:

Für mich die Entdeckung des Jahres. Lohnt!

Pros / Cons:
+ sehr guter Klang und guter Surround Mix
+ Bonusmaterial (+1%)
– Albumstart in Surround etwas umständlich (- 3%)

GESAMTWERTUNG: 86 %

Robert Schlegel (06/2021)

STAAB-Review -The Progressive Aspect

The Progressive Aspect (TPA) (Großbritanien)

Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn ich dieses Mal aussetze...

Das war meine erste Reaktion, als ich zum ersten Mal von dieser Veröffentlichung des multinationalen Quartetts Reflection Club las - aber noch bevor ich sie hörte. Ein STAAB (ich sehe schon, was Sie da gemacht haben) auf Jethro Tulls ikonisches Album von 1972 zu machen, muss eine Torheit sein, die mit Spott behaftet ist, aber die Redewendung 'Beurteile ein Buch niemals nach seinem Umschlag', oder wie hier beim Umschlag eines 72-seitigen Medienbuches, trifft sicherlich zu.

Um das klarzustellen, Still Thick As A Brick ist kein Versuch, eine direkte Kopie seines Vorgängers zu machen, sondern eher eine musikalische Hommage, inspiriert von Tull aus den frühen 70ern und speziell von TAAB. Ich vermute, dass in vielerlei Hinsicht Vergleiche zu Tulls TAAB 2 und Homo Erraticus-Veröffentlichungen angebracht sein könnten.

Voraussetzung dafür ist natürlich, dass sie ein umfassendes Verständnis für die Musik haben und das nötige Rüstzeug, um sie zu spielen.

Geleitet wird das Projekt vom deutschen Multiinstrumentalisten Lutz Meinert mit Nils Conrad (Crystal Palace) an der Gitarre. Sänger (Akustikgitarrist und Flötist) Paul Forrest klingt unheimlich nach Ian Anderson, was vielleicht zu erwarten war, da er auch die Jethro Tull Experience leitet. Mit Ausnahme eines Stücks wird die Flöte auf STAAB jedoch von Ulla Harmuth gespielt, die, wie ich sagen muss, einen tadellosen Job macht. Auf STAAB sind auch eine Reihe von Gästen zu hören, aber da es sich hier um einen anderen Aspekt handelt, verweise ich Sie für weitere Informationen auf deren Website.

Um also die obige Frage zu beantworten - ja, Reflection Club haben ein übergreifendes, tiefgehendes Wissen über die Musik und sie haben sicherlich das Zeug dazu!

Wie sein Vorgänger ist auch STAAB ein Konzeptalbum, mit Zeitung (72-seitiges Mediabook inkl. CD & DVD im Jahr 2021) und "...einem Hintergrundartikel, der den erzählerischen Hintergrund des Albums beleuchtet, der auch in den abgedruckten Texten nachgelesen werden kann.". Leider kann ich dem Gesamtpaket nicht gerecht werden, da diese Rezension aus einem Download heraus entstanden ist, aber was ich von dem Medienbuch gesehen habe, entspricht durchaus dem Konzept.

Und was ist mit der Musik?

Wirklich ausgezeichnet, und was ich an Still Thick As A Brick am erfreulichsten fand, war, dass Reflection Club die Vorlage genommen und dann ein Album geschaffen haben, das den Geist von Tull im kreativen Geist der Urheber verkörpert. So sehr, dass sie der Musik selbstbewusst ihren eigenen Stempel aufgedrückt haben, ohne von der Vorlage abzulenken. Passend zur Musik und wiederum in Anlehnung an das Original sind die Tracks vollgestopft mit ironischen und satirischen Texten. Dieses Tribute-Album ist so überzeugend, dass ich so weit gehen würde zu sagen: Wenn Sie Jethro Tull nicht mögen, dann werden Sie Reflection Club definitiv nicht mögen.

Zum Schluss: Ich bin wirklich froh, dass ich nicht ausgesetzt habe.

Bob Mulvey (07/2021)

Time For metal - Review: Reflection Club - Still Thick as a Brick

Time For Metal (Deutschland)

Deutlich leichtfüßig, wie zu den besten Jethro Tull Zeiten, geht es durch die Tracks. Der Wechsel zwischen rockigen Parts, Folk und an Weltmusik erinnernde Sequenzen machen das Album abwechslungsreich. Hier wird eindeutig der Prog Fan der frühen 70er-Jahre angesprochen. ... Das Projekt kann ich ohne schlechtes Gewissen jedem empfehlen, der sich an den frühen Jethro Tull bis 1976 erfreuen kann.

Kay Ledderer (02/2021)

Die vollständige Rezension ist zu lesen unter:
https://time-for-metal.eu/reflection-club-still-thick-as-a-brick/

 

Still Thick as a Brick - Review - Velvet Thunder

Velvet Thunder (Großbritanien)

Eine warme Hommage an den Tull-Output der 1970er Jahre...

Es ist wichtig, hier gleich ein paar Punkte anzusprechen, bevor jemand vorschnell mit den Augen rollt. Ja, Still Thick As A Brick ist eindeutig eine von Jethro Tull inspirierte Veröffentlichung. Ja, es ist eine Nachahmung des originalen Thick As A Brick, und ja, es bewegt sich in diesem allgemeinen Bereich des Sounds. Es ist jedoch weder ein Cover oder Remake des Originals, noch ist es ein Sequel, noch soll es als Ersatz gelten (vorausgesetzt, das wäre bei einem solchen Klassiker überhaupt möglich). Liebeswerke wie diese entstehen selten in dem naiven Versuch, den Vorgänger zu verbessern. Stattdessen hat die internationale Band Reflection Club ein eigenständiges Werk geschaffen, das Tulls Prog-Konzeptwerk von 1972 als Blaupause für ihre eigene Geschichte und ihr eigenes Album nutzt, um neben dem Original zu stehen... mit einem überraschend starken Ergebnis.

Die meisten von uns haben ein Album im Regal stehen, das sie bereuen - die Band, die ihnen jemand empfohlen hat, weil sie so ähnlich klingen wie die andere Band, die sie lieben - aber nach dem Anhören stellen wir fest, dass wir viel lieber die andere Band hören würden, die wir lieben. Dies ist nicht dieses Szenario. Manche mögen dieses Album als ein lange verschollenes Tull-Album betrachten, oder als "Tull junior" oder "Sohn von Thick As A Brick", oder sogar, wie ich in einigen Kreisen gehört habe, als "das, was Thick As A Brick 2 von 2012 hätte sein sollen" - und niemand hätte damit Recht oder Unrecht. Ohne zu nebulös zu klingen, ist dieses Album irgendwie all diese Dinge und keines davon, und das macht es zu einem so faszinierenden Hörerlebnis.

Trotz der Verpackung und der Präsentation ist dieses Album weniger eine spezielle Hommage an Thick As A Brick als vielmehr eine warme Hommage an das Tull-Werk der 1970er Jahre. Natürlich gibt es offensichtliche musikalische und textliche Brick-Referenzen, aber kleine Blitze hier und da erinnern uns an einige andere Lieblingsmomente - ich musste zum Beispiel über einen Abschnitt schmunzeln, der stark an Wond'ring Aloud erinnert. Aber das Album verkommt nie zu hirnlosen "Erkenne-die-Referenz"-Spielen, da die eigene Musik zu stark ist, um solche Krücken zu brauchen. Noch wichtiger ist, dass Reflection Club im Gegensatz zu den nachahmenden "Klon"-Bands da draußen zahlreiche Gelegenheiten nutzen, um ihre eigenen Wege zu gehen und die Musik in verschiedene Richtungen zu lenken, die Tull nicht immer vollständig erkundet hat, wie zum Beispiel das eine oder andere jazzige Stück. Einsprengsel von Sitar, Dudelsack und Geige geben der eher typischen und vertrauten Rock-Instrumentierung ebenfalls eine eigene Note.

Das Songwriting von Bandleader und Multiinstrumentalist Lutz Meinert ist der stärkste Aspekt von Still Thick As A Brick. Es ist keine kleine Aufgabe, ein Werk von solcher Komplexität und epischem Umfang zu komponieren und es zum Erfolg zu führen - besonders als Außenseiter, wenn man es durch die Linse einiger Tull-Fans im Jahr 2021 betrachtet, die verständlicherweise von Anfang an überkritisch sein könnten. Es gibt durchweg wunderschöne Melodien, geschickte Arrangements und einprägsame Texte, und obwohl die instrumentalen Fähigkeiten und die Technik vielleicht nicht die Höhen von Spielern wie Barrie Barlow und John Evan erreichen, gibt es wenig Grund zur Sorge bei so robusten Songs wie diesen. Die Übergänge zwischen den elf Hauptteilen sind nahtlos, da sie sich mit angemessenem Schwung aufbauen und sanft in die weicheren akustischen Abschnitte mit einem Hauch von Süße im Gesang übergehen.

Es wird nicht überraschen, dass Paul Forrest der Frontmann der Tribute-Band The Jethro Tull Experience ist, denn er gibt einen starken und überzeugenden Ian Anderson ab (schauen Sie sich auf YouTube an, wie er 2008 mit Tull auftrat, und bereiten Sie sich darauf vor, dass Ihre Kinnlade bald herunterfallen wird). Er scheint von Natur aus mit dieser Stimme gesegnet zu sein und weiß sehr gut, wie man sie einsetzt, ohne angestrengt zu klingen, und es ist eine Freude, ihn bei Originalmaterial zu hören, bei dem er ein bisschen mehr er selbst sein kann. Er steuert auch hier Akustikgitarre und etwas Flöte bei, obwohl die Hauptflöte von Ulla Harmuth bedient wird. Abgerundet wird der Club durch Nils Conrad an der E-Gitarre, der glänzt, wenn er die Chance dazu bekommt, aber vielleicht zu sparsam eingesetzt wird.

Das aufwendige 73-seitige Buch, das die Scheiben beherbergt, ist ein absoluter Genuss, den man gesehen und gelesen haben muss, um ihn zu glauben. Die unglaublich detaillierten Seiten darin sind eine Mischung aus Wahrheit und Fiktion, die die Fake-Zeitung des Originals Thick As A Brick erweitern: absurder Humor, Werbung, Interviews, Geschichten, Texte, Farbfotos und Linernotes. Das alles wird unter dem Deckmantel einer Ausgabe eines Musikmagazins namens The Rellington Stone mit Texten, die angeblich aus der Feder eines gewissen George Boston stammen (hmm...), zusammengefügt - und es ist nicht immer klar, wo Realität und Fantasie beginnen oder enden. Diese beeindruckende Aufnahme fügt dem Gesamterlebnis des Albums eine weitere Dimension hinzu.

Die DVD ist sowohl in der CD-Version als auch in der limitierten Vinyl-Veröffentlichung enthalten und bietet einen 5.1-Surround-Mix sowie eine ziemlich fesselnde Diashow, die gleichzeitig mit der Musik abgespielt wird. Anders als bei den meisten visuellen Begleitungen handelt es sich dabei nicht um das gleiche Dutzend Bilder in einer Endlosschleife, sondern um einen unterhaltsamen Anblick für diejenigen von uns, die solche Erfahrungen mögen. Es ist wirklich eine ganz andere Dimension, wenn man mit solchen Bildern in Surround-Sound eingetaucht ist. Hintergrundmusik ist das nicht.

Für diejenigen unter uns, die große Tull-Fans sind, ist es ein Trost und ein Vergnügen, ein Album von solcher Qualität zu haben, das wir unserem Hörrepertoire hinzufügen können. Diese riskante Veröffentlichung hätte eine große Enttäuschung sein können, aber ich bin froh, berichten zu können, dass es genau das Gegenteil ist: eine überraschend exzellente Platte mit Tull-inspiriertem Material, das auf Anhieb gefällt und mit jedem weiteren Hören noch besser wird. Ähnlich wie die Alben, von denen es inspiriert wurde, ergreift Still Thick As A Brick Ihre Aufmerksamkeit und ist vorbei, bevor Sie es merken. Dieses Album könnte leicht in den Top 10 des Jahres landen (kein Wortspiel). Fantastisch!

Lorne Murphy (06/2021)

Rewiew "Still Thick as a Brick" - Vinyl-Fan

Vinyl-Fan.de (Deutschland)

Die Latte für kommende Prog-Rock-LPs ist sehr hoch gehängt

„Still Thick As A Brick“ - dies ist wohl eines der besten Prog-Platten unserer Tage und alles andere als eine Kopie des berühmten Klassikers von Jethro Tull! Lutz Meinert hat mit dem neu gegründeten Projekt „Reflection Club“ ein höchst aussergewöhnliches Konzeptalbum geschaffen, das in seiner Art sehr selten ist. Die Review erklärt, was dahinter steckt.

Der Aufwand hinter diesem Gesamtkunstwerk wird vielleicht erst deutlich, wenn man sich die beiliegende DVD ansieht. In der aufwändigen Diashow kommen Punkt- und Takt-genau die zur Musik passenden Bilder, welche damit den künstlerischen Inhalt projizieren. Man kann ahnen, wie lange Lutz Meinert daran gesessen hat. Abgesehen mal von den zweifellos auch arbeitsreichen Studio-Aufenthalten und der Gestaltung von Cover und der beiliegenden Zeitung. Apropos Aufnahmen: da dieses Album bereits vielfach in der Presse beschrieben und gelobt wurde, möchte ich hier in dieser Rezension den Blick auf die Vinyl und deren Gesamteindrücke richten.

Für alle Vinyl-Fan-Leser, welche diese Platte noch nicht kennen oder etwas darüber gehört haben, hier erst mal die Infos über die Musik und deren Hintergründe.

„Still Thick As A Brick“ ist ein Idee von Lutz Meinert, einem Multi-Talent, Musiker und Produzent. Dass er mit diesem Projekt auch gleich mal Dolby-Surround 5.1-Klangwelten realisiert, schmälert nicht den Umstand, dass er damit auch ein ihn prägendes Werk seiner Jugend auf höchst ansprechende Weise in Erinnerung ruft. „Thick As A Brick“ war 1972 ein prägendes Werk der Rockgeschichte, das nun veröffentlichte „Still Thick As A Brick“ ist allerdings keine Kopie davon!

Obwohl die Stilistik des Klassikers verblüffend gut aufgegriffen ist, hat diese 2021er LP doch eine eigene Charakteristik. Mit typisch englischem, snobistisch angehauchten Charme wird die Geschichte des (frei erfundenen) Finanzgenie George Boston erzählt. Der Progressive Rock ist in seiner ganzen Ausprägung zu erleben. Meinert und seine Mitspieler/Mitspielerinnen haben sehr geschickt eine Menge musikalische Ideen reingepackt, von wie die in Tulls Vorlage präsenten Folk-Elementen über Streicher, Sitar und Dudelsäcken bis hin zu jazzigen Parts und vielen Details mehr. Alles wirkt perfekt inszeniert und auf den Punkt genau gespielt.

Das deutet auf erstklassige Musiker hin. Schon der an den jungen Ian Anderson erinnernde Gesang des Briten Paul Forrest macht einen wesentlichen Teil auf die Wirkung dieser Musik aus. Nils Conrad besticht mit seinen klasse Gitarrist-Parts, die zwar immer wieder hervorstechen, im Gesamtkonzept aber gut eingebunden wirken. Sehr stark und ebenfalls extrem prägend ist das Flötenspiel der Amerikanerin Ulla Harmuth, wobei sie an diesem Instrument auch von Paul Forrest unterstützt wird. Lutz Meinert selbst ist als Multi-Instrumentalist unterwegs, seine Orgelläufe sind in jedem Fall ein weiterer Genuss im Prog-Geschehen dieser Platte. Die als „Gäste“ deklarierten Namen sind wohl ebenfalls erfunden wie die ganze Geschichte von „Still Thick As A Brick“, vermutlich werden deren Instrumente von den Haupt-Protagonisten gespielt.

So, jetzt habe ich doch mehr auf den Inhalt geblickt als auf die Schallplatte selbst. Also dann jetzt: die mir vorliegende dunkelblau marmorierte und leicht durchscheinende Vinyl-Scheibe ist klanglich durchaus sehr ansprechend, insbesondere bei den sehr präsenten akustischen Abschnitten. Die Feinzeichnung ist gelungen, wenn auch die mangelnde Tiefenstaffelung bzw. Räumlichkeit auf eine typisch digitale Aufzeichnung hindeutet. Dementsprechend könnte auch die Dynamik etwas umfangreicher sein. Trotzdem wirkt das gesamte Klangbild homogen und ausdrucksstark, was meiner Meinung nach auf die gekonnten Arrangements und zugleich die künstlerische Darbietung zurückzuführen ist. Die Pressung selbst ist nicht perfekt, aber trotz des verwendeten farbigen Vinyls in Ordnung.

Toll ist auf jeden Fall die gesamte Gestaltung, die neben dem Klappcover auch das Magazin „Rellington Stone“ beinhaltet, welches einer (kleinen) Zeitung nachempfunden ist. Darin sind neben natürlich frei erfundenen Stories auch die Songtexte abgebildet. Schön ist auch, dass neben der oben erwähnten DVD zusätzlich eine CD enthalten ist, schließlich kann man damit „Still Thick As A Brick“ auch im Auto genießen. Und, dass es ein Genuss ist, kann man als Rockfan auf jeden Fall sagen. Denn dieses Werk ist trotz seiner gewollten Nähe zum 72er „Thick As A Brick“ ein eigenständiges Projekt, das sich vom Makel des Nachahmen sehr schnell löst, sobald man es sich anhört.

Mit „Still Thick As A Brick“ ist die Latte für kommende Progrock-Schallplatten im Jahre 2021 sehr hoch gehängt - mal schauen, ob die jemand reißt.

Manfred Krug (03/2021)